Angelrolle neu fetten
Angelrolle neu fetten

OP-Termin beim Rollen-Doktor

So kannst Du Deine Angelrolle pflegen, reinigen und neu fetten
Angelrollen pflegen
Nach dem Meeresangeln sollten Rollen immer gründlich mit Süßwasser abgespült werden, um Korrosion vorzubeugen.

Wie oft solltest Du Deine Angelrolle warten? Das hängt maßgeblich davon ab, wie häufig und auch wo die Rolle eingesetzt wird. Salzwasser fördert die Korrosion. Meeresrollen sollten daher regelmäßiger gereinigt werden. Eine Karpfenrolle hingegen, die den Großteil ihrer Angelzeit nur bewegungslos auf dem Rod Pod liegt, kommt einige Jahre ohne größere Pflege aus. Meine Spinnrollen, die ich ständig benutze, zerlege ich in jedem Winter, reinige sie und fette sie neu. Und so wird's gemacht:

Angelrollen-Wartung Schritt für Schritt

Für die Rollenwartung benötigst Du mindestens folgende Utensilien: passende Schraubendreher und Schraubenschlüssel, feine Pinzetten für Fummelarbeiten, einen wasserfesten Stift sowie Wattestäbchen, Haushaltspapier und eine weiche (!) Zahnbürste zum Reinigen. Weitere Spezial-Werkzeuge stelle ich Dir später vor. Ganz wichtig vor allem für unerfahrene Rollen-Doktoren: die Explosions-Zeichnung der Angelrolle. Wer sie nicht aufbewahrt hat, findet Baupläne vieler Modelle im Internet auf den Herstellerseiten oder zum Beispiel hier.

Zum Reinigen und Entfetten der Angelrolle benutze ich handelsüblichen Bremsenreiniger* aus der Spraydose.

Und dann benötigst Du natürlich neue Schmiermittel: Rollenfett* und Rollenöl*. Nimm unbedingt Produkte, die wirklich für den Angelbedarf hergestellt werden. Andere Mittelchen greifen eventuell Kunststoffteile an oder werden bei Kälte hart. Wenn Du Fett und Öl vom Hersteller Deiner Rolle verwendest, bist Du auf der ganz sicheren Seite.

Schritt 1: Angelrolle zerlegen

Um die Angelrolle gründlich reinigen zu können, wird sie in ihre Einzelteile zerlegt. Kurbel und Spule lassen sich noch ohne Werkzeug abnehmen. Dann geht's ans Eingemachte...

Der Rotor muss runter – und damit alles, was auf der Achse sitzt! Viele Modelle haben so eine kleine Sicherungsspange, die man leicht übersieht, da sie von Fett verdeckt wird.

Üblich ist auch so ein Sicherungsbolzen, der quer in der Achse sitzt. Der lässt sich in der Regel aber einfach rausziehen. Nur verlieren solltest Du ihn nicht...

Apropos verlieren: Die Einzelteile lege ich immer in eine flache Schale, damit sie auf keinen Fall abhanden kommen. Wer noch ungeübt ist, sollte die Teile am besten in der richtigen Reihenfolge anordnen. Zur Not hilft später die Explosions-Zeichnung dabei, alles wieder richtig zusammenzusetzen.

Alles runter von der Achse? Dann kommst Du nun an die große Mutter ran, die den Rotor in Position hält. Bei einigen Angelrollen gibt es zusätzlich noch ein, zwei Sicherungsschrauben.

Wenn Du nun die Schrauben aus dem Rollengehäuse drehst, kommst Du an das Getriebe nebst Achslagerung heran – das Herzstück der Rolle! Es würde zu weit führen, hier das Entfernen jeder einzelnen Schraube und Unterlegscheibe zu zeigen. Kurz gesagt: Alles muss raus!

Angelrolle reinigen
Pass auf, dass Du die Markierungen später nicht mit dem Bremsenreiniger wieder entfernst.

