Mit Pose auf Karpfen angeln
Mit Pose auf Karpfen angeln

Karpfenangeln mit Pose

So räumst Du am Vereinsteich ab!

Was für ein wunderschöner Fisch! Da ist die Größe doch wirklich vollkommen egal, oder? Die Karpfen in den typischen Vereinsseen sind oft relativ klein. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie sich deshalb einfach überlisten lassen.

Angeln auf Karpfen
Eine Polarisationsbrille und ein kleines Fernglas helfen bei der Spurensuche enorm.

Bevor wir uns für einen oder mehrere Angelplätze entscheiden, sollten wir einen kleinen Spaziergang mit offenen Augen um den See machen. An kleinen, nicht allzu tiefen Gewässern lassen sich oft Karpfen oder deren Spuren sichten: springende, ziehende oder rollende Fische, aufsteigende Gründelblasen, aufgewühlter Grund oder Schilfhalme und Seerosen, die sich verdächtig bewegen.

Ich entscheide mich in der Regel für zwei oder drei Plätze, die ich zunächst etwas befüttere und dann im Laufe des Tages abfische. So habe ich mehrere Eisen im Feuer. Zwischendurch schaue ich immer mal nach, ob sich auf den Futterplätzen etwas tut.

Da ich unter Umständen mehrfach den Angelplatz wechsle, lege ich wert auf leichtes Gepäck. Rutenständer, Kescher, Abhakmatte, eine Rute, etwas Futter und eine kleine Umhängetasche für Kleinteile, Köder und Verpflegung – das genügt. Will ich den ganzen Tag fischen, gönne ich mir zusätzlich noch einen Stuhl.

Noch ein Tipp zur Platzwahl: Viele kleine Vereinsgewässer haben wenig Struktur am Grund und sind durchgehend eher flach. Die Karpfen halten sich dort oft bevorzugt in den Uferbereichen auf. Seerosenfelder, Schilf und vor allem übers Wasser ragende Büsche ziehen sie magisch an.

Dieses kleine Kraftpaket nahm den Köder nur einen halben Meter vom Ufer entfernt.

Karpfen anlocken mit Grundfutter
Champion's Choice Crispy Carp von Browning ist mein Lieblingsfutter: schön grob und mit einem intensiven Fruchtaroma versehen.

Um die Karpfen zügig anzulocken und möglichst lange am Platz zu halten, ist für mich ein gutes Grundfutter absolut unverzichtbar. Ideal: eine schön grobe Mischung, damit die Karpfen auch was zwischen die Schlundzähne bekommen. Kleine Weißfische können sich an dem groben Futter gerne satt futtern, denn die wollen wir ja eh nicht fangen.

Köder, die wir später am Haken anbieten möchten, sollten immer auch im Futter enthalten sein. Ich gebe deshalb einige kleine Boilies, reichlich Dosenmais und Maden dazu.

Karpfen lieben Mais – an jedem Gewässer! Und deshalb sind die süßen, auffälligen Körner aus der Dose auch meine erste Wahl als Köder. Um noch einen Bewegungsreiz ins Spiel zu bringen, garnieren ich sie zusätzlich noch mit ein, zwei Maden.

Posenangeln mit Boilies
Auffällige Boilies – zum Beispiel weiße Murmeln – werden von den Karpfen besonders schnell auf dem Futterplatz entdeckt.

Mais und Maden schmecken allerdings auch den Weißfischen. Begeben sich viele ungebetene Gäste zu Tisch, stelle ich auf Boilies als Hakenköder um. Die harten Murmeln solltest Du am Haar anbieten, damit der Haken frei bleibt und im Karpfenmaul fassen kann. Für das Vorfach nutze ich monofile Schnur und binde das Haar mit dem No Knot-Knoten einfach durch.

An meiner Posenmontage zum Karpfenangeln ist nichts kompliziert. Den Köder lasse ich am Grund aufliegen, denn dort nehmen die Fische hauptsächlich ihre Nahrung auf. Wichtig ist ein etwas größeres Bleischrot, das nur rund zehn Zentimeter vom Haken entfernt auf dem Vorfach sitzt (1). Es sorgt für eine sensible Bissanzeige. Nimmt ein Karpfen den Köder auf, hebt er dieses Schrot an – die Pose steigt ein Stück aus dem Wasser und signalisiert den Biss (2). Genaues Ausloten ist bei dieser Methode natürlich Pflicht.

