Total Crank!

Crankbaits sind eigentlich echte Wobbler-Klassiker. Ihre meist rundliche, dickbäuchige Form gab es schon zu Opas Zeiten – zum Beispiel beim bekannten Big S von Shakespeare. Typische Crankbaits zeigen beim Einholen eine stark wackelnde, rollende Aktion.
Der Übergang zu anderen Wobbler-Typen ist fließend. Neben den „Dickbäuchen” gibt es auch schlankere Modelle, die als Hybrid aus Twitch- und Crankbait durchgehen. Im Grunde kannst Du natürlich alle Wobbler auch „cranken” – also einfach einkurbeln. Echte Cranks zeigen dabei allerdings eine deutlich heftigere Aktion als zum Beispiel Twitchbaits.
Meine Crankbaits zum Barschangeln messen (ohne Schaufel) zwischen 3 und 9 Zentimetern. Gerade die größeren Modelle, vor allem, wenn sie noch eine riesige Tieftauchlippe haben, sind allerdings schon amtliche Happen, die beim Einholen richtig Druck auf die Rute ausüben.
Crankbaits sind von Haus aus echte Krawallmacher, die durch ihre lebhafte Aktion und ihre enorme Wasserverdrängung auf sich aufmerksam machen. Einige Modelle tragen zusätzlich noch Spinnerblätter oder Propeller am Heck und treiben die Reizüberflutung auf die Spitze – so wie der Illex Turbine 70 F* (rechts im Bild).
Beim Fischen mit Crankbaits ist es entscheidend, herauszufinden, in welcher Tiefe die Barsche stehen und dann einen Köder mit entsprechender Lauftiefe zu wählen. Ab 5 Metern wird es jedoch schwierig. Alles, was noch tiefer läuft, ist in der Regel zu groß oder lässt sich mit Barschgerät kaum mehr vernünftig anbieten.
Gut gewählt! Dieser Barsch nahm an einer mit Kraut bewachsenen Kanten einen meiner Lieblingswobbler – den Realis Crank von DUO*.

An der Länge und Stellung der Schaufel erkennst Du, ob Du es mit einem Deep Runner (DR), Medium Runner (MR) oder Shallow Runner (SR) zu tun hast. Je länger die Schaufel und je flacher der Winkel, in dem sie vom Wobblerkörper absteht, desto tiefer läuft der Köder. Flachläufer haben eine kurze, steil nach unten stehende Lippe.
Auch diese Dinger gehören in die Familie der Crankbaits und können ganz ähnlich eingesetzt werden. Allerdings sinken die sogenannten Lipless Crankbaits* und erreichen somit auch tiefer stehende Fische.
Natürlich mögen nicht nur Barsche Crankbaits. Wo Hechte vorkommen, solltest Du immer ein bissfestes Vorfach aus Stahl oder Titanium verwenden.

Warum Crankbaits?
Durch ihre kompakte Form lassen sich die meisten Crankbaits deutlich weiter werfen als ihre schlanken Kollegen. Damit sind sie perfekt geeignet, um beim Uferangeln weiter entfernte Plätze zu erreichen oder große Wasserflächen abzufischen.
Ein weiterer Vorteil der kugeligen Köder: Sie vertragen in der Regel hohe Geschwindigkeiten. In Verbindung mit den guten Wurfeigenschaften sind Cranks daher perfekte „Search Baits” – also Köder, mit denen Du schnell größere Wasserflächen nach Barschen absuchen kannst.

