Die Brassen-Bande
Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich meine ersten Meerbrassen Anfang der Achtzigerjahre im Sommerurlaub auf der kroatischen Insel Lošinj fing. Als Köder benutzte ich eine Weißbrotflocke, platziert auf einem rostigen Öhrhaken der Größe 2. Zugegeben, die 0,40 Millimeter dicke Perlonschnur war vielleicht etwas überdimensioniert, doch die handlangen Brand- und Goldstriemenbrassen schienen sich nicht im Geringsten an der groben Montage zu stören. Gut drei Jahrzente später stelle ich im Urlaub immer noch leidenschaftlich gerne den silbernen Spaßmachern am Mittelmeer und Atlantik nach. Nur meine Angelausrüstung habe ich über die Jahre noch etwas optimiert... Im folgenden Bericht erfährst Du, welche der über 25 verschiedenen, in Europa vorkommenden Meerbrassenarten wir generell beim Angeln vom Ufer erwarten können, worauf sie am besten beißen und wie sie sich überlisten lassen. Viel Spaß mit der Brassen-Bande!
Die Gemeine Meerbrasse (Pagrus pagrus) ist ein beliebter Angel- und Speisefisch, der sowohl im Mittelmeer als auch im östlichen Atlantik vorkommt. Beim grundnahen Angeln mit Naturködern (zum Beispiel Tintenfisch-Streifen) geht sie uns ebenso an den Haken wie beim Jiggen mit kleinen Kunstködern. Die durchschnittliche Größe der Gemeinen Meerbrasse beträgt 30 bis 40 Zentimeter. Die Maximallänge wird mit 70 bis 80 Zentimetern angegeben. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Spinnangeln KÖDER: ✔ Naturköder ✔ kleine Spinnköder KÜCHE: ✔ weißes, außerordentlich schmackhaftes Fleisch
Die Geißbrasse (Diplodus sargus) hält sich meist gesellig in Küstennähe auf und ist sowohl in Abschnitten mit Seegras als auch im Brackwasser gut zu fangen. Wie das markante Gebiss erahnen lässt, ernährt sich der bis zu zwei Kilo schwere Fisch hauptsächlich von Muscheln, Krebsen und kleinen Fischen. Jedoch stehen auch Algen auf seinem Speiseplan. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Spinnangeln ✔ Posenangeln KÖDER: ✔ Naturköder ✔ kleine Spinnköder KÜCHE: ✔ wohlschmeckendes Fleisch
Der wohl bekannteste Vertreter seiner Art ist die Goldbrasse (Sparus aurata), umgangssprachlich auch als Dorade Royale bezeichnet. Der bis zu 70 Zentimeter lange Fisch ernährt sich mit Vorliebe von Würmern, Krebsen und Muscheln. Letztere werden mit dem kräftigen Gebiss kurzerhand geknackt. Dieses Verhalten können wir Angler uns zu Nutze machen und der Goldbrasse ganze Miesmuscheln am Grund anbieten. Den Haken verstecken wir einfach zwischen den beiden Schalenhälften und fixieren diese mit Bait Elastic. Der gemeine Spritzwurm "Bibi" ist ebenfalls eine ausgezeichneter Köder für Doraden. ANGELART: ✔ Grundangeln KÖDER: ✔ Naturköder KÜCHE: ✔ exquisiter Geschmack, weißes, festes Fleisch
Die Goldstriemenbrasse (Sarpa salpa) tritt küstennah in Schwärmen auf. Während Jungfische auch tierische Nahrung aufnehmen, ernähren sich adulte Exemplare vegetarisch. Auch wenn hin und wieder größere Goldstriemenbrassen auf kleine Jigs gefangen werden, so sind Köder wie Brotflocken, Teig oder um den Haken gewickelte Grünalgen die bessere Wahl. Leider reichern sich im Fleisch dieser Meerbrasse oft Giftstoffe an. Deshalb ist von einem Verzehr abzuraten. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Posenangeln KÖDER: ✔ Naturköder KÜCHE: ✔ mäßiger Geschmack ✔ unter Umständen toxisch