Bevor es dem Getriebe an den Kragen geht noch ein Tipp: Bei stark benutzten Rollen schleifen sich mit der Zeit kleine Grate oder Rillen ein. Baust Du die Rolle später anders wieder zusammen, läuft sie eventuell nicht mehr so rund wie zuvor. Ich markiere daher die Punkte, an denen Antriebsrad und Achsschnecke ineinandergreifen mit einem Stift. So kann ich die Rolle wieder genau so zusammensetzen wie sie war.

An etwas kniffeligen Stellen hilft es, gelegentlich ein „Erinnerungsfoto” zu schießen. Daran kannst Du Dich später beim Zusammenbau prima orientieren.

Fertig ausgeräumt! Kugellager, Achse, Zahnräder, Scheiben und Schrauben entferne ich, bis das Rollengehäuse leer ist.

Der Kurbelknauf macht Geräusche oder ist schwergängig? Dann muss auch er ab! Die Schraube dafür verbirgt sich bei den meisten Angelrollen hinter einer Plastikkappe, die sich einfach raushebeln lässt.

Kein Wunder, dass der gequietscht hat: Das Kugellager ist total verrostet und die Kunststoffhülse ließ sich nur noch mit Gewalt befreien. Hier müssen Ersatzteile her. Wenn alles in Ordnung ist, brauchst Du nur das Kugellager reinigen und mit einem Tropfen Öl schmieren. Dazu gleich mehr.

Probleme und Geräusche macht häufig auch das Schnurlaufröllchen der Angelrolle. Hier setzt sich gerne Schmutz fest, den Du nach dem Ausbau des Lagers einfach mit einem Wattestäbchen und etwas Bremsenreiniger entfernen kannst.

Auf der anderen Seite des Bügelarms sitzt hinter einer Abdeckung die Bügelfeder. Sie bedarf in der Regel keiner großen Pflege, da sie nicht wirklich abnutzt, sondern höchstens ausleiert und dann ersetzt werden muss. Wichtig: Die Feder – und auch alle anderen eventuell in der Rolle verbauten Federn – solltest Du nach Möglichkeit nicht ausbauen. Da die Dinger unter Spannung (teilweise mit Spezial-Werkzeugen) eingesetzt werden, gestaltet sich der Wiedereinbau für den Laien oft schwierig.

Bleibt nur noch das Bremssystem. Die Scheiben werden (bei Rollen mit Frontbremse) in der Regel nur von einem Metallbügel in der Spule gesichert. Merke Dir auf jeden Fall die Anordnung der Scheiben. Die Reihenfolge ist nämlich nicht zufällig!

Angelrolle entfetten
Bremsenreiniger sollte nicht ins Abwasser gelangen. Ich habe deshalb unterhalb des Waschbeckens einen Schlauch installiert, der in einen Kanister führt.

Schritt 2: Angelrolle reinigen

Nun muss das alte Fett von den Rollenteilen entfernt werden. Ich nehme dafür Bremsenreiniger. Achtung: Das Zeug kann manche Kunststoffe angreifen. Teile, an denen noch Kunststoff vorhanden ist, deshalb nur kurz mit Bremsenreiniger behandeln.

Angelrolle entfetten
Wie erwähnt greift Bremsenreiniger einige Kunststoffe an. Nimm deshalb auf jeden Fall einen Behälter aus Glas zum Reinigen der Kleinteile.

Den ganzen Kleinkram gebe ich in ein Glas und sprühe Bremsenreiniger drauf. Wer möchte, kann das Ganze auch über Nacht stehen lassen. Muss aber nicht sein, denn der Reiniger löst das Fett wirklich schnell.

Spüle anschließend die gereinigten Teile gründlich mit Wasser ab und lege sie zum Trocknen auf Haushaltspapier oder ein Geschirrtuch.

Eventuell noch vorhandene Fettrückstände in Ritzen, Rillen und Zahnrädern mit einer weichen Zahnbürste entfernen.

Noch Dreck oder Fett in den Ecken? Hier hilft das Wattestäbchen!

