Besser als Pilken?
Ist Schleppen besser als Pilken? Die Frage lässt sich mit einem klaren „Jein" beantworten. Ich erinnere mich aber an viele Tage auf der Ostsee, an denen wir ohne zu schleppen vermutlich kaum einen Dorsch ans Band bekommen hätten. Der große Vorteil beim Schleppangeln: Wir suchen schnell viel Fläche nach Fischen ab. Stehen die Dorsche weit verteilt, ist Schleppen daher meistens effektiver. Versammeln sich die Ostsee-Räuber eher an kleinen, überschaubaren Spots, stehen die Chancen auf eine volle Fischkiste sicherlich besser, wenn wir klassisch pilken oder Gummifische einsetzen. Gerne kombiniere ich beide Techniken: Beim Schleppen mit Wobblern suche ich die Dorsche. Bekomme ich dabei immer wieder Bisse an derselben Ecke oder in einem bestimmten Tiefenbereich, lohnt es sich, dort mal eine Drift anzusetzen, um den Spot genauer abzuangeln. Schleppen auf Dorsch ist wirklich einfach und erfordert kein spezielles Gerät. Ein paar Kleinigkeiten gibt es aber natürlich auch dabei zu beachten. Welche das sind, erfährst Du in diesem Artikel.
Totale Windstille ist immer schlecht zum Pilken. Das Boot treibt dann kaum und wie suchen entsprechend wenig Wasserfläche ab. In diesem Fall ist Schleppen eine prima Idee. Auch diesen Dorsch fing ich bei Ententeichwetter auf einen geschleppten Wobbler.
Zum Schleppen auf Dorsch brauchst Du kein spezielles Gerät. Multi- oder Stationärrolle, das ist egal. Nimm am besten Deine leichte Pilkrute oder eine etwas kräftigere Spinnrute. Wurfgewicht: zwischen etwa 50 und 100 Gramm. Als Hauptschnur kommt eine Geflochtene mit 0,14 bis 0,18 Millimeter Durchmesser zum Einsatz. Auf jeden Fall solltest Du ein mindestens 60 Zentimeter langes, abriebfestes Vorfach aus 0,40er bis 0,50er monofiler Schnur vorschalten.
Beim Freihandschleppen halten wir die Rute in der Hand. Vorteil: Wir können (und sollten!) dem Wobbler durch gelegentliche Rucke oder Lockerlassen der Schnur zusätzlich Leben einhauchen. So unterbrechen wir das relativ monotone Spiel des geschleppten Köders – und bekommen garantiert mehr Bisse! Mit der Rute in der Hand kann ich bei Grundberührungen außerdem sofort reagieren.
Eine zusätzliche Rute lege ich meistens noch im Halter ab. Hier achte ich bei der Köderwahl aber darauf, dass der Wobbler nicht zu dicht am Grund läuft, um Hänger zu vermeiden.
An vielen Tagen absolut fangentscheidend: Der Wobbler muss möglichst dicht über Grund laufen! Es kommt daher sehr auf die richtige Köderwahl im Verhältnis zur Tiefe an. Die Lauftiefe eines Wobblers wird beeinflusst durch die Rutenstellung. Je weiter wir die Rute Richtung Wasseroberfläche senken, desto tiefer geht der Köder runter. Auch die Distanz zum Boot spielt eine große Rolle: An längerer Schnur taucht der Wobbler tiefer ab als an kürzerer. Berührt der Köder immer wieder den Grund, kannst Du also die Rute hoch nehmen oder etwas Schnur einkurbeln, um ihn flacher laufen zu lassen.
Um überhaupt die richtige Wahl treffen zu können, ist es wichtig, seine Wobbler zu kennen. Ich notiere die Lauftiefe gerne mit einem wasserfesten Stift auf der Bauchseite der Köder. So gibt's an Bord garantiert kein Rätselraten.
Das Angeln vom Kleinboot spielt sich auf der Ostsee in der Regel küstennah ab. Mit einer Wobblerauswahl, die Lauftiefen zwischen sechs und zwölf Metern abdeckt, bist Du ausreichend bewaffnet.
Ein Dorsch hat sich den geschleppten Wobbler geschnappt. Wie so oft war es ein Deep Tail Dancer von Rapala* – ein echter Klassiker zum Schleppen auf der Ostsee.
Neben Wobblern kannst Du auch mal schwere Blinker oder kleine Pilker beim Schleppen probieren. Ohne Hilfsmittel laufen diese zwar kaum tiefer als drei Meter, doch gerade im Herbst, wenn die Dorsche gerne mal sehr dicht unter Land stehen, sind sie einen Versuch wert.
Blinker und Küstenwobbler bekommst Du mit Vorschaltbleien* oder Tauchscheiben (oben rechts im Bild) auf Tiefe. Die Tauchhilfen werden einfach zwischen Hauptschnur und Vorfach geschaltet. Übrigens eignen sie sich auch, um Wobblern mehr Tiefgang zu verleihen.
Auch wenn Netze von Berufsfischern in der Regel mit Bojen oder Fahnen markiert werden, ist deren Verlauf unter Wasser nicht immer ganz klar ersichtlich. Deshalb: Beim Schleppen uch mal die Augen vom Echolot nehmen und ausreichend Sicherheitsabstand halten, sonst habt Ihr einen Wobbler weniger in der Box...
Haben wir erst den richtigen Tiefenbereich und einen dazu passenden Wobbler gefunden, geht es beim Schleppen oft Schlag auf Schlag. Probiert es mal aus und lasst Euch davon überzeugen: Schleppen ist manchmal tatsächlich besser als Pilken!
Fotos: Tobias Norff (7), Holger Bente (7), Sebastian Makowski (1)
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