Mit Vollgas auf Köhler


Vor dem Angeln steht die Suche. Kapitale Köhler halten sich über größeren Wassertiefen auf – oft irgendwo im Nirgendwo, fernab jeglicher Bodenstruktur. Das macht es schwierig. Steile Kanten, tief liegende Berge, strömungsreiche Sunde und Bereiche, in denen sich zwei Fjorde treffen, solltest Du aber genauer begutachten.
Immer schön das Echolot im Auge behalten. Oft sind es lediglich ein paar vereinzelte Striche im Mittelwasser, die auf Köhler hindeuten. Boot stoppen und versuchen! Auf dem Bild ist die Anzeige recht deutlich. Die Köhler bissen an dieser Stelle zwischen 30 und 60 Metern. Weiter Richtung Grund gab es „nur" Dorsche.

Köhler stehen irgendwo in der Wassersäule, häufig ist jedoch der Bereich zwischen 30 und 100 Metern besonders gut. Um die Fische zu finden, hat sich das Speedpilken bewährt: Pilker bis zum Grund ablassen und dann so schnell es geht wieder hochkurbeln. Wer möchte, kann dem Köder dabei durch Pilkbewegungen noch mehr Leben einhauchen. Meiner Erfahrung nach ist das allerdings unnötig und kostet nur Kraft.

Eine Multirolle mit Schnurzähler (Line Counter) ist gerade beim Angeln auf Köhler eine große Hilfe. So finden wir recht genau die Tiefe wieder, in der die Fische stehen und können uns viele, viele unnötige Kurbelumdrehungen ersparen.

Wenn es die Drift erlaubt, benutze ich zum Angeln auf Köhler am liebsten eine Spinnrute mit rund 80 Gramm Wurfgewicht. Wichtig ist dabei genügend Schnur auf der Rolle (mindestens 200 Meter 0,15er Geflochtene). Nach dem knallharten Biss geben die Köhler Vollgas und schießen oft 30, 40 oder mehr Meter senkrecht in die Tiefe. Die recht weiche Spinnrute fängt die heftigen Fluchten prima ab und verhindert das Ausschlitzen des Hakens.

Selbst richtig große Köhler jagen oft Fischchen, die nur fingerlang sind. Kleine Pilker passen da am besten ins Beuteschema. Ich setze meistens Köder zwischen 60 und 150 Gramm Gewicht ein. Bewährt haben sich eher natürliche Farben, Schwarz und Weiß.

Viele kleine Pilker sind eigentlich zum Dorschangeln in der Ostsee gedacht und mit entsprechend schwachen Drillingen ausgestattet. Tauscht die dünnen Greifer unbedingt gegen dickdrähtige, etwas größere Haken. Die biegen nicht auf und schlitzen auch nicht so schnell aus.
Solche Köhler machen an der Spinnrute richtig Laune! Hier hat mal wieder ein weißer Pilker den Geschmack des Räubers getroffen.
Köhler haben ein recht weiches Maul. Da schlitzt der Haken schnell mal aus. Als Puffer solltest Du deshalb unbedingt ein gut zwei Meter langes Vorfach aus monofiler Schnur einsetzen – vor allem beim Fischen mit etwas härteren Ruten.

Beifänger setze ich beim leichten Angeln auf Köhler gar nicht ein. Zum einen bremsen sie den Köder beim Absinken, sodass ich wieder schwerer fischen muss, zum anderen möchte ich an der Spinnrute auch nicht zwei oder drei große Seelachse gleichzeitig haken. Sinn machen Beifänger hingegen beim schweren Fischen. So können wir neben dem großen Pilker auch kleine Happen anbieten. Diese werden oft lieber genommen.
Genau wie Pilker lassen sich auch Gummifische mit Vollgas einkurbeln – und fangen dann Köhler! Sie sinken bei gleichem Gewicht jedoch deutlich langsamer ab und sind auch viel größer als vergleichbare Pilker. Das kann ein Nachteil sein bei starker Drift und wenn die Köhler nur Kleimkram fressen.
Fotos: Tobias Norff (6), Andree Hörmann (5) / Illustration: Bastian Gierth
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