Vor allem im Sommer ist eine schnelle Führung häufig der Schlüssel zum Erfolg. Mit einem zügig in der richtigen Tiefe durchgekurbelten Crankbait kannst Du die Barsche dann oft zu sogenannten Reaktionsbissen verleiten. Die Räuber haben dabei keine Zeit, den vorbeiflitzenden Happen genauer zu inspizieren und schnappen reflexartig zu.
Immer wieder hat man es mit Wobblern zu tun, die bei Vollgas nicht stabil laufen, zu einer Seite driften oder sich sogar um die eigene Achse drehen. Meistens lässt sich das Problem mit einer Nachjustierung der Einhängeöse beheben. Zieht Dein Wobbler nach rechts, biegst Du die Öse vorsichtig Schritt für Schritt weiter nach links und umgekehrt, wenn er einen Linksdrall hat. Sehr praktisch dafür ist so ein Lure Tuner*.
Crankbaits richtig führen
Auswerfen und einkurbeln! Cranks sind echt einfach zu führen. Auf den ersten Metern kannst Du ordentlich Gas geben, damit der Köder zügig seine Lauftiefe erreicht. Dann schaltest Du einen Gang runter (oder auch nicht). Eine Weile hält der Wobbler dann konstant die vorgegebene Tiefe, bevor er dann kurz vor Dir wieder aufsteigt. Mit gelegentlichen Tempowechseln und Stopps lässt sich das Spiel zusätzlich würzen.
Viele Bisse kommen, wenn der Wobbler kurz vorm Boot oder Ufer aufsteigt. Auch dieser schicke Barsch schnappte im letzten Moment nach dem Deep X 200 T von Megabass*.

Eine Spezial-Disziplin der Crankbaits ist das sogenannte „Bottom Bouncing”. Du nimmst dafür einen Köder, der einen Tick weiter abtaucht als das Wasser an Deinem Angelplatz tief ist. Nun kurbelst Du den Wobbler runter. Bei der ersten Grundberührung legst Du eine Pause ein – der Crankbait steigt auf. Anschließend holst Du wieder ein bis zum nächsten Bodenkontakt und so weiter... Eine absolut tödliche Taktik auf tief stehende Barsche und auch Zander!
Die lange Schaufel tief laufender Crankbaits schirmt die Haken beim „Bottom Bouncing” ab. Der Köder sammelt dadurch erstaunlich wenig Dreck ein und bleibt selten ernsthaft hängen. Trotzdem ist diese Köderführung nur bei relativ sauberem Grund ohne Bewuchs zu empfehlen. Hier siehst Du übrigens einen Rapala DT 6* im Einsatz.
Der Abschirmeffekt der langen Schaufel hilft auch beim Angeln im Holz. Mit etwas Übung kannst Du Deinen Crankbait relativ gefahrlos über Äste hinweg führen. Wichtig: Sobald Du merkst, dass der Köder etwas berührt, solltest Du ihn kurz aufsteigen lassen und dann langsam weiter führen.

Tackle für Crankbaits
Kleinere Wobbler kannst Du mit ganz normalen, feinen Barschruten fischen. Für die etwas größeren, tief tauchenden Kaliber empfehle ich Dir aber eine spezielle Crankbait-Rute mit einem Wurfgewicht von 20 bis 30 Gramm. Ideal sind Modelle mit einer weichen Spitze und eher parabolischer Aktion – also das genaue Gegenteil vieler moderner Ruten. Blanks mit Glasfaseranteil dämpfen übrigens die heftigen Vibrationen der großen Cranks und machen das Angeln angenehmer.

Mono oder Geflochtene? Für mich keine Frage beim Angeln mit Crankbaits. Ich verwende ausschließlich monofile Schnüre oder noch lieber Fluorocarbon als Hauptschnur. Die Dehnung dieser Schnüre sorgt (unterstützt von der weichen Rutenspitze) dafür, dass die Barsche meinen Wobbler beim Biss weiter einsaugen können. Ich bekomme weit weniger Fehlbisse und Aussteiger im Drill als mit Geflecht. Wer unbedingt bei Geflochtener bleiben möchte, sollte dann zumindest eine parabolische Rute verwenden und die Rollenbremse weich einstellen. Wie auch immer: Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß und knallharte Bisse beim Cranken!
Fotos: Tobias Norff (18), Björn Buchholz (1) / Illustration: Bastian Gierth
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