Silbersuche im Salz
Keine Frage – Fliegenfischen auf Meerforelle liegt seit Jahren voll im Trend! Oft genug ist die feinfühlige Fischerei mit der Fliegenrute tatsächlich anderen Angelmethoden überlegen. Wer hat es noch nicht erlebt: Alle Spinnangler am Strand holen sich blutige Nasen – nur die „Fusselwerfer" fangen. Abgesehen davon macht mir das Fliegenfischen an der Küste auch einfach am meisten Spaß. Du spürst jeden kleinen Anfasser eines Fisches ganz direkt und erlebst den Drill viel unmittelbarer als an einer Spinnrute. Als Einsteiger ins Küstenfliegenfischen steht man allerdings vor unzähligen Überlegungen: Welche Rute brauche ich? Was muss ich bei der Rolle beachten? Wie sieht das perfekte Vorfach aus? Und natürlich: Welche Fliegenmuster dürfen in der Box keinesfalls fehlen? Im folgenden Artikel schildere ich meine Erfahrungen und Vorlieben, die auf unzähligen Meerforellentrips an die deutsche, dänische, norwegische und südschwedische Küste beruhen.
Meerforellen lassen sich ausgesprochen gut mit der Fliege überlisten. So ein kleines, haariges Ding passt einfach zu jeder Jahreszeit perfekt ins Beuteschema! In Sachen Wurfweite haben wir mit der Fliegenrute natürlich das Nachsehen gegenüber den Spinnfischern. Aber darauf kommt es gar nicht immer an: Oft suchen die Fische ihre Nahrung in unmittelbarer Ufernähe – selbst für Einsteiger mit der Fliege problemlos zu erreichen!
Es fühlt sich anfangs komisch an: Wasser bis zum Horizont und man fischt gefühlt nur vor den Füßen. Aber das Vertrauen in die Sache stellt sich spätestens mit der ersten gefangenen Meerforelle ein. Und mit jedem Küstentrip verbessern sich auch Deine Fähigkeiten beim Werfen: Nach und nach wirst Du Deine Meerforellenfliege 15, 20 und später vielleicht sogar 30 Meter hinausbefördern. Damit deckst Du den Großteil der Bereiche ab, in denen die „Silberbarren" auf Nahrungssuche gehen.
Ein großer Unterschied zum Fliegenfischen im Süßwasser: Die oft harten Bedingungen verlangen Deiner Ausrüstung eine Menge ab! Wind und Wellen lassen das salzige Wasser fast überall hin gelangen – für minderwertige Rollen meistens nach kurzer Zeit das Aus! Kommen wir also erst mal zu meinen Gerätetipps...
Fliegenrute und Fliegenrolle
Ich bevorzuge zum Küstenfischen etwa 9 bis 9,6 Fuß lange Fliegenruten der Klasse #7 bis #8. Eine möglichst leichte, salzwasserfeste Fliegenrolle in passender Größe rundet die Ausrüstung ab. Achtet auf jeden Fall auch auf eine gute, ruckfrei arbeitende Bremse, denn an der Küste lauern ganz andere Gegner als im heimischen Bach...
Die größte Herausforderung beim Werfen an der Küste ist zweifellos der Wind: Eine Fliegenrute mit ordentlich Rückgrat, um auch größere Schnurlängen in der Luft halten zu können, ist schon mal die halbe Miete.
Fliegenschnur
Im Prinzip kannst Du mit jeder für weite Würfe (WF-Schnüre) mit schwereren Fliegen ausgelegten Schwimmschnur auf Meerforelle fischen. Bei mir haben sich seit einigen Jahren allerdings auf ganzer Länge leicht einsinkende Intermediate-Schnüre – auch Hover-Schnüre genannt – durchgesetzt. So eine Fliegenschnur bietet dem Seitenwind wenig Angriffsfläche und ermöglicht so immer einen direkten Kontakt zur Fliege.
Super wichtig und für mich beim Fliegenfischen an der Küste nicht mehr wegzudenken: der Schnurkorb. Diese Plastikwanne mit innenliegenden Kunststoffhöckern nimmt Eure Leerschnur auf und erleichtert beim Werfen das Schießenlassen der Schnur. Auch verhindert die Ablage an der Hüfte, dass sich die Schnur zum Beispiel im Tang verheddert oder an Steinen und Muscheln Schaden nimmt. Hier zeigen wir, wie Du einen Schnurkorb selber bauen kannst.