Das Bissanzeige-Schrot muss zur Tragkraft der Pose passen. Wird es angehoben, sollte dies zu einem gut sichtbaren Aufsteigen des Schwimmers führen. In der Regel nehme ich beim Karpfenangeln dafür ein Schrot der englischen Größe AAA (0,8 Gramm). Hier findest Du übrigens eine praktische Tabelle mit Bleischrotgrößen und -bezeichnungen.

Die Pose fädel ich nicht direkt auf die Schnur, sondern befestige sie über einen Adapter-Wirbel. So kann ich den Schwimmer bei Bedarf fix austauschen, ohne gleich die gesamte Montage erneuern zu müssen. Wichtig sind mir beim Posenfischen außerdem richtig stramm sitzende Posenstopper (Xitan Super Stopper von Browning zum Beispiel). Wer will schön ständig neu Ausloten, weil die Stopper wieder mal verrutscht sind?

Die Wahl der Pose ist immer ein kleiner Kompromis: Sie muss genug Tragkraft haben, damit Du sie vernünftig werfen kannst, sollte dabei aber möglichst wenig Widerstand beim Biss bieten. Recht große, aber schlanke Schwimmer wie die abgebildete Stemmild von Zebco mit fünf Gramm Tragkraft passen in der Regel prima zum Karpfenangeln. Ich montiere sie meistens als Waggler – also nur über die untere Öse befestigt.

Karpfen sind starke Fische – das gilt auch für die kleineren! An Hindernisfreien Gewässern kannst Du sie zwar am ganz feinen Geschirr problemlos ausdrillen, doch an den meisten Seen ist etwas kräftigeres Gerät die bessere Wahl. Auf dem Foto versuche ich gerade einen Fünfpfünder von der Flucht in versunkenes Geäst abzuhalten.

Meine Lieblingsrute zum Karpfenangeln mit Pose ist die 3,60 Meter lange Old School III Traditional aus dem Radical-Programm von Quantum. Das Modell mit 1,75 Pfund Testkurve hat eine herrlich durchgehende Aktion, wodurch Fluchten im Nahbereich super abgefangen werden. Trotzdem steckt genügend Kraft in dem Blank, um auch mal die „Notbremse" ziehen zu können, wenn der Karpfen in ein Hindernis flüchten will.

Radical Old School III Traditional im Test
Stabil sollten auch die Haken ausfallen: relativ dickdrähtige Modelle der Größen 8 bis 10 passen für kleine Boilies, Mais und Madenbündel.

Zur Rute passt prima eine Stationärrolle der Größe 2500 bis 3000. Sie sollte unbedingt über eine sauber arbeitende Bremse verfügen, denn wie erwähnt: Auch kleine Karpfen haben ordentlich „Wumms". Gibt es in Deinem Gewässer Hindernisse, solltest Du bei der monofilen Hauptschnur einen Durchmesser von 0,25 Millimeter nicht unterschreiten. Ist sogar mit größeren Karpfen der 10- bis 20-Pfund-Klasse zu rechnen, nimm lieber gleich eine 0,28er oder 0,30er.

Eine Freilaufrolle ist zum Posenangeln zwar nicht unbedingt notwendig, ich gebe ihr aber trotzdem den Vorzug. Manchmal kommen die Bisse auch beim Posenfischen sehr rasant. Einmal kurz nicht aufgepasst, schon wird die Rute von den Ständern gerissen. Der eingeschaltete Freilauf verhindert das und ich kann zwischendurch ruhig mal die Pose für einen Moment aus den Augen lassen.

Die Spannung steigt: Zwei Gründelspuren zeigen sich plötzlich auf dem Futterplatz und künden vom Eintreffen der Karpfen. Diese Blasen entstehen an vielen Gewässern mit weichem Grund, wenn Fische im Sediment wühlen. Die Gründelspuren von Karpfen kannst Du ganz gut von denen anderer Fische unterscheiden. Schleien und Weißfische lassen in der Regel nämlich deutlich kleinere Blasen aufsteigen.

Eine der Blasenspuren nähert sich der Pose. Das ist der „Kick", den Dir nur das Posenangeln bieten kann! Zeit, sich schon mal in Position zu bringen, denn der Biss wird jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Und da ist auch schon der Verursacher der Gründelblasen: ein hübscher Spiegler, der zwar alles andere als kapital ist, mir aber dennoch ein tolles Erlebnis am Wasser und einen spannenden Drill lieferte. Und darauf kommt es doch an, oder?


Fotos: Tobias Norff (15), Holger Bente (8), Illustration: Bastian Gierth

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