Karpfen im Sommer

Karpfenangeln im Sommer

Hier findest Du Tipps für die heißeste Zeit des Jahres

Beginnen wir dort, wo der Artikel „Karpfenangeln im Frühjahr” endet – mit der Karpfenlaichzeit! Diese Phase des Jahres kann sehr schwierig sein, aber bietet auch Chancen auf echte Sternstunden. Die Hochzeit beginnt häufig bei einer Wassertemperatur zwischen 18 und 20 Grad. Diese Werte erreichen flache Seen natürlich deutlich eher als tiefe. In der Regel ist es zwischen Mai und Juni soweit.

Ronnie Rig
Pop Ups in knalligen Farben werden von den Karpfen oft aus reiner Neugier eingesaugt.

Während des Laichens nehmen die Karpfen wenig bis gar keine Nahrung auf. Mit einem auffälligen Köder – hier ein Pop Up am Ronnie Rig – gelingt es trotzdem immer wieder, den einen oder anderen zu erwischen. Auf keinen Fall solltest Du jetzt aber mit größeren Futtermengen arbeiten!

Es laichen nicht unbedingt alle Karpfen eines Gewässers auf einmal. Oft wird zum Beispiel beobachtet, dass die kleineren Exemplare früher dran sind. Es gibt also immer einige Fische, die noch nicht vollständig im „Liebestaumel” sind und einen kleinen Happen nehmen. Milchner – also männliche Fische – scheinen während der Laichzeit eher an den Haken zu gehen, als die prallen Damen.

Dieser bullige Milchner nahm einen pinken Pop Up am Chod Rig, während die Hochzeit überall um ihn herum schon in vollem Gange war.

Sinkt die Wassertemperatur aufgrund von starkem Regen oder einem Kälteeinbruch, unterbrechen die Karpfen ihre Fortpflanzungsbemühungen. Oft ziehen sie sich wieder in etwas tieferes Wasser zurück, bleiben aber in der Nähe des Laichgebietes. Am Eingang zur flachen Bucht liegen Deine Köder nun also goldrichtig!

Rund um die Laichzeit ist es besonders wichtig, häufig am Gewässer zu sein und die Augen offen zu halten – um die Laichgebiete zu entdecken, aber auch, um herauszufinden, wie weit die Karpfen mit ihrer Fortpflanzung sind. Denn direkt im Anschluss daran wird's richtig spannend ...

Bei etwa 21 Grad Wassertemperatur fühlen sich Karpfen am wohlsten. Ihr Stoffwechsel läuft nun optimal und die Fische nehmen eine Menge Nahrung auf, um ihre Reserven nach dem anstrengenden Laichgeschäft wieder aufzufüllen. Mit dem gezeigten Fish Hawk GTM kannst Du übrigens ganz bequem die Wassertemperaturen in verschiedenen Tiefen messen.

Jetzt ist die Zeit, in der Du mit großen Futtermengen richtig was erreichen kannst. Gelingt es Dir, die Karpfen einige Tage nach dem Laichen abzupassen, sind Sternstunden fast garantiert. Konzentriere Dich am besten auf die vorherigen Laichgebiete, beziehungsweise etwas tieferes Wasser in deren Nähe.

Ob beim Anlegen eines Langzeitfutterplatzes oder direkt beim Angeln – während des ganzen Sommers kannst Du grundsätzlich sehr gut über Futter zum Erfolg kommen. Aber einfach „blind” irgendwo abkippen ist natürlich trotzdem kontraproduktiv.

Nach der Laichzeit konzentriert sich der gesamte Karpfenbestand – oder zumindest ein Großteil davon – häufig auf einen recht kleinen Bereich. Mit Fortschreiten des Sommers verteilen sich die Fische wieder verstärkt über das ganze Gewässer und ziehen viel umher. Du musst also schon gucken, wo Dein Futter sinnvoll zum Einsatz kommt.