Vorfachaufbau
Am Ende der Fliegenschnur (1) befestige ich mit einer Schlaufenverbindung (2) ein acht bis zehn Fuß langes Vorfach (3). Über einen Pitzenbauerring (4) wird die rund 50 bis 100 Zentimeter lange Vorfachspitze (5) angeknotet. Die Fliege (6) befestige ich mit einem Rapala-Knoten, damit sie beweglich bleibt und auch bei langsamer Führung verführerisch spielt.
Vorfach
Hier bevorzuge ich Intermediate-Polyleader. Diese kunststoff-ummantelten Vorfächer rollen beim Werfen schlichtweg gleichmäßiger ab als die üblichen konisch gezogenen Vorfächer. Eine Scheuchwirkung der etwas auffälligeren Polyleader konnte ich bisher absolut nicht feststellen.
Vorfachspitze
Die Vorfachspitze (das sogenannte Tippet) besteht bei mir aus 0,25 Millimeter starkem Fluorocarbon. In Großfischrevieren wie Südschweden oder Bornholm und bei vielen Hindernissen im Wasser kommt auch schon mal ein 0,28er zum Einsatz.
Mit perfekt abgestimmtem Gerät kommt Ihr auch beim Drill solcher Ausnahmenfische nicht in Verlegenheit. Fehlt nur noch die richtige Fliege, oder? Aber auf die werfen wir jetzt einen Blick...
Meerforellenfliegen
Meerforellen fressen so ziemlich alles vom unscheinbaren Flohkrebs bis zum Kleinfisch. „Fischige" Muster wie Streamer gehören auf jeden Fall in Eure Box.
Eine meiner absoluten Favoritenfliegen ist dieses Muster namens Snappy. Was die Meerforelle in dieser recht luftig gebundenen Küstenfliege sieht? Gute Frage! Dieses Universalmuster imitiert quasi alles von der Garnele bis zum Stichling.
Garnelen-Muster gehören unbedingt in Deine Box! Und was hier aussieht wie ein Köder für Kleinforellen, ist ein ganz heißer Tipp für helle Tage und klares Wasser. Diese unscheinbare Garnelen-Imitation namens Natural Born Shrimp hat mir schon Forellen über 80 Zentimeter gebracht. Irre, dass sich solche Fische so einen Mini-Snack einverleiben, oder?
Gibt es in verschiedenen Formen, Farben und Größen: Meerforellenfliegen mit Gummibeinchen wie dieses Muster mit dem eleganten Namen Madame Salt. Manchmal sind die Forellen geradezu verrückt nach diesem gewissen Extra an Bewegung!
Noch ein wichtiger Tipp zum Schluss: Watet nicht sofort bis zum Bauchnabel ins Wasser, sondern fischt erst mal von Land aus mit kurzen Würfen den Uferbereich ab. Wenn Ihr gleich den Platz mit weiten Würfen beharkt, zieht Ihr die gut sichtbare Fliegenschnur eventuell über ufernah stehende Fische hinweg – und die würden sofort Reissaus nehmen!
Das Tolle am Fliegenfischen auf Meerforelle: Selbst wenn die Fische ultra-heikel sind und sich auf kleinste Nahrung eingeschossen haben, seid Ihr mit der Fliegenrute noch auf Erfolgskurs. So gesehen könnt Ihr an 365 Tagen im Jahr an der Küste erfolgreich fischen – Tage mit Sturm oder Orkan natürlich ausgenommen...
Fotos: Holger Bente (16), Carsten Scharf (3) / Illustration: Bastian Gierth
Du willst mehr wissen? Unser 240 Seiten starkes Buch FLIEGENFISCHEN – so legst Du los! liefert Dir alles, was Du als Einsteiger übers Fliegenfischen wissen musst – und noch eine ganze Menge mehr: Wir erklären ausführlich das Gerät von der Rute bis zur Vorfachspitze und wie Du Deine ersten Würfe meisterst. Im großen Praxisteil geht's direkt ans Wasser: Wir zeigen, wie Du mit der Fliege am heimischen Forellensee punktest. Du erhältst eine ausführliche Anleitung, wie Du Rapfen und Hechte überlistest und worauf es beim Fliegenfischen an der Küste auf Meerforelle, Hornhecht & Co. ankommt. Und auch das etwas anspruchsvollere Fischen auf Forellen und Äschen an Bach und Fluss schildern wir detailliert und geben zusätzlich Profitipps. Weitere Infos über unser Fliegenfischen-Buch findest Du bei uns im Dr. Catch-Shop.
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