Vorfachschnur für Karpfen

Weich oder steif?

Wähle das richtige Vorfachmaterial zum Karpfenangeln

Ganz grob kannst Du die erhältlichen Vorfächer zum Karpfenangeln in drei Typen aufteilen: weiches Geflecht, steifes Material aus Nylon oder Fluorocarbon und geflochtene Vorfachschnur, die durch eine Beschichtung versteift wird.

Geflochtenes Vorfachmaterial hat viele Vorteile: An dem weichen Material bleibt der Haken beweglich und kann sich gut drehen, um in der Unterlippe des Fisches zu fassen. Sinkendes Geflecht schmiegt sich unauffällig an den Grund. Außerdem kann der Köder am geflochtenen Vorfach leicht und aus jeder Position von dem Karpfen eingesaugt werden.

Nur nicht auffallen! Im Idealfall legt sich unser Rig flach auf den Grund – und kann somit nur schwer von den Karpfen gesehen oder beim Fressen berührt werden. Auf hartem Grund gibt's in dieser Hinsicht keinen gravierenden Unterschied zwischen weichen und steifen Vorfächern. Doch angeln wir auf weichem Boden, hat steifes Material einen Nachteil: Es steht sehr unschön im großen Bogen ab, wenn das Blei im Schlamm versinkt (1). Geflecht hingegen passt sich besser an und liegt deutlich unauffälliger am Grund (2).

Geflochtenes Vorfachmaterial hat definitiv einige Vorzüge, aber in vielen Situationen auch echte Nachteile. So kommt es mit dem weichen Material viel öfter zu Verwicklungen beim Werfen. Mit einem steifen Fluorocarbon-Rig oder einem Vorfach aus beschichtetem Geflecht hingegen kannst Du fast zu 100 Prozent sicher sein, dass Deine Montage fangfähig am Grund landet.

Die Verwicklungsgefahr kannst Du allerdings minimieren, indem Du einen PVA-Beutel an den Haken hängst oder gleich die ganze Montage in den wasserlöslichen Sack steckst. Gute Tipps dazu findest Du in dem Artikel „Mit Sack und Pack". So ein Beutel kostet aber auch einiges an Wurfweite.

Auch eine prima Möglichkeit, um die „Flugsicherheit" von geflochtenen Karpfen-Rigs zu erhöhen: Ein PVA-Stick mit Grundfutter, der mit einer langen Nadel auf das Vorfach gefädelt wird. Verwicklungen so gut wie ausgeschlossen! Allerdings nicht zu empfehlen an Gewässern mit gutem Brassenbestand...

Ein steifes Vorfach hat aber nicht nur Vorteile im Flug, sondern auch bei der Landung. Das schwere Blei kommt immer zuerst am Grund auf. Der Köder fällt anschließend ungebremst hinterher. Bei einem weichen Vorfach wird er mehr oder weniger direkt neben dem Blei landen. Im ungünstigsten Fall fängt der Haken dabei sogar irgendein Bauteil Deiner Montage. Anders bei einem steifen Rig: Während der Köder absinkt, wird er von dem wenig flexiblen Material weggedrückt und kommt weiter Entfernt vom Blei auf.
Stiff Rig mit ausbalanciertem Karpfenköder
Steife Vorfächer machen dem Karpfen die Köderaufnahme etwas schwerer. Ein ausbalancierter Köder gleicht das aber teilweise wieder aus.

Gut ausbalancierte, ganz langsam sinkende Köder werden besonders gut von dem steifen Rig weggedrückt. Dein Vorfach liegt dann fast gestreckt am Grund – weit weg vom verräterischen Blei. Hier findest Du mehr über ausbalancierte Boilies und Partikelköder.

Wenn Du Deine Karpfenmontagen eh mit dem Boot ablegst, spielen die bisher angesprochenen Nachteile von geflochtenem Vorfachmaterial natürlich kaum mehr eine Rolle. Andere allerdings schon...

Beim Angeln in fließenden Gewässern neigen Rigs aus weichem Geflecht zu Verwicklungen. Besonders schlimm ist es an Kanälen, an denen die Strömungsrichtung bedingt durch Schleusen und Schiffsverkehr auch noch ständig wechselt. Nimm hier zur Sicherheit immer ein steifes Vorfach!

Wo ständig Brassen oder andere Weißfische an unseren Boilies knabbern, haben steife Vorfachmaterialien ebenfalls die Nase vorn. Aus weichem Geflecht machen die ungebetenen Gäste auf dem Futterplatz schnell ein unfängiges Knäuel.

Karpfen mögen Krebse – und Krebse mögen Boilies! Dass die gepanzerten Tierchen an unseren Ködern knabbern, lässt sich kaum vermeiden. Aber Du kannst dafür sorgen, dass Deine Montage fangfähig bleibt, indem Du ein steifes Rig aus dicker Mono oder Fluorocarbon einsetzt. Das bekommen auch die Scherenträger garantiert nicht verknotet!

Steife Vorfächer verbinde ich immer flexibel mit dem Rest der Montage – über einen Wirbel mit zusätzlichem Ring (Ring Swivel) oder eine Schlaufe. Dieses „Gelenk" sorgt dafür, dass sich das Rig besser auf den Grund legt. Zusätzlich erleichtert es dem Karpfen die Aufnahme des Köders.

Beschichtetes Vorfachmaterial ermöglicht es Dir, die Vorteile beider Vorfachtypen zu verbinden. Entfernst Du zum Beispiel auf den ersten Zentimetern vor dem Haken die Beschichtung, kann der Haken schön frei drehen. Trotzdem bleibt der Hauptteil des Vorfachs steif. Diese Variante ist vielleicht nicht ganz so verwicklungsresistent wie ein komplett steifes Rig – aber schon deutlich sicherer als eines aus weicher Geflochtener. Hier zeigen wir Dir vier Kombi-Rigs.

Fazit: In den meisten Situationen setze ich mittlerweile auf durchgehend oder teilweise steife Vorfächer. Nur auf sehr weichem Grund überwiegen in meinen Augen die Vorteile der Geflochtenen. Aber egal, wofür Du Dich entscheidest, ganz wichtig ist immer, dass Rig und Haken auch zu dem jeweiligen Vorfachmaterial passen. Nur wenn alle Komponenten harmonieren, wird Dein Karpfenvorfach auch optimal arbeiten.


Fotos: Tobias Norff (11), Florian Läufer / www.angelfoto-archiv.de (3), Arnulf Ehrchen (1) / Illustration: Bastian Gierth

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