Steckbrief Döbel
Meine erste Begegnung mit dem Döbel liegt gut dreißig Jahre zurück. Als kleiner Junge begleitete ich meinen Onkel an den fränkischen Main. Den Angelplatz unterhalb einer Staustufe habe ich noch genau vor Augen: Der durch eine kleine Sandbank geteilte Fluss wurde an den steinigen Ufern von mannshohen Brennnesseln und dichtem Gestrüpp gesäumt. Routiniert warf mein Onkel seine Tellerbleimontage mit angeköderter Kirsche aus. Die Rute steckte noch nicht lange in der Steinpackung, als auch schon Bewegung in die Spitze kam. Der Anschlag saß und nach einem ordentlichen Drill umgarnte der Kescher einen Döbel von gut 50 Zentimetern – ein bildhübscher Fisch mit großen gold-silbrig glänzenden Schuppen. Diese Bilder vor Augen, frage ich mich heute, warum ich eigentlich nicht häufiger diesem tollen Fisch nachstelle? Sind es vielleicht die vielen Gräten, die den Döbel in der Küche eher unbeliebt machen? Sein schlechtes Image als Laichräuber in Forellengewässern? Oder ist er als Zielfisch einfach nur etwas in Vergessenheit geraten? Ich denke, letzteres ist der Fall, denn der Döbel (oft auch als Dickkopf bezeichnet) ist ein wirklich beeindruckender Fisch, der nicht immer leicht zu fangen ist und es definitiv verdient hat, näher unter die Lupe genommen zu werden.
Obwohl Döbel zu den Friedfischen zählen, ernähren sie sich mit zunehmendem Alter auch räuberisch. Daher kannst Du sie auch sehr gut mit Kunstködern wie kleinen Blinkern, Spinnern, Gummifischen oder Wobblern überlisten.
Steckbrief Döbel
Name | Döbel |
wissenschaftlicher Name |
Squalius cephalus |
weitere Namen | Aitel (süddeutsch), Eitel, Alet, Dickkopf (umgangssprachlich) |
internationale Namen | Chub (en), Chevaine, Chevesne (fr), Cacho (es), Cavedano (it), Døbel (dk), Färna (se), Stam (no), Kopvoorn (nl) |
Verbreitung | bis auf das nördliche Skandinavien, Schottland und Irland in fast ganz Europa verbreitet |
Nahrung | Insekten und deren Larven, Würmer, Früchte, Krebse, Kleinfische |
Laichzeit | April–Juni |
maximale Länge | 60–70 Zentimeter |
maximales Gewicht | rund 8 Kilogramm |
Weltrekord an der Angel | Inoffizieller (nicht angemeldeter) Rekordfisch: 12 pound, 8 oz (entspricht 5,8 Kilogramm), gefangen 2014 in der Themse von Robert Majko. Offizieller IGFA-Rekord: 3,05 kg, gefangen von Dieter Lindenmann im Jahr 2009 im Rhein |
Quellen: https://en.wikipedia.org, http://www.fishbase.org, http://www.anglersmail.co.uk, http://wrec.igfa.org
Merkmale Döbel
1. Kopf und Körperform | wuchtiger, großer Kopf, endständiges, breites und tief gespaltenes Maul, runder Körperquerschnitt |
2. Schuppen/Zeichnung | große silber- bis goldfarbene Schuppen mit dunklem Rand, durch die eine netzartige Optik entsteht |
3. Afterflosse | abgerundet und leicht nach außen (konvex) gewölbt, rötlich |
Der typische Lebensraum von Döbeln beschränkt sich nicht nur auf Fließgewässer. Auch in Seen kommen sie vor, besonders wenn diese einen Zufluss besitzen. Die bevorzugten Standplätze befinden sich meist unter überhängenden Büschen und Bäumen, in flacheren Uferbereichen oder an Krautkanten.
Döbel lieben ein Dach über dem Kopf. Daher sind sie auch oft im Bereich von Brücken und Wehranlagen anzutreffen. Beliebte Behausungen sind außerdem Stege, Ansammlungen von Treibgut und Krautfahnen.
Hast Du Mini-Spinner, kleine Wobbler, Kirschen, Käse und Frühstücksfleisch beim Angeln auf Döbel dabei, kannst Du Dir recht sicher sein, dass mindestens einer dieser Köder (früher oder später) im Maul eines Dickkopfs verschwinden wird. Leber, Dosenmais, Brot, Wurststücke, Würmer, Maden, Grashüpfer, Weintrauben, Mirabellen, Ebereschen- oder Holunderbeeren stehen bei Döbeln ebenfalls hoch im Kurs.
Auch Fliegenfischer dürfen jederzeit mit einem Döbel rechnen. Je nach Gegebenheit lassen sich die Dickköpfe mit Trockenfliegen, Nymphen oder auch Streamern überlisten.
Döbel werden recht häufig mit anderen Fischarten verwechselt, lassen sich aber eigentlich gut von anderen Flossenträgern unterscheiden. Das Rotauge zum Beispiel ist seitlich stärker abgeflacht, hat kleinere Schuppen, ist im Alter hochrückiger und besitzt ein wesentlich kleineres, weniger tief gespaltenes Maul. Nicht wirklich schwer, oder?
Bei diesem Fisch ist die Verwechslungsgefahr schon größer. Der Aland geht vor allem im Norden häufiger an den Haken, während der Döbel in Mittel- und Süddeutschland stärker verbreitet ist. Aber es gibt auch Gewässer, in denen beide Arten vorkommen. Der Aland unterscheidet sich vom Döbel hauptsächlich durch seinen kompakteren Körperbau, das kleinere Maul und die eingebuchtete Afterflosse. Die Tabelle fasst noch einmal die Unterscheidungsmerkmale zu ähnlichen Fischen zusammen:
Döbel - Unterschiede zu ähnlichen Fischarten
Rotauge | im Querschnitt weniger rund | kleinere Schuppen | Afterflosse leicht eingebuchtet | kleineres Maul | schmalerer Kopf |
Aland | kompakterer Körperbau | kleineres Maul | Afterflosse leicht eingebuchtet | im Alter etwas hochrückiger |
Hasel | kleinerer Fisch (meist unter 30 Zentimeter) | Maul kleiner und leicht unterständig | Afterflosse leicht eingebuchtet |
Graskarpfen (Weißer Amur) | größer werdender Fisch (bis 120 Zentimeter) | Maul leicht unterständig | Augen tiefer liegend | oberhalb der Nasenöffnungen etwas eingebuchtet |
Angeln auf Döbel
beste Jahreszeit | April bis September (jedoch ganzjährig fangbar) |
beliebteste Methoden | Grund- und Posenangeln | Spinnfischen |
beste Kunstköder | kleine Spinner, Wobbler, Gummifische |
beste Fliegen | Trockenfliege, Nymphe, Streamer |
beste Naturköder | Wurm, Frühstücksfleisch, Made, Brot, Mais, Leber, Kirsche, Käse, Heuschrecke, kleiner Köderfisch, Fischfetzen |
Auch wenn der Döbel fast alles frisst – einfach zu fangen ist er deshalb noch lange nicht! Gerade die großen Exemplare können unheimlich scheu sein und sind eine echte Herausforderung für jeden Angler!
Fotos: Bastian Gierth (9), Tobias Norff (2), Florian Läufer / www.angelfoto-archiv.de (2)
