Angeln rund um Hirtshals
Angeln in Hirtshals – da geht es doch unweigerlich um schaukelige Kuttertouren aufs legendäre Gelbe Riff, stimmt's? Nein. Weit gefehlt! Wir haben auf einem herbstlichen Kurztrip das Binnenland, die Küste und – ganz ohne Kutter geht's natürlich nicht – das Dorschangeln dicht unter Land getestet. So sehr man als Tourist von den endlosen Sandstränden hier im Norden Dänemarks beeindruckt und begeistert ist, so fasziniert waren wir vor allem von den vielen anglerischen Hotspots, die hier gar nicht weit auseinanderliegen: gut ausgebaute Molen, die wie für uns Angler gemacht erscheinen, Dorschreviere in Sichtweite der Küste und eine Meerforellen-Au, die sich durch ein schon fast verwunschen wirkendes Tal schlängelt. Obwohl die Zeit für unsere Vorhaben recht knapp getaktet war, habe ich mit Angelkollege Timo Keibel eine Menge Fisch ans Band bekommen. Wo und wie Du in dieser beliebten Urlaubsregion mit krummen Ruten rechnen kannst, verraten wir im folgenden Bericht.
Für Angler gibt es kaum einen besseren Start: Schlüssel abholen, ab zum komfortablen Ferienhaus (eine super Auswahl findest Du bei Feriepartner) und erst mal sämtliches Gerät auspacken, montieren und Pläne schmieden – Vorfreude pur! Unser Quartier liegt auf einem großzügigen Grundstück im malerischen Küstenort Lønstrup.


Betrachten wir die Region rings um Hirtshals mal mit etwas Abstand: Von Lønstrup an der Nordsee aus ist es nur eine Autostunde bis nach Frederikshavn an der Kattegatseite und keine 30 Minuten bis zum Fährhafen Hirtshals – für Angeltrips absolut entspannte Anfahrtszeiten. Noch ein immenser Vorteil der geografischen Lage: Bei schwierigen Windverhältnissen an der Westküste kannst Du recht fix an die Ostsküste ausweichen – oder umgekehrt.
Lønstrup Mole
"Wozu in die Ferne schweifen?" Dieser Gedanke liegt einfach zu nah, um ihn nicht umzusetzen, wenn man sein Ferienhaus schon in Lønstrup hat. Die vorgelagerten Steinschüttungen bieten eine willkommene Unterbrechung der ansonsten recht gleichförmigen Sandstrände. Hier sammelt sich Nahrung und wo Nahrung ist, sollte Fisch nicht weit sein.
Die Hauptmole direkt vor Lønstrup ist sogar betoniert und somit gut begehbar. Da hier noch ein Plätzchen frei ist, entschließen wir uns, mal ein paar Naturködermontagen in die Nordsee zu feuern. Vom Parkplatz am Nordre Strandvej sind's keine 5 Minuten Fußweg auf die Mole – für Brandungsangler mit schwerem Gepäck eine richtig feine Sache!
Zwar ist von echter Brandung hier nix zu sehen, aber die vorgelagerten Sandbänke riechen geradezu nach Plattfisch. Außerdem stand hier am Vortag mächtig die Welle drauf. Eigentlich nicht die schlechtesten Voraussetzungen ...
Da auch bei ruhigem Wetter bisweilen eine kräftige Strömung herrschen kann, solltest Du auf jeden Fall eckige Brandungsbleie im Gepäck haben, damit Deine Montage auch dort bleibt, wo Du sie haben möchtest. Bei richtig Welle und Druck im Wasser sind manchmal sogar Krallenbleie unumgänglich.
Zahlreiche Zuppelbisse und viele blitzblank abgenagte Haken später haben wir Gewissheit: Heute sind die Krabben schneller als die Platten. Speziell im Spätsommer und Frühherbst können diese kneifenden Plagegeister effektives Fischen fast unmöglich machen.
Das Schöne an der Westküste: Solch herrliche Abendstimmungen wiegen hier einen etwas bescheideren Angeltag jedes Mal auf. Dafür geht's am Folgetag dann auf eine ganz besondere Mole im Anglermekka Nordjütlands ...