Das Wasser ist jetzt in allen Tiefen ausreichend warm. Grundsätzlich können im Sommer daher nahezu alle typischen Ecken interessant sein. Schatten spendende, überhängende Büsche und Bäume sind aber auf jeden Fall einen Versuch wert!

Genauso gut kann es aber auch an der Kante zum tieferen Wasser gut laufen. Achte im Sommer drauf, mit Deinen zur Verfügung stehenden zwei oder drei Ruten einen möglichst großen Tiefenbereich abzudecken. An den Gewässern, die ich befische, finde ich die Karpfen im Sommer häufig zwischen 1 und 5 Meter.

Nie verkehrt, aber vor allem im Sommer eine gute Idee: Suche die Nähe von Kraut! Das frische Grün spendet den Karpfen Deckung und bietet zudem Nahrung im Überfluss.

Dasselbe gilt für Seerosen. Unter dem grünen Blätterdach stehen im Sommer eigentlich immer ein paar Karpfen.

Das warme Wasser macht (kurze) Tauchausflüge auch ohne Neoprenanzug möglich. Mit Brille und Schnorchel lernst Du Dein Gewässer von einer ganz anderen Seite kennen und entdeckst Fraßspuren von Karpfen, Lücken im Kraut und vieles mehr. Voraussetzung dafür ist natürlich relativ klares Wasser.

Egal, für welche Art von Hotspot Du Dich entscheidest: Im Sommer solltest Du dabei stets die Sprungschicht im Auge behalten. Unterhalb dieser Grenze gibt es in vielen Gewässern kaum noch Sauerstoff. Das wissen die Fische natürlich und meiden diesen Bereich. Im Sommer kannst Du also eher zu tief als zu flach angeln. Mehr zu diesem spannenden Thema erklären wir im Artikel „Finde die Sprungschicht”.

Vor allem in kleinen, windgeschützten Seen kann im Hochsommer der Sauerstoff knapp werden. Unter solchen Umständen solltest Du auf Futter vollständig verzichten, um das Gewässer nicht noch zusätzlich zu belasten.

Da die Karpfen in solchen überhitzten, sauerstoffarmen Seen kaum noch fressen, weiche ich in der Regel gleich an große, tiefe Gewässer aus. Dort finden die Karpfen auch im heißesten Sommer noch gute Lebensbedingungen vor und fressen weiter mit Appetit meine Boilies.

Apropos Sauerstoff: Das lebenswichtige Element ist im Sommer der ausschlaggebende Faktor bei der Suche nach den Karpfen. Das Wasser ist überall warm, aber der Sauerstoffgehalt im Gewässer eben nicht überall gleich hoch. Weht ein kräftiger Wind, solltest Du das nutzen und unbedingt dort aufbauen, wo die Wellen ans Ufer klatschen und das Wasser mit Sauerstoff anreichern. Die Karpfen folgen dem Wind – auch zu anderen Zeiten, aber ganz besonders im Sommer!

Für mich die denkbar schlechtesten Bedingungen zum Karpfenangeln im Sommer: Es ist heiß, kein Wölkchen steht am Himmel, das Barometer meldet einen hohen Luftdruck und der See liegt da wie ein Spiegel. In solchen Phase geht oft wenig. Doch kommt dann der Wetterwechsel – häufig eingeleitet durch Gewitter – musst Du raus ans Wasser! Es ist, als würden die Karpfen dann regelrecht aufatmen und sich nach Tagen des Darbens so richtig die Bäuche vollschlagen.

In genau so einer „magischen” Phase nach einem Gewitter fing ich diesen ungewöhnlichen, zweifarbigen Schuppi. An dem Tag liefen die Ruten im 30-Minuten-Takt ab. Die zwei Tage zuvor gab es nicht einen Pieper. Auch wenn der Sommer an sich eine recht einfache Zeit ist, um Karpfen zu fangen, kommt es eben doch auf das richtige Timing an. Ich wünsche Dir ein glückliches Händchen dabei!


Fotos: Tobias Norff (19), Andreas Rathje (2), Björn Buchholz (1), Stefan Heerdegen  / pixelio.de (Gewitter)

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