Wie fängt man Meeräschen
Wie fängt man Meeräschen

Meeräsche angeln

Der Trick mit der Tangmade
Tangfliegen an der Küste
Nicht nur in Irland, sondern auch an der Küste der Nord- und Ostsee kommen Tangfliegen oft massenhaft vor!

Der Schlüssel zum Erfolg sind Tangfliegen – genauer gesagt, die Larven dieser Insekten. Tangfliegen legen ihre Eier vorzugsweise in angespülten, alten Tang. Je länger diese Pflanzenreste vom Wasser unberührt bleibt, um so besser können sich ihre Larven, die unseren im Angelgeschäft erhältlichen Fleischmaden sehr ähnlich sehen, entwickeln.

Alten Tang erkennt Ihr meistens daran, dass er ein ganzes Stück weit oberhalb der Flutlinie angeschwemmt wurde. Dies geschieht häufig bei Springfluten oder nach Stürmen. Wenn dann dieser Tang tage- oder wochenlang am Strand verrottet, haben in der Regel schon Tausende von Tangfliegen ihre Eier in ihm abgesetzt und dafür gesorgt, dass sich die fetten, weißen Maden entwickeln.

Um zu testen, ob der Tang madenhaltig ist, dreht oder grabt ein wenig von dem doch recht unangenehm müffelnden Material um. In dem braunen Substrat fallen die weißen Krabbler sofort auf.

Und so lockt John die Meeräschen an: Er beginnt mit dem Anfüttern bei Niedrigstand der Tide. Den Tang voller Maden transportiert er nun bis runter zum Wasser.

Von dort aus legt er eine Futterspur aus madendurchsetztem Tang bis hinauf zur späteren Flutlinie. Nach getaner Arbeit führt nun eine lange Futterstraße voller nahrhafter Maden vom Wasser bis hoch an die Küste. Den Rest erledigt dann die Flut.

Bei auflaufendem Wasser werden in den nächsten Stunden kontinuierlich die im Tang enthaltenen Maden freigespült. Ein Meeräschenschwarm, der auf Nahrungssuche die Küste entlang patrouilliert, lässt sich so ein Buffet vom Fließband mit Sicherheit nicht entgehen!

Wenige Stunden später ist das Wasser aufgelaufen und ein Schwarm Meeräschen hat die Futterspur entdeckt. Jetzt kommt uns eine Besonderheit der Maden entgegen: Die Larven schwimmen nämlich! So können wir gut sehen, wie die Meeräschen einen Happen nach dem anderen von der Wasseroberfläche sammeln.

Kommen wir zum Köder: Als begeisterter Fliegenfischer hat John lange getüftelt, bis er das richtige Muster gefunden hat. Aus Schaumstoff von Verpackungsmaterial bindet er kleine Streifen u-förmig auf einen 14er oder 12er Haken. Einfacher geht's nicht!

Zwei Eigenschaften sind allerdings für diesen simpel ausehenden Köder wichtig: Zum einen muss der Schaumstoff den Haken so ausbalancieren, dass die Imitation nur leicht in die Oberfläche einsinkt. Zum anderen soll die Kunstmade eine U-Form haben, da die echten Maden zumeist auch in gekrümmter Haltung an der Oberfläche treiben.

Bissanzeiger zum Angeln auf Meeräsche
Vorteil des Schaumstoffs: Er übersteht auch Kontakte mit Felsen beim Rückschwung unbeschadet.

Beim Fischen mit der künstlichen Tangfliege ist ein Bissanzeiger extrem hilfreich, da Ihr die winzige Tangfliege in den Wellen kaum vernünftig im Auge behalten könnt. Johns Eigenbau-Bissanzeiger besteht aus einem grob geschnitzten Schaumstoffstück und einer durchgeführten Schnur. Vorfach und Tippet werden jeweils an den beiden Schlaufen angeknotet.

Trockenfliege als Bissanzeiger
Diese gut sichtbare und super schwimmende Fliege aus Schaumstoff ist geradezu perfekt als Bissanzeiger.

Auch eine Variante: Knotet Euer Vorfach einfach in den Hakenbogen einer stark auftreibenden, großen Trockenfliege.

Euer Vorfach sollte rund 25 bis 30 Zentimeter lang sein. Ein Durchmesser von 0,20 Millimeter ist ein guter Kompromiss, um einerseits die kleinen Maden-Imitationen unauffällig zu präesentieren und andererseits den kampfstarken Meeräschen Paroli bieten zu können.

Meeräschen fangen mit der Fliege
Auf diesem Bild fressen die Meeräschen im Bereich des weißen Kreises – nur einen Meter vom Ufer entfernt!

Jetzt aber ran an die Meeräschen! Auch wenn die Fische fast im Fressrausch sind, solltet Ihr Euch am Ufer sehr vorsichtig und geduckt bewegen. So kommt Ihr ganz dicht an die am Ufer schwimmenden Meeräschen ran und könnt fast unter der Rutenspitze fischen. Das funktioniert natürlich nicht nur mit der Fliegenrute. Auch eine feine Posenrute, die Ihr sonst für Schleie oder Brassen nehmen würdet, eignet sich prima für diese Angelei.

Auf diesem Bild erkennt Ihr sehr gut, weshalb ein Bissanzeiger hilfreich ist: Nur knapp neben dem schwarzen Eigenbau-Bissanzeiger sammelt eine Meeräsche die Maden von der Wasseroberfläche. Unser Köder selbst ist nicht zu erkennen. Sobald aber Bewegung in den Bissanzeiger kommt, ist es Zeit für den Anhieb!

Meeräschenangeln unmittelbar vor den Füßen auf Sicht ist mega-spannend! Oft genug saugen die Fische Eure kleine Fliege ein und spucken sie umgehend wieder aus. Meistens bekommt Ihr nicht einmal etwas davon mit.

Irgendwann wird es den Fischen oft zu bunt: Nach und nach reagieren sie auf unsere Bewegungen am Ufer und entfernen sich etwas vom Ufer. Nun sind weitere Würfe angesagt. Aber immer schön in Deckung bleiben!

Damit die Meeräschen gar nicht erst auf die Idee kommen, unseren Platz zu verlassen, wird nachgefüttert: Immer wieder wirft John madendurchsetzten Tang ins Wasser, um die grauen Grazien in Fresslaune zu halten.

Endlich, Meeräsche am Band! Nach einem verpassten Biss und einer kurz vor der Landung verlorenen Meeräsche ist es nun Mitanglerin Chrissie, deren Rute sich krümmt. Wenn Ihr Lust habt auf den gesamten Reisebericht unseres Irland-Trips habt, dann schaut auch gerne mal hier rein: Wilde Wölfe & graue Grazien.

Der Plan ist aufgegangen: toller Fisch dank Tangfliegen! Und wer weiß? Vielleicht klappt die irische Variante des Meeräschenangelns ja auch an der deutschen Küste? Tangfliegen gibt's an vielen Stellen schließlich genug! Denkbar sind natürlich auch andere Methoden: Warum nicht mal echte Maden unter der Pose anbieten oder die Imitationen mit Wasserkugel und Bissanzeiger servieren?

Ach ja: Wenn Ihr Lust habt auf den gesamten Reisebericht unseres Irland-Trips, dann schaut auch gerne mal hier rein: Wilde Wölfe & graue Grazien.


Fotos: Holger Bente

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