Tinca Tinca ausgetrickst

Bissanzeiger, Rod Pod, Freilaufrollen – sieht nach Karpfenangeln aus, doch ich habe es auf Schleien abgesehen!

Natürlich sollte das Gerät beim Angeln auf Schleie deutlich feiner ausfallen. Ich verwende sehr leichte Karpfenruten oder sogenannte Specimen-Ruten – 3,30 bis 3,60 Meter lang, mit einer Testkurve von 1,75 bis 2,25 lb (Pfund). Dazu empfehle ich kleine Freilaufrollen und monofile Schnur mit 0,25 bis 0,28 Millimeter Durchmesser.
Im Grunde kannst Du fast jede Selbsthakmontage zum Karpfenangeln auch für Schleie nutzen – dann eben mit kleineren Haken, leichteren Bleien und dünnerem Vorfachmaterial. Ich bevorzuge allerdings eine etwas speziellere Montage mit Futterkorb und sehr kurzem Vorfach aus Fluorocarbon. Und die schauen wir uns jetzt im Detail an...

Bei der Basis-Montage handelt es sich um ein Safety Bolt Rig wie Du es vielleicht vom Karpfenangeln schon kennst. Zunächst ziehe ich etwa 30 Zentimeter sinkenden Anti-Tangle-Schlauch (1) auf die Hauptschnur. Es folgen Gummikappe (2) und Safety Clip (3). Jetzt den Wirbel des Vorfachs (4) anknoten und alles zusammenstecken. In den Safety Clip hänge ich anschließend den Futterkorb (5) oder das Blei ein.

Noch ein paar Details zur Montage: Das Vorfach befestige ich über einen Ring Swivel. Er gibt dem steifen Vorfach etwas mehr Beweglichkeit. Wenn die Öse des Futterkorbes zu klein für den Safety Clip ist, schalte einfach einen Sprengring dazwischen.

Soweit eigentlich nix Besonderes. Mein bevorzugtes Vorfach ist da schon etwas spezieller: Im Grunde handelt es sich hier um ein normales D-Rig, das beim Karpfenangeln für Pop Up Boilies verwendet wird. Statt eines kleinen Metallrings fädel ich allerdings eine grelle Gummi-Made auf das „D".
Und so wird es gebunden: Zunächst den Haken mit dem No Knot-Knoten oder Whipping Knot anbinden. Dann die falsche Made mit der Boilienadel auf das Schnurende ziehen. Die Schnur zurück durch das Hakenöhr führen, etwas abschneiden und mit dem Feuerzeug anschmelzen, um eine Verdickung zu erzeugen. Die Gummi-Made bringt nicht nur einen Farbreiz ins Spiel, sondern sorgt mit ihrem Auftrieb auch dafür, dass der Haken stets in perfekter Position steht und gut in der Unterlippe der Schleie fassen kann.
Ich binde meine Vorfächer aus etwa 0,30 Millimeter dickem Fluorocarbon und halte sie mit nur 10 bis 15 Zentimetern extrem kurz – aus gutem Grund! Hast Du schon mal Schleien beim Fressen beobachtet? Die Fische bewegen sich fast nicht von der Stelle, sondern Wühlen den Grund akribisch Quadratzentimeter für Quadratzentimeter um. Ein kurzes Vorfach sorgt dafür, dass das Gewicht des Futterkorbes besonders schnell auf den Haken wirkt. Schon eine leichte Bewegung der Schleie genügt und der Selbsthakeffekt tritt ein. Das steife Meterial macht es Tinca zusätzlich schwer, den Köder wieder auszublasen.

Hohe Gewichte sind beim Schleienangeln mit Selbsthakmontagen nicht nötig. Die recht kleinen Haken fassen prima schon bei Verwendung von 40 bis 50 Gramm. Ich bevorzuge ganz klar Futterkörbe – für eine schöne Lockwirkung in direkter Nähe des Hakenköders. Nur wenn die Weißfische sehr aktiv sind, kann es besser sein, weniger Aufmerksamkeit auf den Hakenköder zu lenken. Dann nehme ich lieber Wirbelbleie.
Für einen guten Selbsthakeffekt sollte der Haken recht frei bleiben. Ich beködere ihn nur mit zwei Maden oder einem kleinen Stückchen Rotwurm.

Maden und Würmer sind ganz klar meine Lieblingsköder für Schleie. Wenn kleine Weißfische nerven, müssen wir aber manchmal notgedrungen auf Mini-Boilies, Mais oder andere Partikelköder ausweichen. Diese biete ich dann allerdings an einem Haarvorfach an, damit der Haken schön frei bleibt.
Ein Traum ging für mich mit dieser 60er Schleie in Erfüllung. Gebissen hat sie auf zwei Maden am kurzen D-Rig. Also, wenn Du ein Gewässer mit gutem Schleienbestand kennst, probier's dort mal mit der Selbsthakmontage. Ein schreiender Bissanzeiger hat ja auch seinen Reiz...
Fotos: Tobias Norff (15), Arnulf Ehrchen (1)
