Mit Flocke und Fliege
Nee, Forellen sind das definitiv nicht, die mal hier, mal dort immer wieder mit einem Schwall Maifliegen von der Oberfläche nehmen. Äschen auch nicht. Egal: Sind anscheinend richtig gute Exemplare unter den unbekannten Flossenträgern. Frei nach dem Motto "Viel hilft viel!" knote ich brennend vor Neugier eine große CDC-Maifliege an. Erst beim dritten Wurf kreuzt die Bahn der Fische meine langsam treibende Trockenfliege. Schon verschwindet sie im Maul eines hungrigen Flussbewohners – der Tanz an der #5er Fliegenrute beginnt! Wenig später gleitet ein silber-bronze glänzendes Kraftpaket über den Rand meines Watkeschers: ein fetter Aland! So vielfältig wie die Namen des auch als Nerfling oder Orfe bekannten Weißfisches sind auch seine Nahrungsvorlieben. Von der Mückenlarve bis zu kleinen Fischchen nimmt der Aland praktisch alles, was das Gewässer hergibt. Entsprechend groß ist die Auswahl möglicher Köder und Angeltechniken. Ganz besonders spannend ist für mich aber die Fischerei mit Trockenfliege oder Nymphe, wenn sich die bis über 60 Zentimeter groß werdenden Weißfische in den Sommermonaten oberflächennah aufhalten. Und dann gibt es da ja noch den Trick mit dem Anfüttern – aber seht selbst!
Mit Deinem Tackle zum Forellenfischen kannst Du prima auch auf Aland angeln: ✔ Fliegenrute: Klasse # 5-6, 9" ft. lang ✔ Fliegenrolle: #5 oder #6 ✔ Schnur: #5 oder #6 WF, floating ✔ Vorfach: konisch gezogen in der Stärke 2X oder 3X und 9" ft. oder 12 " ft. lang ✔ Tippet: 0,18 bis 0,20 Millimeter Durchmesser
Der Vorfachaufbau ist recht simpel und funktioniert sowohl für das Fischen mit Trockenfliege als auch das oberflächennahe Nymphenfischen: An die WF-Schwimmschnur (1) knüpft Ihr mit einer Schlaufenverbindung (2) das konisch gezogene Vorfach (3). Über einen Pitzenbauerring (4) verbindet Ihr dann das rund 80 bis 100 Zentimeter lange Tippet (5) mit dem Vorfach. Fehlt nur noch ein fängiges Fliegenmuster (6).
Steigende Alande erkennst Du leicht. Die Herausforderung besteht allerdings darin, abzuschätzen, wo sie das nächste Mal auftauchen. Denn im Gegensatz zu eher standorttreuen Forellen oder Äschen ziehen Alande bei der Nahrungssuche stets umher. Wenn Ihr aber ein passendes Fliegenmuster in der Fressbahn der Fische platziert, lässt der Biss dafür meistens nicht lange auf sich warten!
Große Trockenfliegen sind erste Wahl zum Fischen auf die umherziehenden Alande. Als fängige Muster haben sich bei uns diese drei Klassiker erwiesen: eine sehr gut schwimmende Maifliegen-Variante aus Rehhaar (oben), ein Muster aus CDC (links), das eine abgestorbene Maifliege imitiert, und − klasse im Spätsommer − eine Grashüpfer-Imitation (rechts).
An Fließgewässern mit Maifliegenschlupf sind es nicht nur Forellen und Äschen, die diese großen Insekten zum Fressen gern haben. Auch Alande lassen sich die fetten Happen nicht entgehen!
Im klaren Wasser mancher Flüsse könnt Ihr bisweilen sogar umherziehende Alande ausmachen und versuchen, sie mit der Trockenfliege direkt anzuwerfen. Wenn die Fische − wie hier an der dänischen Gudenau − allerdings nicht steigen wollen, dann gibt's noch eine weitere Möglichkeit, sie zum Biss zu überreden ...
In diesem Fall probiert es mal mit dicken, langsam sinkenden Nymphen – zum Beispiel mit solchen Eintagsfliegen-Nymphen. Diese Muster haben auch schon in Gewässern funktioniert, wo gar keine Eintagsfliegen vorkommen. Sehen halt lecker und gehaltvoll aus: gerade richtig für hungrige Alande!
Immer eine gute Idee: Haucht der Nymphe etwas Leben ein, indem Ihr sie zum Beispiel am Ende der Drift aufsteigen lasst − oft kommen genau dann die Bisse!
Die große, helle Nymphe auf einem 6er Haken wollte dieser Aland nicht an sich vorbeiziehen lassen.
Zeig her den Aland! Da vergisst man glatt, dass man eigentlich auf Forellen aus war.
Zum Schluss noch eine etwas ungewöhnliche Variante zum Fischen mit der Fliegenrute auf Aland: An vielen Gewässern nehmen die Fische sehr gerne Brot, das an der Oberfläche treibt. Und Anfüttern erhöht noch mal die Fressbereitschaft der Alande! Lasst einfach ein paar Brotstücke treiben und wartet, was passiert. Wenn die Fische auf das Brot reagieren und steigen, serviert ihnen eine Brotfliege − zum Beispiel so ein Rehhaar-Muster.
Und so sieht's aus, wenn alles klappt: Dieser 50er Aland aus einem norddeutschen Niederungsfluss konnte der Brotfliege nicht widerstehen − nachdem er sich zuvor einige „echte" Brotflocken einverleibt hatte.
Fotos: Holger Bente (12), Bastian Gierth (2) / Illustration: Bastian Gierth
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