Hirtshals Mole
Gut, wenn man Ausweichmöglichkeiten und kurze Wege hat: Mit dem Auto fahren wir am Folgetag über den Vestmolevej fast direkt bis an den Molenkopf der Westmole in Hirtshals.
Nur rund 20 Schritte vom Auto entfernt stehst Du hier an einem der wohl komfortabelsten Molenangelplätze Dänemarks: Das Geländer schützt vor einem unfreiwilligen Bad und ist zudem als praktischer Rutenständer zu gebrauchen.
Trotz fürs Fischen viel zu schönem Wetter mit strahlend blauem Himmel und Dauer-Sonnenschein finden unsere Watt- und Seeringelwürmer hier laufend Interessenten. Und diesmal mischt sich nicht eine einzige Krabbe unter die hungrigen Meeresbewohner. Neben kleinen Dorschen, Wittlingen und Lippfischen schnappen sich auch solche Köhler die Köder.
Immer top zum Fischen von Molen: die Buttlöffel-Montage. Gerade wenn die Fische nicht sehr aktiv unterwegs sind, kannst Du sie mit dieser Methode zumeist fix aufspüren. Und obwohl wir hier in Hirtshals in einem Hafen angeln, scheint der Untergrund bemerkenswert rein zu sein, denn wir bekamen mit unseren Grundmontagen nicht einen einzigen Hänger beim aktiven Fischen!
Die Buttlöffel-Montage hat geliefert: klasse Flunder bei Kaiserwetter! Die platten Gesellen treiben sich fast das ganze Jahr über im Hafenbereich und damit in Reichweite der Molenangler herum.
Was Du speziell in Fährhäfen wie dem von Hirtshals im Blick haben solltest: Du ahnst es schon – die Fähren! Gerade wenn Du weiter Richtung Fahrrinne angelst, bekommst Du hier in Hirtshals oft ganz schön zu tun, denn die großen Schiffe fahren hier gefühlt fast ein und aus wie in einem Taubenschlag.
Allerdings wühlen die dicken Dampfer auch mächtig den Grund auf, was so manch hungrige Mäuler auf den Plan ruft: Der feine Dorsch von Timo knallte mitten in der Fahhrrinne auf den Wattwurm und machte an der Feederrute ordentlich Alarm.
Hirtshals Riff
Die Palette an Fischarten, die Dir von der Mole in Hirtshals an den Haken gehen können, ist zweifellos schon recht beeindruckend. Unsere Blicke blieben beim Fischen im Hafen aber immer wieder am markanten Leuchtturm nur anderthalb Kilometer südwestlich der Mole hängen, denn dieser markiert weithin sichtbar ein ganz spezielles Küstenrevier.
Direkt hinter dem Leuchtturm erstreckt sich ein rund zwei Kilometer breites Steinriff. Da die dänische Westküste ansonsten überwiegend strukturarm ist, wirkt dieses Areal geradezu unwiderstehlich auf einen Fisch, der sich in den letzten Jahren immer stärker an der dänischen Nordseeküste verbreitet hat und für den dieser Küstenabschnitt das perfekte Jagdrevier darstellt: der Wolfsbarsch.
Traumfische von über 60 oder sogar 70 Zentimeter, wie dieses Prachtexemplar vom Dänen David Nielsen – gefangen an einem Strand an der Westküste – gehen immer wieder an die Haken von Spinnfischern und Brandungsanglern.
Løkken Mole
Da am Hirtshals Riff immer noch kräftige Wellen über die Felsen schlagen und das Wasser lehmig braun eingetrübt haben, weichen wir aus: Nur rund 20 Autominuten südlich von unserer Basisstation in Lønstrup wartet hinter auf den Strand gezogenen Fischerbooten ein weiterer exponierter Platz, der für Angler geradezu geschaffen ist: die Mole von Løkken.
Vom Parkplatz direkt am Ende des Sdr. Strandvej sind es nur wenige Meter, bis Du auf der rund 230 Meter langen Mole stehst.
Obwohl die Mole in Løkken vor allem als sehr guter Plattfischplatz bekannt ist, steht uns der Sinn nach Wolfsbarsch! Spinnrute, Kescher, ein paar Gummiköder und schwere Meerforellenblinker genügen als Ausrüstung.