Gelbstriemenbrassen (Boops boops) sehen auf den ersten Blick wie lang gestreckte Goldstriemen aus. Während ihre „dicken" Verwandten rund um die Uhr mit pflanzlicher Kost zu fangen sind, lassen sich die bis zu 35 Zentimeter langen Gelbstriemenbrassen tagsüber meist nur im tiefen Wasser überlisten. Mit einfallender Dunkelheit steigen sie in höhere Wasserschichten auf und können dann gut mit kleinen Naturködern befischt werden. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Posenangeln KÖDER: ✔ Naturköder KÜCHE: ✔ mäßiger Geschmack ✔ verderben schnell, sofort nach dem Fang ausnehmen
Die Zweibindenbrasse (Diplodus vulgaris) geht beim Angeln im Mittelmeer häufig an den Haken. Die hübschen Fische erreichen eine Länge von maximal 45 Zentimetern. Besonders die kleinen Exemplare lassen sich schnell und einfach mit Natur- und Kunstködern in Küstennähe fangen. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Posenangeln ✔ leichtes Spinnangeln KÖDER: ✔ Naturköder ✔ kleine Kunstköder KÜCHE: ✔ guter Geschmack
Angeln wir an Steilküsten oder vom Boot in tieferem Wasser, geht uns hin und wieder die Streifenbrasse (Spondyliosoma cantharus) an den Haken. Ihr Verbreitungsgebiet ist enorm und reicht von den Kapverden über das Mittelmeer bis nach Schottland. Der kompakte, bis zu 60 Zentimeter lange Fisch ernährt sich mit Vorliebe von Krebsen und Weichtieren. Kleine Tintenfischstreifen, Fisch- und Muschelstückchen locken ihn an den Haken. ANGELART: ✔ Grundangeln KÖDER: ✔ Naturköder KÜCHE: ✔ festes Fleisch ✔ sehr guter Geschmack
Die Brandbrasse (Oblada melanura) ist ein wirklich interessanter, mittelgroßer Schwarmfisch. Sie hält sich in der kompletten Wassersäule auf und lässt sich sowohl dicht am Grund als auch im Mittelwasser und direkt an der Oberfläche beangeln. Ähnlich opportunistisch ist diese Meerbrassenart bei der Nahrungswahl. Wir können die Brandbrasse mit einer schwimmenden Brotflocke ebenso überlisten wie mit einem auf Grund liegenden Fischfetzen, Titenfischstreifen oder kleinen, langsam geführten Jigs. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Posenangeln ✔ Spinnangeln KÖDER: ✔ Naturköder ✔ künstliche Köder KÜCHE: ✔ weiches Fleisch ✔ guter Geschmack
Viele Angler sehen in der Ringelbrasse (Diplodus annularis) vor allem einen kleinen Quälgeist. Doch auch wenn dieser Fisch selten mehr als 20 Zentimeter misst, sollten wir ihn nicht unterschätzen. Ringelbrassen beißen fast immer und ersparen uns so den einen oder anderen Schneidertag. Außerdem sind sie häufig ein guter Indikator für das Vorhandensein größerer Raubfische, die diesen kleinen Silberling zum Fressen gern haben. Er lässt sich gut mit kleinen Tintenfisch-Stückchen an den Haken bringen. ANGELART: ✔ Grundangeln ✔ Posenangeln KÖDER: ✔ Naturköder KÜCHE: ✔ weiches Fleisch ✔ gut für Fischsuppen
Ganz egal, auf welche Meerbrassenart wir unseren Fokus legen: Die Angelei auf diese interessanten und vor allem kampfstarken Fische gestaltet sich immer äußerst spannend und abwechslungsreich. Verspochen!
Fotos: Holger Bente (8), Bastian Gierth (9)
