Angeln in Mittelnorwegen bei Bodø

Am Ende des Regenbogens

Angeln vor Meløya im nördlichen Mittelnorwegen
Fähre Ørnes Meløya
Wer nicht Fliegen möchte, sollte für die Anreise per Auto und Fähre zwei bis drei Tage einplanen – abhängig von der Route.

Der Ort Ørnes auf dem Festland liegt etwa zwei Autostunden vom Flughafen in Bodø entfernt. Von dort aus geht's mit der Fähre in knapp 40 Minuten rüber nach Meløya. Andreas Rathje, der mich auf diesem Trip begleitet, hält auf dem Weg schon mal Ausschau nach vielversprechenden Angelplätzen.

Auf der Ostseite von Meløya trennt ein schmaler Sund die Insel vom Festland. Hier legt die Fähre an – und hier werden wir später auch die ersten Fische ans Band bekommen.

Doch zunächst beziehen wir unser Zuhause für die kommende Woche – eines der vier hübsch gelegenen Ferienhäuser von Meløy Skjærgårdsferie.

Wir brauchen nicht lange, um das modern eingerichtete Haus anglergerecht neu zu dekorieren... Die Vorbereitungen für den ersten Angeltag laufen auch Hochtouren.

Zur Vorbereitung gehört natürlich auch das Studieren der Seekarte. Schon auf den ersten Blick drängen sich zahlreiche heiße Ecken auf. Meløy Skjærgårdsferie liegt äußerst günstig. Auch bei schlechtem Wetter findet sich in der Regel ein geschütztes Plätzchen – ein Vorteil, den wir in den folgenden Tagen (leider) zu schätzen lernen.

Angelreisen Norwegen
Die Flotte ist vorbildlich und umfasst 19 bis 24 Fuß lange Alu-Boote mit 50 bis 150 PS – alle ausgestattet mit Echolot/Kartenplotter.

Unser Boot liegt bereit am kleinen Steg vor dem Haus. Stauraum und ein vorbildlicher Schlachtplatz sind in der kleinen Hütte untergebracht. Für die kommende Saison soll der Anleger erweitert werden, damit dort noch mehr Platz für alle Boote zur Verfügung steht.

Herrlicher Blick auf den kleinen Hafen und die im Hintergrund aufragende Insel Bolga. Übrigens: Von der Hafenmole aus wurden bereits einige Heilbutte gefangen!

Vorab schon mal eine Karte mit Top-Ecken, die wir selbst befischt haben, oder die uns vor Ort empfohlen wurden. Die GPS-Koordinaten sind als grobe Richtlinien zu verstehen, um das jeweilige Gebiet leichter zu finden.

13 Angelplätze rund um Meløya

PlatzBeschreibungGPS
1Jonsgrunnen: Top-Ecke für Dorsch und große Köhler. Nur bei ruhigem Wetter anfahren! Fahrzeit ab Camp: rund 40 Minuten

66.910073°N

013.185053°O

2Sørbreigrunnen: Hotspot für Dorsch und Pollack. Zeitweise große Köhler an den tiefen Außenkanten

66.892193°N

013.277750°O

3Tiefe Rinne, hier fingen wir zwischen 100 und 120 Metern Dorsch und Leng

66.885118°N

013.251486°O

4Hvalrosskallan: kleines Plateau, an manchen Tagen super für Dorsch und Pollack

66.875243°N

013.294573°O

5Rund um Svartoksen: sandige Flächen und Rinnen, bekannt für Heilbutt

66.845275°N

013.317146°O

6Sandige Rinnen im Schärengebiet westlich von Hamnøya: top für Heilbutt

66.833510°N

013.313370°O

7Nördlich von Bolga: super Ecke für Heilbutt, sandig, guter Schutz bei starkem Südwind

66.817782°N

013.203061°O

8Gute Dorschecke vor der Insel. An der extrem steilen Kante werden ab 100 Metern Tiefe Rotbarsche gefangen

66.811671°N

013.276891°O

9Chance auf große Köhler, an der steilen Kante zum Tiefen fingen wir Rotbarsch

66.798318°N

013.425164°O

1010-Meter-Berg: Soll top sein für Pollack, wir fingen hier „nur” viele schöne Dorsche mit Spinngerät

66.780508°N

013.459883°O

11Der Kessel hinter dem Straumen: klasse für Dorsch, Köhler, Pollack. Im Herbst steht hier der Hering in Massen

66.779696°N

013.510093°O

12Meløysund: gute Dorsche im Bereich der Hochspannungsleitung. Chance auf Heilbutt

66.834844°N

013.567729°O

1350-Meter-Berg am Sundausgang: Dorsch, Heilbutt und zeitweise Köhler

66.840585°N

013.595256°O

14Extrem steile Kante: bis zum Leuchtturm super für Pollack, vereinzelt Dorsche

66.840369°N

013.574439°O

 

Angeln in Mittelnorwegen
Der Weg durch die Schären führt teilweise durch sehr flache Bereiche und Engstellen. Hier unbedingt genau nach Kartenplotter fahren!

In südlicher Richtung verlassen wir den Schärengarten und steuern den Gåsværfjord an. So schön sonnig wie am ersten Angeltag erleben wir Meløya nur noch selten. Das Wetter zeigt sich extrem wechselhaft in diesem August. Bei 8 bis 12 Grad Lufttemperatur regnet es immer wieder ausgiebig und auch der Wind ist unberechenbar.

