Schleppangeln für Einsteiger
Wer Räuber auf großen Wasserflächen sucht, fährt mit Schleppen meist am besten. Das Prinzip ist einfach: Köder rauslassen und rudern – oder im Luxusfall Gas geben am Motor. Der Köder wird also nicht wie beim Spinnfischen durch Einkurbeln der Schnur in Bewegung versetzt, sondern eben hinter dem fahrenden Boot hergezogen. Klingt erst mal simpel, doch es lohnt sich, etwas tiefer in die Materie einzusteigen. Was können wir Hecht, Zander, Barsch oder auch Dorsch überhaupt anbieten? Wovon hängt die Lauftiefe unserer Köder ab? Welche Geschwindigkeit ist zum Schleppen ideal? Oder: Wie ordne ich die Ruten an, wenn mehrere gleichzeitig zum Einsatz kommen? Ich schleppe mit Begeisterung seit vielen Jahren und konnte dabei einiges lernen. Eins ist heute für mich sicher: Es gibt nichts Effektiveres, um Gewässer kennenzulernen oder große Wasserflächen abzusuchen. Fangen könnt Ihr beim Schleppfischen im Grunde alles, was Fischchen jagt: Hechte, Zander, Barsche, Forellen, Dorsche, Pollack, Heilbutt... Die Grundlagen für erfolgreiches Schleppangeln zeigen wir Euch in diesem Artikel.
Schwimmende Wobbler sind mein Tipp für alle Einsteiger ins Schleppangeln. Diese Köder machen vieles einfacher: Beißt zum Beispiel ein Fisch an der einen Rute, sodass wir das Boot anhalten müssen, steigt der Köder an der zweiten von ganz alleine auf – und kann nicht am Gewässergrund hängen bleiben. Auch beim Rauslassen der Wobbler besteht keinerlei Hängergefahr. Die Köder schwimmen ja und gehen erst auf Tiefe, wenn das Boot Fahrt aufnimmt. Die Auswahl an Modellen für verschiedene Tiefen ist gewaltig – von ganz flach bis zu über 15 Metern Lauftiefe. Hier gibt's ein paar Tipps in Sachen Lauftiefe von Wobblern.
Eine ordentliche Köderauswahl lohnt sich beim Schleppangeln. Mit unseren Wobblern sollten wir auf jeden Fall die gängigen Tiefen erreichen, in denen wir die Fische vermuten. Stehen die Zander bei acht Metern dicht am Grund, bist Du natürlich chancenlos, wenn Du nur Flachläufer in der Kiste hast. Bei den Farben achte ich darauf, die wichtigsten Beutefische im beangelten Gewässer grob zu imitieren. Hier hat der Hecht den blau-silbernen Wobbler vielleicht für eine Maräne gehalten.
Mit dem Köder die richtige Tiefe zu treffen, ist das A und O beim Schleppangeln. Behalte das Echolot stets gut im Auge und achte darauf, wo große Einzelfische und Futterfischschwärme stehen. Hier hat es gepasst: Der rund sechs Meter tief laufende Wobbler war auf „Augenhöhe" mit dem Hecht.


Schwimmende Wobbler haben zwar eine „eingebaute" Lauftiefe, aber die kann stark variieren. Wie tief der Wobbler tatsächlich taucht, das hängt im Wesentlichen von Schleppgeschwindigkeit, Schnurstärke, Rutenstellung und der Distanz zum Boot ab. Wichtig zu wissen: Unsere Grafik bezieht sich nur auf schwimmende Wobbler. Schleppst Du zum Beispiel einen sinkenden Köder ohne Tauchschaufel (Gummifisch oder Swimbait), läuft dieser mit zunehmender Geschwindigkeit immer flacher.
Besonders anspruchsvoll ist das Schleppen, wenn der Köder ganz dicht am Grund laufen soll – zum Beispiel beim winterlichen Angeln auf Barsch. Dabei am besten nur eine Rute benutzen, um schnell auf plötzliche Tiefenänderungen reagieren zu können. Wird es flacher, nimmst Du die Rute schnell hoch, sodass der Wobbler etwas aufsteigt. Wird es tiefer, kannst Du etwas mehr Schnur rauslassen.
Viele Angler sind unsicher, was die Geschwindigkeit beim Schleppen angeht. Allgemein gültige Werte gibt es da natürlich nicht, aber in der Regel liegst Du mit 3 bis 4 km/h richtig. Das entspricht in etwa einer zügigen Schrittgeschwindigkeit. Bei zu geringem Tempo spielen Wobbler irgendwann nicht mehr ordentlich. Das erkennst Du daran, dass die Rutenspitze dann nicht mehr ausschlägt.
Kommen mehrere Schleppruten gleichzeitig zum Einsatz, sind die Rutenanordnung im Boot und die Längen der herausgelassenen Schnüre wichtig, um bei Kurvenfahrten ein Überkreuzen der Leinen zu vermeiden. Generell lassen wir bei den inneren Ruten (2) weniger Schnur raus und fischen die tiefer laufenden Köder. Etwas kürzere Ruten sind hier perfekt – rund 2,10 bis 2,40 Meter. Die äußeren Schleppruten (1) dagegen haben eine ideale Länge von 2,70 bis 3,20 Meter. An ihnen fischen wir die flacher laufenden Köder und geben etwas mehr Schnur. Die inneren Köder lasse ich zum Beispiel gerne um die 20, die äußeren dann 30 Meter weit raus.
Die langen Ruten mit den flacher laufenden Ködern außen, die kurzen mit den Tiefläufern innen – so lässt sich ganz entspannt auch mit mehreren Ruten auf Hecht schleppen. Stabile Rutenhalter sichern die Ruten, wenn wir sie nicht in der Hand halten. Kauft am besten Modelle, bei denen sich die Rutenstellung verändern lässt.
Bisher ging es nur um Wobbler. Viele weitere Ködertypen lassen sich aber auch prima schleppen: zum Beispiel Swimbaits aus Gummi oder Hartplastik, Gummiköder an Bleiköpfen und natürlich Blinker. Mit diesen sinkenden Happen die richtige Tiefe zu treffen, ist allerdings nicht so ganz einfach und erfordert viel Erfahrung mit dem jeweiligen Köder. Einen Versuch sind die Wobbler-Alternativen aber allemal wert.
Auch echte, natürlich tote Köderfische am Schleppsystem* fangen zuverlässig Räuber – manchmal besser als jeder Kunstköder! Mehr zu diesem Thema verraten wir in dem Artikel „Weck die Toten!". Alternativ kannst Du Köderfische auch sehr langsam und verführerisch beim Posenschleppen anbieten.
Wie erwähnt: Schleppangeln bietet sich auf großen Gewässern an, um schnell möglichst viel Wasserfläche nach Fischen abzusuchen, natürlich auch auf dem Meer. Hast Du die Dorsche gefunden, kannst Du dort ja auch anhalten und pilken – oder einfach ganz entspannt eine weitere Schlepprunde im heißen Bereich drehen. In diesem Sinne, gute Fahrt und krumme Ruten!
Fotos: Arnulf Ehrchen (7), Tobias Norff (2), Holger Bente (1) / Illustration: Bastian Gierth
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