Zwar liefert der Sonnenuntergang von der Mole feine Fotomotive, aber die Wölfe zieren sich. Doch dass sie auch hier von der Mole regelmäßig an den Haken gehen, bestätigt uns ein dänischer Angler, den wir abends beim Fischen treffen. Weitere top Spots für Wolfsbarsch sind in dieser Region übrigens die Steinpackungen vor Lønstrup und die vier kleinen Molen etwas weiter nördlich vor Skallerup.
Neue Mole Frederikshavn
Zu viel Wind aus West? Dafür gibt's eine Lösung: Seit 2019 ist die neue Nordmole von Frederikshavn auch für Angler geöffnet. Satte zwei Kilometer (!) erstreckt sich dieser Betonbau hinein ins Kattegat. Klingt nach Schwerstarbeit, das ganze Gerät bis an den Molenkopf zu schleppen? Ist es aber nicht! Direkt am ausgeschilderten Parkplatz beim Nordhavnsvej kannst Du Dir kostenlos einen praktischen Transportwagen leihen. Einfach ein 10-Kronenstück einstecken, Wagen entriegeln, bepacken und los geht's!
Diesen Kurztrip nach Frederikshavn hatten Timo und ich bereits am Abend des Anreisetags unternommen. Allerdings waren wir etwas spät dran, um noch eine der erhofften Makrelen an den Haken zu bekommen, die hier im bis zu 17 Meter tiefem Wasser ihre Bahnen in bequemer Wurfweite der Angler ziehen.
Hochseeangeln Hirtshals
Wenn man schon in einer der Angelkutter-Hochburgen Dänemarks ist, muss man das auch ausnutzen: Einen Tag geben wir uns das komplette Kontrastprogramm zu einem beschaulichen Angelabend auf der Mole – es geht auf den Kutter! Wir haben eine küstennahe 6-Stunden-Tour auf der MS Albatros I vor uns. Während diese küstennahen Kurzstrips im Sommer oft von Touristen zum Makrelenangeln genutzt werden, steht diesmal Dorsch auf dem Programm.
Neben Timo ist noch Angelfreund Andre mit von der Partie, der zufällig seinen Herbsturlaub in Lønstrup verbringt. Nur 40 Minuten, nachdem wir den Hafen von Hirtshals verlassen haben, ertönt bereits das Signal zum Angelbeginn. Sekunden später fliegen die Montagen in die hier rund 20 Meter tiefe Nordseee – nur knapp 5 Kilometer querab vor Tornby Strand.
Unsere Skepsis, ob hier draußen vor den sandigen Stränden überhaupt nennenswert Dorsch unterwegs ist, wird schnell zerstreut: Sofort landen die ersten Nordsee-Leoparden an Deck des Kutters. Die meisten Fische haben so 4 bis 8 Pfund auf den Gräten – eine prima Größe für die Küche.
Da wir recht starke Drift haben, verzichten wir zeitweise auf Beifänger, um möglichst fix mit dem Pilker den Grund und damit die Fische zu erreichen. Dass dies den Fängen keinen Abbruch tut, beweist immer wieder aufs Neue unser Bootsmann, der – wenn gerade nicht anderweitig gebraucht – einen guten Dorsch nach dem anderen am Pilker über die Reling hievt.
Dass Pilker hier eine gute Wahl sind, zeigt ein Blick in den Rachen des Fangs: Anscheinend stehen gerade Sprotten auf dem Speiseplan der Dorsche! Während bei weniger Drift sicher auch Pilker um 100 Gramm genügen, sind heute durchaus 150 Gramm oder mehr angesagt.
Auf dem steinigen Untergrund produzieren Pilker mit ihren Drillingen doch ab und an Hänger. Da Gummifische am Jigkopf deutlich weniger zum "Verankern" am Grund neigen, schicke ich auch testweise mal diese weichen Verführer zum Nordseegrund – mit Erfolg, wie sich zeigt!
Wenn's richtig gut läuft, neigt man auch mal zum Experimentieren: Der Bootsmann stellt gefrorene Garnelen zur Verfügung und ein paar Watt- und Seeringelwürmer vom Vortag sind auch noch da. Wollen doch mal sehen, was die Bartelträger zu duftenden Naturködern sagen und ob noch der ein oder andere Überraschungsfang einsteigt. An einem 2-Haken-System mit 300-Gramm-Blei lasse ich die Leckerbissen über Grund driften.
