Wolfsbarsch angeln in Irland
Wolfsbarsch angeln in Irland

Wolfsbarsch angeln in Irland

Corks wilder Westen

An so einer Küste könnte man auch einfach nur sitzen und in die Ferne starren, oder? Aber selbst als entspanntester Küstenangler der Welt dürftest Du nach kurzer Zeit Hummeln im Hintern bekommen, wenn Du weißt, was da unter der Wasseroberfläche so unterwegs ist und auf Deine Köder wartet.

Das von uns befischte Revier mit der schönen Postkarten-Optik erstreckt sich rings um die Orte Rosscarbery und Clonakilty – eine knappe Stunde Autofahrt von Cork entfernt. Bei beiden Orten erkennst Du gut tiefer ins Land reichende Lagunen. Bei jedem Gezeitenwechsel strömen dort große Wassermassen aus oder in die flachen Buchten: ein reich gedeckter Tisch für viele Fische und schon mal Hinweis auf die ersten Hotspots für unseren Zielfisch.

Aber der Reihe nach: Da ein Trip nach Irland für mich nicht nur aus schicken Fischen besteht, fahre ich am Abend meiner Anreise von unserer Unterkunft in Rosscarbery noch fix zu einem prähistorischen Steinkreis in der Nähe. Der Drombeg Stone Circle sollte doch als feines Fotomotiv taugen. Und man glaubt es kaum: An diesem magisch wirkenden Ort bin ich fast alleine unterwegs. Nur ein älterer Herr sitzt an einer Böschung und genießt die einmalige Abendstimmung.

Wir grüßen uns, kommen ins Gespräch und ich erfahre eine Stunde lang so gut wie alles, was es zu dieser historischen Stätte zu wissen gibt. Denn dieser nette Ire war zufällig Sohn des Bauern, bei dem der Archäologe E.M. Fahy in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zu Gast war, als er diesen Steinkreis weiter ausgrub und restaurierte. Der Legende zufolge soll einem ein sehnlicher Wunsch erfüllt werden, wenn man seine Daumen in die beiden kleinen Gruben auf dem quer liegenden Altarstein presst. "Schaden kann's ja nicht.", denke ich ...

Abends trifft endlich mein Angelfreund Markus ein, der in dieser Region schon vorher einige Wolfsbarscherfahrungen machen durfte. Gute Sache, denn so müssen wir nicht lange die Gegend erkunden, sondern können am nächsten Morgen bei herrlichstem Frühsommer-Wetter gleich an einem top Spot starten: dem Sandstrand der Halbinsel Inchydooney.

Der Strand wird im Osten durch einen natürlichen Kanal begrenzt, in dem bei ablaufendem Wasser eine Strömung wie in einem reißenden Fluss herrscht. Mit im Gepäck haben die Wassermassen leider auch eine Menge Kraut, das sie aus den nährstoffreichen Lagunen abtransportieren. Zu starker Krautgang kann das Angeln in diesen Rinnen somit tatsächlich unmöglich machen.

Die Lösung: raus aus der Strömung und einfach parallel zur Rinne im Mündungsbereich fischen, wo gerade das Wasser wieder aufläuft. Meine Lieblingswaffe für solche Fälle: ein schwerer, schlanker Blinker wie der hier abgebildete Seeker. Den Drilling ersetze ich nach einigen Würfen mit Kraut am Köder gegen einen Einzelhaken. Gute Idee: endlich kaum noch Grünzeug am Haken!

Es sind tatsächlich keine 15 Minuten nach unseren ersten Würfen vergangen, als mein Blinker auf voller Wurfdistanz gerade den Sandboden berührt – und schon kommt der Einschlag! Ein Blick zur Rutenspitze und mir ist nach den ersten dumpfen Schlägen klar: Hier zerrt ein besserer Fisch am anderen Ende der Schnur.

Wenige Minuten später taucht ein silberner Körper in den brechenden Wellen auf: Wolfsbarsch – und was für einer! Die Landung am hindernisfreien Strand klappt bestens. Und das Maßband zeigt stolze 74 Zentimeter an – meine neue, persönliche Bestmarke!

Schnell noch ein, zwei Bilder schießen und dann geht's zurück mit diesem wunderschönen Fisch in die kühlen Fluten des Atlantiks. Ob der Altarstein etwas mit diesem Traumstart zu tun hat? Wer weiß das schon ...

Wolfsbarsch angeln in Irland
Das Mindestmaß für Wolfsbarsch beträgt in Irland 40 cm (Stand 9/2020).

Zwar dürfen aktuell (Stand 9/2020) zwei Wolfsbarsche pro Tag und Angler entnommen werden, aber angesichts des sehr langsamen Wachstums dieses herrlichen Fischs wird es in Irland gerne gesehen, wenn besonders große Exemplare wieder zurückgesetzt werden.

