Sbirolino für Fortgeschrittene
Das Angeln mit Bombarden oder Sbirolinos, wie die Weitwurfraketen meistens genannt werden, ist der Klassiker schlechthin am Forellensee – jeder macht es und die meisten fangen auch ihre Forellen. Doch was auf den ersten Blick so einfach aussieht, ist eine Wissenschaft für sich. Die hohe Kunst besteht nämlich darin, den passenden Sbirolino auszuwählen und dann richtig einzusetzen. Vor allem geht es darum, den Köder konstant in der Wasserschicht zu führen, in der auch die Forellen stehen. Damit Dir das schnell gelingt, solltest Du ein paar wichtige Dinge über die verschiedenen Bombarden wissen.
Bevor es ins Detail geht, eine kurze Erklärung zum Namen der Weitwurfraketen. Eigentlich heißen die Dinger Bombarden. Der Name Sbirolino wurde irgendwann abgeleitet von einer Bombarde des italienischen Herstellers Ghirardelli, die Sbirulino hieß. Diese wird heute gar nicht mehr hergestellt, doch ihr Name – wenn auch mit einem O statt U geschrieben, hat sich etabliert.
Sbirolinos gibt es in Hülle und Fülle: von schwimmend bis schnell sinkend, hergestellt aus Plastik, Balsaholz oder Hartschaum. Da fällt die Wahl im Angelgeschäft wahrlich nicht leicht.
Die einfachsten Sbirolinos bestehen aus Hartkunststoff – von Forellen-Profis gerne auch als Plastikbomber bezeichnet. Sie sind robust und erfüllen vor allem in den schwimmenden Varianten auch ihren Zweck. Schwierig wird es bei den sinkenden Modellen. Denn in der Regel finden sich darauf keine genaueren Angaben zum Absinkverhalten. Die meisten Hersteller beschriften diese Sbirolinos lediglich mit „sinkend" oder vielleicht noch „langsam sinkend" und „schnell sinkend". Außerdem gibt es große Abweichungen von Hersteller zu Hersteller.
Sbirolinos aus Balsaholz oder auch Hartschaum werden bei der Herstellung mit verschieden schweren Gewichten ausgestattet. Ihr Sinkverhalten kann in der Regel recht genau bestimmt und dann auf dem jeweiligen Modell angegeben werden – gut für uns! Gerade die Holz-Modelle sind jedoch empfindlich und ziehen schnell Wasser, wenn die Lackschicht einmal beschädigt ist.
Deutlich weniger empfindlich sind solche Sbirolinos aus lackiertem Hartschaum. Weiterer Vorteil: Dieses Material unterliegt keinen natürlichen Schwankungen wie zum Beispiel Holz, bei dem es schon mal vorkommen kann, dass eigentlich gleiche Sbirolinos etwas unterschiedlich tief laufen.
Auf einem hochwertigen Sbirolino findest Du zwei Angaben: Die erste Zahl ist das Gesamtgewicht (wichtig für die Rutenwahl und Einschätzung der Wurfweite). Die zweite bezeichnet das Absinkgewicht. Je höher es ist, desto schneller sinkt der Sbirolino und desto tiefer läuft er auch. In diesem Fall haben beide Modelle ein Gewicht von 8 Gramm. Das obere sinkt mit 1,5 Gramm Absinkgewicht jedoch langsamer ab als das untere mit 3 Gramm.
Sbirolinos mit identischem Absinkgewicht können unterschiedlich schwer sein. Das macht es uns möglich, den Köder sowohl im Nahbereich als auch auf Distanz in nahezu gleicher Tiefe anzubieten. Beispiel: Du hast die Forellen direkt vor der Nase und fängst gut mit einem 10-Gramm-Sbirolino, der eine Absinkrate von 3 Gramm hat. Plötzlich zieht der Schwarm weiter raus, bleibt aber in der gleichen Tiefe. Jetzt hilft Dir ein 15-Gramm-Sbirolino, der sich viel weiter werfen lässt, aber genauso schnell sinkt wie der leichtere.
Sbirolinos mit gleichem Absinkgewicht sollten theoretisch gleich tief laufen. Allerdings spielt die Größe auch noch eine Rolle. Die abgebildeten Modelle haben beide ein Absinkgewicht von 3 Gramm. Der deutlich größere Sbirolino sinkt aufgrund seines Volumens tatsächlich jedoch etwas langsamer ab.
Die Position der Gewichte hat auch ein Wörtchen mitzureden: Liegt der Schwerpunkt vorne (also Richtung Vorfach), sinkt der Sbirolino bei Einholstopps recht zügig ab. Das ist gut, um aggressive Forellen zu verführen und verschiedene Wasserschichten abzusuchen. Befinden sich Gewichte sowohl vorne als auch hinten, ist der Sbirolino ausbalanciert. Der Schwerpunkt sitzt in der Mitte. Dadurch sinkt der Sbirolino langsamer und in waagerechter Position ab. Die Lauftiefe variiert weniger. Eine gute Wahl, wenn wir genau wissen, in welcher Tiefe die Forellen stehen. Modelle mit Schwerpunkt am Führungsröhrchen laufen ähnlich stabil, sinken aber ein wenig schneller ab als Sbirolinos mit Schwerpunkt in der Mitte.
Ein Sbirolino für alle Fälle: Sinkgeschwindigkeit und Schwerpunkt können bei diesem Modell über die Wechselgewichte bestimmt werden. So bist Du flexibel, ohne ständig einen neuen Sbirolino auffädeln und den Wirbel neu anknoten zu müssen. Eine praktische Sache, auch wenn es bei diesem Modell keine Angaben zum Absinkgewicht gibt.
Ihr seht schon, die genaue Lauftiefe eines Sbirolinos zu bestimmen, ist gar nicht so einfach. Als kleinen Anhaltspunkt haben wir diese Grafik für Euch erstellt. Sbirolinos mit Absinkgewichten zwischen G0 und G3 sind für oberflächennahes Angeln gedacht, G4 bis G7 decken das Mittelwasser ab und alles ab G8 eignet sich für eine grundnahe Köderpräsentation.
Fotos: Marco Mariani / Illustration: Bastian Gierth
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