Schritt 3: Kugellager reinigen und entfetten

Während die anderen Teile der Angelrolle trocknen, kümmere ich mich um die Kugellager. Sie werden geöffnet, gereinigt und neu gefettet oder geölt. Allerdings lassen sich nicht alle Modelle so einfach öffnen und bei sehr kleinen Lagern ist das auch eine ziemliche Fummelei. Ich setze deshalb zwei spezielle Werkzeuge ein, mit deren Hilfe ich die geschlossenen Kugellager warten kann.

Äußerst praktisch ist dieser Kugellager-Reiniger. Dort hinein legst Du das Lager und setzt anschließend den Deckel drauf. Kugellager-Reiniger findest Du im Fachhandel für Modellbau und in Online-Shops, die auf Rollentechnik und Tuning spezialisiert sind. Unter dem Suchbegriff „RPM Kugellager Reinigungsgerät” wirst Du bei google fündig.

Die Düse des Bremsenreinigers setze ich nun auf die Öffnung im Deckel des Kugellager-Reinigers. So lässt sich das Kugellager regelrecht mit Reiniger durchpusten. Das alte Fett wird schnell und rückstandslos entfernt. Alternativ kannst Du das Lager über Nacht in ein Glas mit Bremsenreiniger legen und das Ganze kräftig schütteln.

Den Lauf des Kugellagers kannst Du mit so einem Werkzeug* (Ball Bearing Checker oder Kugellager-Prüfer genannt) prüfen. Einfach aufstecken und Schwung geben. Ein perfekt entfettetes Lager dreht sich ewig weiter und verursacht ein sirrendes Geräusch. Ein gefettetes Lager läuft kaum nach und macht keine Geräusche.

Kugellager ölen bei einer Angelrolle
Der Bremsenreiniger verdunstet rasch. Schon fünf Minuten nach der Reinigung kannst Du das Lager neu ölen oder fetten.

Schritt 4: Angelrolle ölen und fetten

Bleiben wir erst mal bei den Kugellagern. Lager, die sehr leicht laufen müssen, bekommen einen Tropfen Öl. Das betrifft bei einer Stationärrolle eigentlich nur das Kugellager im Schnurlaufröllchen. Alle anderen solltest Du mit Fett schmieren.

Um Fett in die ungeöffneten Kugellager zu bekommen, verwende ich so eine Fettpresse. Im Internet zu finden unter dem Begriff Bearing Packer oder Bearing Greaser. Dort hinein legst Du das Lager mit der offenen Seite nach unten.

Mit dem Stopfer wird das Kugellager nun in das Fett gepresst. Wenn Du kein solches Hilfsmittel hast, kannst Du das Kugellager mit dem Finger in ein kleines Schälchen oder einen Flaschendeckel mit Fett drücken.

Angelrolle richtig fetten
Die Teile sollten vor dem Zusammensetzen absolut trocken sein. Ungeduldige greifen zum Haartrockner!

Nun bekommt der Rest sein Fett weg! Während ich die Rolle wieder zusammensetze, fette ich nach und nach die Teile ein.

Alle beweglichen Teile werden sorgfältig mit Rollenfett bestrichen. Doch auch unbewegliche Bauteile aus Metall bekommen etwas Fett ab. Schließlich schützt die Schmiere vor Korrosion! Im Grunde kannst Du also alles fetten, was in der Rolle so verbaut ist. Für die Bremsscheiben solltest Du allerdings spezielles Fett verwenden: Bewährt ist zum Beispiel Cal's Universal Reel & Star Drag Grease*.

Nach und nach wird aus den vielen Einzelteilen wieder eine Angelrolle. Und keine Sorge: Wenn Du die Explosions-Zeichnung vor der Nase und die Teile in der richtigen Reihenfolge sortiert hast, ist das Zusammensetzen gar nicht so schwer.

Läuft wieder wie ein Uhrwerk und duftet nach frischem Fett! Diese Rolle ist bestens gewappnet für die neue Angelsaison.


Fotos: Tobias Norff (34), Sebastian Makowski (1)

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