Stellungswechsel: Den Nachmittag wollen wir es etwas sportlicher angehen. Markus kennt eine kleine, versteckte Sandbucht, die von herrlichen Felsen und Riffen umrahmt ist.

Eigentlich unglaublich: traumhaftes Sommerwetter an einem Samstag und kein Mensch am Strand! Aber unsere Augen bleiben sowieso eher an den verdächtig aussehenden Felsklippen beidseits der Bucht hängen. Hier riecht's doch förmlich nach Wolfsbarsch!

Es herrscht Niedrigwasser. Das Klettern auf den Felsen ist nicht ganz ohne, aber bei diesem trockenen, ruhigen Wetter für halbwegs fitte Angler kein größeres Problem.

Tja, vielleicht ist es auch zu ruhig – zumindest für die Wolfsbarsche. Denn nach unserem grandiosen Start vom Vormittag halten sich unsere Zielfische hier vornehm zurück. Dass hier aber richtige Klopper unterwegs sind, weiß Markus definitiv: Genau hier hatte er bei seinem früheren Trip bereits Erfolg. Markus berichtet außerdem von Fischen jenseits der 80-Zentimeter-Marke, die damals seinem Streamer folgten.

Ganz nach dem Motto "Nur noch ein paar Würfe!" unterläuft uns ein selten dummer Anfängerfehler: Wir vergessen, dass die Flut schon weit aufgelaufen ist und lassen uns den Rückweg abschneiden. Was nun? Auf den Felsen sitzenbleiben und ein paar Stunden auf ablaufendes Wasser warten oder doch die verdammt steile Böschung hochklettern? Unsere Wahl fällt auf die letztere Option.

Ein Stoßgebet an Petrus: Die Klippe ist überwunden! Der Weg mit Wathose durch mannshohe Brombeersträucher und mit schlechtem Gewissen über ein fremdes Grundstück schleichen ist dagegen nur Kleinkram! Da haben wir doch gleich am ersten Tag vom Traumfisch bis zum Trainingsparcour alles dabei gehabt!

Den vielen anderen verlockenden Spots zum Trotz, wollen wir uns unbedingt noch mal den Inchydooney Strand vornehmen. Der Große vom Vortag wird doch sicher nicht alleine unterwegs gewesen sein! Dieses Mal aber haben wir vor, den Wolfsbarschen nachts auf die Schuppen rücken!

Mit Kopflampe und Kaffee im Gepäck stehen wir bei ablaufendem Wasser wieder am Mündungsbereich. Gleich ist Niedrigwasser und wir können bei nicht allzu starkem Wellengang den Fischen ein ganzes Stück entgegengehen.

Plan aufgegangen: Sie sind da! Endlich klappt's auch mit der Fliege und Markus landet im Mondschein seinen ersten Wolfsbarsch dieser Tour!

Speziell fürs Fischen auf Sandgrund habe ich mir noch eine ganz besondere Methode aufgehoben: das Fischen mit dem Ned Rig. Motiviert durch die tollen Barschfänge meines Kollegen Tobias fand ich es naheliegend, dass es auch im Meer funktionieren müsste. Und siehe da: Den langsam über Grund geschleiften Gummiwürmern mit dem aufreizend hoch stehenden Körper können auch die Wolfsbarsche nicht widerstehen. Von meinen sechs Fischen an diesem Abend gehen immerhin drei aufs Ned Rig-Konto.

Beflügelt von unseren Erfolgen am Vorabend treibt es uns am Folgetag wieder auf die Klippen. Allerdings will es uns Petrus dieses Mal nicht ganz so leicht machen und öffnet kurz nach unserer Ankunft seine Schleusen.

Ob ich das noch einmal machen würde, weiß ich wirklich nicht: über die nassen, teilweise extrem rutschigen Felsen bis auf die vorderen Klippen klettern, um in Wurfposition zu kommen. Jeder einzelne Schritt wird langsam und verdammt gut überlegt gesetzt. In einer Hand die Rute und die andere zum Abstützen frei – alles im Zeitlupentempo!

Vorne am Riff sind die Mühen jedoch schnell vergessen: Gerade noch mit der Spinnrute erreichbar sehe ich weiter draußen auf dem Meer eine klar erkennbare Strömungskante. Unmittelbar nach Aufkommen des Köders ist bereits die Rute krumm! Wie? Dort draußen ein Hänger? Mitnichten: Fisch im Drill!

Nix Wolfsbarsch – Pollack! Guck an, auch die kampfstarken Bronzebomber gehen hier an der Küste auf Jagd. Ist zwar nicht der Zielfisch, aber sorgt auch für willkommene Spannung beim Fischen.

Völlig abgefahren: Jeder Wurf an die Strömungskante bringt jetzt Fisch! Nach zwei Aussteigern im Drill blitzt es beim nächsten Fisch plötzlich silbern unter der Wasseroberfläche – Wolfsbarsch! 

