Mission Großleng


Vorweg eine gute Nachricht: Um Dir den Traum vom großen Leng zu erfüllen, musst Du nicht ganz bis in den hohen Norden reisen. Die meisten Kapitalen werden in West- und Mittelnorwegen gefangen. Vor allem die Gewässer rund um die beliebten Inseln Hitra, Frøya und Sula sind bekannt für Großleng. Das heißt aber nicht, dass es weiter im Norden keine „Tiefseemonster” gibt. Es angelt nur kaum jemand gezielt auf sie.
Nein, das ist noch nicht so ganz der Zielfisch... Kleine Lengs lauern praktisch in jeder Wassertiefe. Aber Du möchtest ja den ganz Großen fangen, oder? Dann solltest Du alle Stellen, die flacher als 100 Meter sind, direkt mal ausklammern. Ausnahmen bestätigen allerdings auch hier die Regel: Regional und jahreszeitlich bedingt werden auch immer mal wieder große Lengs deutlich flacher gefangen.

Interessant für die Mission Großleng ist der Tiefenbereich zwischen 100 und 300 Metern. Hier solltest du Ausschau nach steilen Kanten, Plateaus, Löchern und Rinnen halten. Felsiger oder sandiger Untergrund ist vielversprechend, Schlamm eher nicht. Hier erklären wir übrigens, wie Du die Abkürzungen auf Seekarten deutest. Und dann heißt es: Geduld beweisen! Nicht jeder Spot, der auf der Seekarte gut erscheint, wird auch von großen Lengs bewohnt. Hast Du aber einen gefunden, ist dort fast immer mit weiteren Kapitalen zu rechnen.
Zum Angeln auf große Lengs kannst Du Deine normale Tiefsee-Kombo nehmen: also eine Rute der 30- bis 50-Pfund-Klasse, dazu eine robuste Multirolle mit entsprechend hoher Schnurfassung und geflochtener Schnur mit 0,25 bis 0,30 Millimetern Durchmesser. Mehr zum Thema Naturköderangeln in Norwegen findest Du in diesem Artikel.

Die Montage für Leng muss robust sein und darf sich nicht verwickeln. Ich verwende stabile und vor allem scharfe Haken der Größen 10/0 oder 12/0. Das Vorfach halte ich mit rund 30 Zentimetern Länge bewusst sehr kurz und knote es an einen großen Abstandshalter aus Draht, um die Verwicklungsgefahr zu minimieren. Geht's gezielt auf kapitale Leng, biete ich in der Regel nur einen einzigen großen Köder an und verzichte auf eine zweite Mundschnur.
Die vielen spitzen Zähne des Leng können dem Vorfach im Laufe eines langen Drills ganz schön zusetzen. Wähle die monofile Vorfachschnur beim Großlengangeln deshalb niemals unter 1 Millimeter Durchmesser. Ein robuster Gummischlauch direkt vor dem Haken schützt das Vorfach zusätzlich vor Beschädigungen.
Die Kunst beim Angeln auf Leng besteht in vielen Revieren vor allem darin, die zahlenmäßig überlegenen Lumbs möglichst nicht zu haken. Ganz vermeiden lassen sich Beifänge natürlich nie, aber vor allem über die Köderwahl kannst Du kleinere Lumbs ganz gut aussortieren.
Große Fischfetzen oder Flatterfische sind klasse Köder für Leng. Auf Makrelen und Heringe verzichte ich hierbei nach Möglichkeit, denn mit diesen weichfleischigen Fischen machen kleine Lumbs und Tiefseehaie schnell kurzen Prozess. Viel haltbarer sind Fetzen von Köhlern (Seelachsen) oder Rotbarschen. Noch besser eignet sich der Lumb als Köderlieferant. Durch seine zähe Haut hält er super am Haken. Außerdem steht er als Grundbewohner ohnehin weit oben auf der Speisekarte der großen Lengs.
Ganze Köderfische sind noch etwas selektiver und somit erste Wahl an Plätzen, die regelrecht „lumbverseucht“ sind. Die Plagegeister attackieren zwar die große Makrele oder den kleine Köhler, haken sich dabei aber kaum, weil sie den XXL-Köder einfach nicht komplett ins Maul bekommen.
Ganze Köderfische und sehr große Fetzen biete ich an einem System mit zwei Einzelhaken an. Hier zeigen wir, wie so ein Vorfach gebunden wird.

Beim Fischen können wir den Lumbs etwas aus dem Weg gehen, indem wir die Montage zwei, drei Meter über Grund halten. Während Lengs häufig ein Stück über Grund jagen, sind Lumbs stärker auf den Boden fixiert. Der Biss eines großen Lengs kann übrigens sehr unterschiedlich ausfallen: Einer heftigen Attacke gehen jedoch oft einige zaghafte Anfasser voran. Setze auf jeden Fall erst dann den Anhieb, wenn ein stetiger Zug auf die Rutenspitze kommt.

Schnell weg vom Grund heißt die Devise nach dem Anhieb! Versuche möglichst rasch ein paar Meter Wasser zwischen Leng und Grund zu bringen, damit sich der Fisch nicht irgendwo in den Steinen festsetzt oder die Schnur an scharfkantigen Korallen durchscheuert.

Geschafft: Da liegt das Ding! Leng, die aus großer Tiefe nach oben gedrillt werden, kannst Du nicht mehr sinnvoll zurücksetzen. Jeder Angler sollte sich darüber im Klaren sein und nicht mehr Leng angeln als er verwerten kann oder gemäß der Ausfuhrregelung mitnehmen darf. Denn zum Wegwerfen sind diese beeindruckenden Bewohner der Tiefsee definitiv zu schade!
Fotos: Tobias Norff (9), Holger Bente (5), Kingfisher Angelreisen (2)
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