Hecht auf Gummifisch
Hecht auf Gummifisch

Pelagisch angeln auf Hecht

Es geht auch ohne Motorboot

An meinen Heimatgewässern – den großen, tiefen Seen Schleswig-Holsteins – fische ich pelagisch vor allem auf Hecht. Genauso gut kannst Du vom Ruderboot, Kajak oder Belly Boat aber auch auf Zander angeln, die ebenfalls oft im Freiwasser unterwegs sind.

Eine kurze, kräftige Rute wie Du sie sonst vielleicht zum Hechtangeln mit Jerkbaits oder Wobblern einsetzt, ist auch zum pelagischen Fischen prima zu gebrauchen. Ich kombiniere sie am liebsten mit einer Multirolle. Denn damit kann ich den Köder sehr kontrolliert absinken lassen und präzise stoppen. Eine Stationärrolle funktioniert aber natürlich auch.

Auf Außenborder und E-Motor können wir beim Angeln auf die Freiwasserhechte durchaus verzichten – auf ein vernünftiges Echolot nicht! Zum Glück gibt es heute wirklich brauchbare Geräte auch für den schmalen Geldbeutel. Mein Finger deutet hier übrigens auf eine typische Sichel, die einen größeren Fisch darstellt. Die durchgehende Linie darüber zeigt meinen Gummifisch.

pelagisch angeln Köder
Die großen Gummifische sollten mit mindestens einem, besser zwei Zusatzdrillingen bestückt werden, um Fehlbisse zu vermeiden.

Werfen wir noch schnell einen Blick auf die Köder, bevor wir ins Boot steigen. Große Gummifische mit V-Schwanz, auch als No Action Shads bekannt, sind die Klassiker zum pelagischen Fischen! Zum Hechtangeln setze ich ordentliche Happen zwischen 20 und 30 Zentimetern Länge ein. Schwere Köpfe von 30 bis 50 Gramm lassen sie zügig Absinken und sorgen dafür, dass die Köder auch bei etwas schnellerer Drift direkt unterm Boot im Sendekegel des Echolotes gehalten werden können.

Das mag für Zander vielleicht nicht gelten, aber zumindest die Hechte im Freiwasser mögen manchmal etwas mehr Aktion. Besonders gut fangen Gummifische mit Schaufel- oder Sichelschwanz, wenn das Boot etwas schneller treibt oder wir dem Köder durch Heben und Senken der Rute mehr Bewegung verleihen.

Bis unser Köder zum ersten Mal an diesem Tag mit Wasser in Berührung kommt, kann es eine Weile dauern. Zunächst heißt es rudern und dabei das Echolot im Auge behalten. Es „blind" irgendwo zu probieren, macht beim pelagischen Vertikalangeln wenig Sinn. Wir suchen gezielt nach großen Einzelfischen oder zumindest Ansammlungen von Kleinfischen.

pelagisches Angeln auf Hecht
In Bereichen mit viel Futterfisch und mehreren größeren Einzelfischen lohnt es sich, mal eine längere Drift anzusetzen, bei der wir nicht nur einen einzigen Fisch gezielt beangeln.

Da, eine verheißungsvolle Sichel! Jetzt versuchen wir, das Boot direkt über dem Fisch zu stoppen, um ihm dann unseren Köder zu präsentieren. Herrscht Wind, macht es Sinn, den Fisch gegen die Windrichtung ein kleines Stück zu überfahren und sich dann anschließend über ihn hinweg treiben zu lassen. Ganz klar, mit einem Motor am Boot ginge das alles etwas einfacher und wir wären in der Lage, uns lange auf dem Fisch zu halten. Aber wer hat schon ein Motorboot und darf es auf seinen Gewässern auch noch benutzen?

Wind ist Gift fürs pelagische Angeln vom Ruderboot! Treibt der Kahn zu schnell über den Fisch hinweg, bleibt der Köder nicht lange genug im Sichtfeld des Hechtes. Zur Not hilft hier ein Treibanker* (auch Driftsack genannt), um die Drift des Bootes etwas abzubremsen.

Den Köder lassen wir im Sendekegel des Echolotes, also am besten direkt beim Geber, zu Wasser. So können wir seinen Weg auf dem Bildschirm genau verfolgen und ihn vor allem rechtzeitig stoppen. Beim pelagischen Angeln ist es ganz entscheidend, dem Hecht oder Zander nicht zu dicht mit dem Köder auf den Pelz zu rücken. Die Fische reagieren sonst oft mit sofortiger Flucht! Bremse den Köder etwa einen bis zwei Meter über dem Fisch und halte ihn dort.

pelagisch auf Hecht
Ein bewegungslos angebotener Köder ist in der Regel am erfolgreichsten. Du kannst es aber auch mal mit kleinen Zupfern oder größeren Sprüngen probieren.

Viele Hechte interessieren sich für den nahezu bewegungslos im Wasser hängenden Köder und steigen zu ihm auf – doch nur die wenigsten packen wirklich zu. Das macht pelagisches Angeln unter anderem so spannend! Kommt der Hecht hoch, nimmt den Köder aber nicht, hilft es manchmal, den Gummifisch etwas hochzukurbeln. In diesem Fall gefiel das dem Fisch allerdings gar nicht und er flüchtete zurück zum Grund.

Hier lief es besser für mich: Schon in der Absinkphase des Köders kam der brutale Biss und ich drillte den Hecht an die Wasseroberfläche (ebenfalls gut zu sehen auf dem Echolot).

Beim Biss und Drill geht es oft hart zur Sache, denn wir haken den Hecht ja direkt unter dem Boot an recht kurzer Schnur. Da kommt jede Bewegung des Fisches direkt und ungebremst in der Rute an. Geil!

Kein Riesenhecht, aber beim pelagischen Vertikalangeln ist jeder Fisch ein echtes Erlebnis. Immerhin bekommen wir den Biss live und in Farbe auf dem Echolot mit. Wenn Du siehst, wie der Fisch aufsteigt, dann der Schlag in die Rute fährt... Das macht einfach süchtig!


Fotos: Tobias Norff (11), Stephan Mohr (3)

*Affiliate-Links

Du willst mehr wissen? HECHT - CLEVER ANGELN, BESSER FANGEN vereint die besten Artikel in gedruckter Form: überarbeitet, in Zusammenhang gebracht, ergänzt um zahlreiche unveröffentlichte Themen, tolle Bilder, Grafiken und konkrete Köderempfehlungen. Das 256 Seiten starke Buch liefert Dir alles, was Du zum Thema Hechtangeln mit Kunstködern und Köderfisch wissen musst. Direkt erhältlich im Doctor-Catch-Shop.

Anzeige:
Hecht auf Gummifisch

Links zum Thema*

Online Shop
Der Echolot-Profikurs für Angler: Über 1.000 Bilder und 73 Videos – Hotspots erkennen, Fischen finden, besser fangen!
* Anzeige