Auf die ersten vehementen Bisse muss ich tatsächlich nicht lange warten! Nachdem die Durchschnittsgröße der Dorsche auf Naturköder allerdings deutlich unter der von den Kunstköderfängen liegt, greife ich wieder zur Pilkrute. Interessantes Detail am Rande: Es gab mehr Fische auf die Garnele als auf Wattwurm.
Fazit dieser kurzen Kuttertour ab Hirtshals: Auch wenn Du hier nicht die großen Fische vom Gelben Riff erwarten kannst, ist so ein Trip absolut kurzweilig und produktiv. Noch ein dicker Pluspunkt: Selbst stärkere Winde aus östlicher Richtung – und damit ablandig – lassen hier noch ein entspanntes Fischen zu. Obwohl wir an diesem Tag Windstärken von 5 Bft hatten, gab es nur mäßigen Wellengang.
Uggerby Å
Die Region um Hirtshals bietet allerdings eine ganze Menge mehr als Meer! Ein absolutes Juwel von einer Au schlängelt sich mitten durch Nordjütland bis zu ihrer Mündung wenige Kilometer westlich von Hirtshals: die Uggerby Å. Mit Carsten, einem einheimischen Fliegenfischer, und seinem ebenfalls angelnden Sohn Mads befischen wir gleich mehrere Spots dieses Traumgewässers. Während unsere dänischen Begleiter ihre Fliegenruten klar machen, greifen Timo und ich zu Spinnruten.
Zielfisch an diesem größtenteils naturbelassenen Flüsschen ist die Meerforelle: Fische von über 10 Kilo gingen hier schon an den Haken und Exemplare jenseits der 5-Kilo-Klasse sind nichts Ungewöhnliches. Klar: "Eben mal so" an den Fluss fahren und eine Meerforelle fangen wäre wohl etwas zu optimistisch. Aber der Wasserstand passt und wir haben ein gutes Gefühl.
Da Meerforellen tagsüber – und vor allem an einem derart hellen Tag wie heute – gerne schattige Plätze aufsuchen, kommen auch kleine Schwimmwobbler ins Spiel: Du kannst die kleinen Verführer nämlich prima unter überhängende Büsche treiben lassen.
Worauf Forellen fliegen: Insider Mats greift bei seinen Meerforellentrips auf die unterschiedlichsten Muster zurück. In der zwar stellenweise schmalen, ober doch bis über zwei Meter tiefen Au musst Du die Meerforellen vom Grund oder aus den Krautfahnen locken. Voluminöse, bunte Fliegen sind hierfür wie geschaffen.
Zwar hat sich bei unserem Kurztrip keine Meerforelle erbarmt, aber das Bild von diesem Traumfisch, das mir Carsten im Nachgang schickte, motiviert mächtig für den nächsten Besuch! Weitere Infos über die zu befischende Strecke und wo Du online Lizenzen für die Uggerby Å bekommst, findest Du auf der Website vom Angelverein Hjøring.
Nach drei intensiv genutzten Angeltagen im Norden Jütlands gönnen wir uns auf der Rückfahrt noch einen kurzen Abstecher zum Wahrzeichen der Region: dem berühmten Leuchtturm Rubjerg Knude. Dieses imposante Seezeichen wurde in einer beispiellosen Aktion im Herbst 2019 rund 70 Meter landeinwärts verschoben, damit die weiter abbröckelnde Steilküste den Turm nicht in die Tiefe reißt.
Von der Aussichtsplattform des Turms blicken wir auf die beeindruckende Küstenlinie zu unseren Füßen. Für uns steht fest: Hier wird man nicht nur als Urlauber mit Vorliebe für Sonne und Strand zum Wiederholungstäter. Diese dänische Region hat auch für uns Angler mächtig Potential – und beim nächsten Mal bringen wir deutlich mehr Zeit mit ...
Tipp zum Schluss: Da Kollege Timo nicht nur gefischt, sondern auch gefilmt hat, gibt's auch ein feines Video bei Anglerboard-TV über unseren Trip. Schau mal rein!
Fotos: Holger Bente (30), Timo Keibel / www.ruteundrolle.de (9), Carsten Bregnhøj (1), David Nielsen (1) | Illustration: Bastian Gierth
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