Multirolle neu fetten

Gut geschmiert!

So kannst Du Deine Baitcast-Rolle zerlegen, reinigen und neu fetten

Bei Baitcast-Rollen hängt das Wurfverhalten direkt mit dem Pflegezustand zusammen. Dreck und altes Fett sorgen für erhöhten Laufwiderstand – und kosten Meter! Wie Du Deine Multi richtig wartest, zeigen die folgenden Fotos.

Man sieht es ihr an: Diese Baitcaster hat schon länger keine Pflege mehr genossen. Jetzt wird es aber Zeit!

Bevor die gründliche Reinigung beginnen kann, nehme ich die Multi auseinander. Dabei beginne ich mit dem Ausbau der Spule. Bei diesem Rollenmodell muss dazu nur die eine Gehäuseseite abgeschraubt werden.

Spule und Achse lassen sich leicht entnehmen.

Mit Zahnbürste, Pinzette und Wattestäbchen wird der grobe Dreck entfernt.

Hartnäckige Rückstände und Fett kannst Du mit Bremsenreiniger gut lösen. Dazu einfach ein bisschen auf das Wattestäbchen geben.

Die oberflächliche Reinigung ist schnell erledigt. Jetzt geht es ans Eingemachte.

Für die folgenden Schritte ist es ganz wichtig, den Überblick zu behalten. Alle Teile, die ich ausbaue, lege ich ordentlich in der richtigen Reihenfolge zur Seite.

Heikle Arbeitsschritte fotografiere ich mit dem Handy ab. So muss ich nicht im Kopf behalten, wo und wie genau die Einzelteile eingesetzt waren, wenn es später an den Zusammenbau geht.

Und wenn ich mir trotzdem mal unsicher bin, hilft ein Blick in den Bauplan der Rolle. Für viele ältere Modelle findest Du solche Explosionszeichnungen übrigens im Netz: zum Beispiel hier.

Für die Kurbelseite der Multi benötigst Du Werkzeug. Die große Mutter, mit der Kurbel und Sternbremse fixiert sind, wird in der Regel abgesichert von einer kleinen Schraube. Die muss raus.

Jetzt kommst Du ran an die Mutter und kannst sie mit einem Schraubenschlüssel abdrehen.

Nach der Kurbel folgt die Sternbremse. Um diese abdrehen zu können, musst Du das Gewinde festhalten.

Jetzt noch die kleinen Gehäuseschrauben lösen, dann lässt sich der Deckel abnehmen.

Beginnend mit Bremsscheiben und Hauptantriebsrad arbeite ich mich weiter vor und zerlege die Rolle in ihre Einzelteile.

Vorsicht, Falle! Die Bremsscheiben sind in einer bestimmten Reihenfolge angeordent. Also nicht durcheinanderbringen!

Beim Demontieren der Bremse stößt Du eventuell auf zwei gebogene Unterlegscheiben. Achte darauf, diese später genau so – also mit entgegengesetzter Wölbung – wieder einzusetzen.

Stark unter Spannung stehende Federn belasse ich an ihrem Platz. Ohne maschinelle Hilfe und Spezialwerkzeug bekommt man die unter Umständen nicht wieder eingebaut.

Auch den Gehäusedeckel zerlege ich weiter. Kugellager werden übrigens oft von solchen Metallspangen fixiert. Die bekommst Du am besten mit einer Pinzette raus und später wieder rein.

Da ist das gute Stück!

Fehlt noch das Kugellager auf der Spulenachse. Das sichern die Hersteller in der Regel mit einem Metallstift.

Kein Muss, aber praktisch: Mit einem solchen Tool lässt sich der Sicherungsstift leicht rausdrücken. Zu finden über Google unter den Begriff „Spool Bearing Pin Remover”.

Nun kannst Du das Kugellager einfach von der Achse nehmen, um es zu reinigen und neu zu ölen.

Die Schrauben der Kurbelknäufe befinden sich hinter einer Blende. Diese lässt sich am besten mit einem kleinen Metallhaken entfernen.

Plopp! Schon ist die Schraube freigelegt und kann gelöst werden, um an das Lager des Kurbelknaufes zu gelangen.

Angelrolle richtig reinigen
Bremsenreiniger darf nicht ins Abwasser gelangen. Unterhalb des Waschbeckens habe ich einen Schlauch installiert, der in einen Kanister führt.

Nach dem Zerlegen geht's an die Reinigung. Dreck und altes Fett bekommst Du mit Bremsenreiniger super ab.

Kunststoffteile sollten dem Bremsenreiniger nicht allzu lange ausgesetzt sein, spüle die Rolle deshalb gleich mit Wasser ab. Letzte Fettrückstände in engen Lücken entferne ich mit der Zahnbürste.

Unterlegscheiben, Ritzel, Kugellager und andere Kleinteile aus Metall kommen in ein Glas mit Bremsenreiniger. Einige Minuten einwirken lassen, schütteln – weg ist das alte Fett! Für weitere hilfreiche Tipps in Sachen Kugellager-Reinigung schau mal in den Artikel zum Thema Stationärrollen warten.

Lasse die Rollenteile nun gründlich an der Luft trocknen. Dabei verdunsten auch letzte Reste des Bremsenreinigers in den Lagern und Ritzeln schnell. Dann darf geschmiert werden! Die Getriebeteile, Federn und Achse erhalten einen dünnen Anstrich mit Fett.

Auch die Bremsscheiben fette ich – aber nur leicht! Nimmst Du zu viel Schmierstoff, lässt sich die Bremse später nicht mehr fest genug einstellen. Bei zu wenig Fett ruckelts bei der Schnurfreigabe. Hier ist ein bisschen Rumprobieren nötig, um die perfekte Menge an Fett zu ermitteln.

Wer es ganz genau nimmt, kann unterschiedliche Fette verwenden. Ich nehme zum Beispiel für das Getriebe ein etwas zäheres Fett, weil es gut an glatten Teilen haftet. Dünnflüssigeres Fett hingegen dringt besser in Bremsscheiben aus Kohlefaser oder Filz ein.

Für die Kugellager nehme ich bei Baitcast-Rollen kein Fett, sondern Öl. Das ist deutlich dünnflüssiger und lässt die Lager leichter laufen. Allerdings muss es häufiger mal nachdosiert werden.

Für die Schnurführung bevorzuge ich ebenfalls Öl. Daran bleibt weniger Dreck haften, als an klebrigem Fett.

Jetzt muss das gute Stück „nur” Schritt für Schritt wieder zusammengesetzt werden. Achtet darauf, dass die Zahnräder und andere Bauteile genauso ineinandergreifen, wie vor dem Zerlegen. Zur Not helfen jetzt die Handybilder weiter.

Am Schluss noch mal Probedrehen und gucken, ob Bremse, Freilauf und Fliehkraftbremse funktionieren wie gewünscht. Läuft alles? Super, dann kann die nächste Saison ja kommen!


Fotos: Tobias Norff

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