Kein Riese, aber definitiv hart erkämpft! Nach zwei weiteren Pollacks und ein paar Fehlbissen bewegt sich die Strömungskante weiter vom Ufer weg. Und plötzlich hört das Beißen auf. Verrückte Sache: Es war an der Wasseroberfläche keinerlei Fischaktivität zu erkennen – auch keine flüchtenden Kleinfische – aber Wolfsbarsche und Pollacks müssen dort Seite an Seite gelauert haben.

Nachdem wir auch diese halsbrecherische Klettertour – noch dazu mit Fisch – heil überstanden haben, begeben wir uns die Folgetage in die Hände von David Norman. David ist Angelguide in der Region West-Cork und kennt natürlich noch zahlreiche weitere Wolfsbarsch-Spots an dieser grandiosen Küste.

Neben Trips zum Küstenangeln hat David in den letzten Jahren quasi sein Revier erweitert: Mit dem Seekajak geht's an vorher nicht erreichbare Spots (denk nur mal an die Strömungskante!). Auch solche Trips kannst Du mittlerweile bei David buchen. 

Mit David an der Seite lernen wir die ganze Vielfalt des Wolfsbarschangelns von West-Cork kennen: Er führt uns bei Niedrigwasser zu kleinen Rinnen, in denen wir sogar Wolfsbarsche beobachten können. Allerdings sind sie in diesen schmalen Wasserläufen auch ultrascheu und lassen sich von Fliege, Gummifisch & Co nicht verführen.

Ebenfalls befischen wir bei Niedrigwasser trockengefallene Riffe voller Blasentang. Für solche Spots ist übrigens ein Watstock eine richtig gute Idee!

Und auch mitten in die anrauschende Brandung pfeffern wir unsere Wolfsbarschköder. So beeindruckt wir von den fantastischen Plätzen sind, so wenig scheint es aber aktuell die Wolfsbarsche zu interessieren, was wir ihnen in den Fluten servieren.

Ganz nebenbei zeigt uns David einige Schätze aus seiner Köderbox und wir erfahren, was gerade auf Wolfsbarsch der letzte Schrei ist. Richtig klasse finde ich die Pirate Lure Bass Treats: Sandaal-Imitationen aus Gummi, die sich unbeschwert erstaunlich gut werfen lassen und selbst bei gleichmäßigem Einholen eine geniale Aktion an den Tag legen. Da werde ich demnächst wohl noch mal shoppen müssen ...

Nachdem an einigen klassischen Stellen nicht viel läuft, führt uns David zu einem seiner besten Spots: Am Ende eines Kiesstrands greifen recht gut begehbare Steinformationen wie Finger in den Ozean. Dazwischen: tiefe Rinnen und damit ein Wolfsbarsch-Revier wie es im Buche steht.

Als Köder passt hier ein Gummfisch am Jigkopf, wie dieser Fiiish Black Minnow, perfekt. Denn in den Felsrinnen und zwischen den Steinen ist Jiggen auf Wolfsbarsch die Methode der Wahl. Die Fische ziehen laut David gerne grundnah die Rinnen entlang und schnappen sich überfallartig alles, was nicht bei Drei im Tang oder hinterm Felsen verschwunden ist.

Da Du es bei diesem Untergrund mit scharfkantigen Steinen und Seepocken zu tun hast, darf auch das der geflochtenen Hauptschnur vorgeschaltete Monofil mit mindestens 0,45 mm Durchmesser etwas stärker als sonst ausfallen. Weitere Tipps zum passenden Spinngerät für Wolfsbarsche habe ich in diesem Artikel für Dich parat: Wilde Wölfe & graue Grazien.

Dann endlich passiert es: Ein Wolfsbarsch inhaliert den Gummifisch und tobt am anderen Ende der Schnur. Gut, dass ich hier nicht alleine fische, denn bei heranwogender Dünung den Fisch von den scharfkantigen Felsen fernzuhalten und an eine fürs Landen geeignete Stelle zu manövrieren ist doch etwas heikel. Schnell ist David zur Stelle und im zweiten Versuch bekommt er den Fisch zu fassen ...

Gemeinsame Erfolge sind die schönsten: Dank David haben wir nicht nur zahlreiche spannende Spots entdeckt und befischt, sondern auch eine Menge über die Besonderheiten dieses einmaligen Reviers gelernt. Und dieser tolle Fisch von über 60 Zentimetern hat das Potential dieses irre vielfältigen Reviers noch einmal deutlich unterstrichen.

Fünf Tage großartige Fischerei in fantastischer Umgebung sind zu Ende. Aber natürlich fahren Markus und ich noch einmal zum Abschied an den so hilfreichen Steinkreis westlich von Rosscarbery. Um unsere Dankbarkeit und die Hoffnung auf gute Fänge bei unserer Rückkehr nach West-Cork auszudrücken, bleibt's diesmal nicht beim bloßen Daumen drücken ;-) 


Fotos: Holger Bente (26), Markus Müller (9), David Norman (5) / Illustration: Bastian Gierth

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