Erste Fische finden schnell den Weg ins Boot: Fette Makrelen stehen auf fast jeder Untiefe und sichern schon mal das Abendessen und den Bedarf an frischen Ködern.

Der Wechsel zwischen Sonne und Wolken lässt die atemberaubende Landschaft erst so richtig zur Geltung kommen. Am Leuchtturm, der den Eingang zum Meløysund markiert, fangen wir einige schöne Pollacks (Platz 14 auf der Karte). Direkt im Sund gehen gute Dorsche ans Band.

Die norwegischen Wetterfrösche haben für den zweiten Tag Windstille angesagt und wir machen uns früh am Morgen auf den Weg zu den weiter entfernten Plätzen, die dichter an der offenen See liegen (1 bis 4 auf der Karte). Vom Camp aus sind diese bei gutem Wetter bequem in etwa 25 bis 40 Bootsminuten zu erreichen.

Wir werden schnell fündig: Auf dem Sørbreigrunnen (Platz 2) knallt es gleich. Bei jeder Drift sind die Ruten krumm. Dorsch auf Dorsch landet an Bord – darunter viele auffallend hübsch gefärbte Tangdorsche. Die Fischgrößen bewegen sich größtenteils zwischen etwa 8 und 15 Pfund.

Vor allem an der steil abfallenden Kante im Westen des Plateaus stehen die Fische gestapelt. Bei 25 bis 40 Metern Tiefe bekommen wir die meisten Bisse.

Angelreisen Norwegen
Gummifische der 50- bis 100-Gramm-Klasse brachten uns mit Abstand die meisten Bisse.

Stattliche Pollacks treiben sich ebenfalls an den Kanten des weitläufigen Plateaus herum.

Als das Wasser seinen Höchststand erreicht, lassen die Bisse merklich nach und die Drift kommt fast vollständig zum Erliegen. Wir beschließen, es nun im Tiefen mit Naturködern zu probieren.

Für einen Versuch auf Leng und Lumb wählen wir eine über 100 Meter tiefen Rinne (Platz 3) – und haben damit offensichtlich den richtigen Riecher. Keine halbe Stunde vergeht, bis Andi diesen ordentlichen Leng ins Boot bringt. Wir sind uns sicher: Mit etwas Ausdauer geht hier bestimmt noch viel mehr beim Tiefseefischen!

Während Andi weiter auf den ganz großen Leng hofft, pilke ich ein bisschen und bin überrascht, dass die Rinne voll mit Dorschen steht. In über 100 Metern Tiefe hake ich direkt am Grund einen guten Fisch nach dem nächsten.

Von vielen Angelplätzen rund um Meløya habt Ihr einen tollen Blick auf Norwegens zweitgrößten Gletscher – den berühmten Svartisen.

Angelreviere in Norwegen: Bolga
Mit 338 Metern ist der Bolgtinden auf Bolga längst nicht der höchste Berg in der Gegend – aber durch seine Form und Lage sehr auffällig.

Auch die auffällige Silhouette der Nachbarinsel Bolga ist von fast überall zu sehen und erleichtert die Orientierung in diesem mit reichlich Inseln gesegnetem Revier.

Der Wettergott meint es nicht gut mit uns. Wir bekommen leider keine zweite Chance auf den weiter draußen gelegenen Hotspots zu fischen. Dafür werden wir jeden Tag mit einem neuen, wunderschönen Regenbogen beschenkt.

Der Tipp eines Freundes führt uns an einen Platz, den wir von alleine vermutlich nie aufgesucht hätten (Nummer 11 auf der Karte). Ein schmaler Durchgang zwischen der Insel Storøya und dem Festland sorgt hier für mächtig Wirbel und einen heftigen Gezeitenstrom, der sich durch den anschließenden „Kessel” zieht.

Hinter der Brücke stoßen wir auf die ersten größeren Köhler, für die das Revier rund um Meløya eigentlich bekannt ist. In Wassertiefen von nur 30 bis 40 Metern lassen sie sich super mit leichtem Gerät fangen.

Starke Dorsche hat der Bereich ebenfalls zu bieten. Auffällig: Die Fisch beißen ausnahmslos im Mittelwasser. Direkt am Grund bekommen wir nur selten Bisse.

Beim Angeln mit Gummifisch haben wir immer auch Heilbutt im Hinterkopf, denn die großen Flachmänner sollen rund um Meløya zahlreich vertreten sein. Viele sandige Bereiche und strömungsreiche Sunde bieten sich für einen gezielten Versuch an. Links auf dem Bild seht Ihr ein Exemplar von 95 Kilo, das 2018 von Gästen gefangen wurde.

Den letzten Angeltag widmen wir noch mal voll und ganz dem König der Plattfische. Unter anderem fischen wir auf den Sandgründen rund um die Insel Svartoksen (Platz 5) – ein bekanntes Gebiet, in dem regelmäßig starke Platte gefangen werden. Ein Heilbutt ist uns auf dieser Tour aber leider nicht vergönnt – aber was soll's, es muss ja auch für den nächsten Trip nach Meløya noch Ziele geben...
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Fotos: Tobias Norff (21), Andreas Rathje (4), Meløy Skjærgårdsferie (2) / Illustration: Bastian Gierth

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