Urlaub mit Raor
Okay, wir geben es ja zu: Als meiner Freundin und mir der erste Schermesserfisch (Xyrichtys novacula) bei einer Kajak-Tour am Mittelmeer an den Haken ging, wussten wir noch nicht mal den Namen des bunten, mit Reißzähnen bewaffneten Fisches. Doch das sollte sich nach einer kulinarischen Kostprobe und kurzer Internetrecherche schnell ändern. Der Raor, wie er auch in Katalonien genannt wird, gehört nämlich zu den wohl begehrtesten Fischen, die man beim Angeln im Mittelmeer fangen kann. Auf Fischmärkten wird er zu Höchstpreisen gehandelt – und das nicht ohne Grund! Hier erfahrt Ihr, wie sich die bunte Delikatesse erbeuten lässt.
Da sich Schermesserfische meist außerhalb der üblichen Wurfweite in etwas tieferem Wasser aufhalten, ist ein Boot für diese Angelei von großem Nutzen. Die bunten Fische bevorzugen übrigens sandigen Grund.
Die Montage ist denkbar einfach: An einem Stück Fluorocarbon von etwa einem Meter Länge und 0,18 bis maximal 0,28 Millimeter Druchmesser bringen wir mittels Springerknoten einen kurzen Seitenarm von 10 Zentimetern Länge an. An dessen Ende kommt ein dünndrähtiger Einzelhaken in Größe 4 bis 8. Das Ganze schicken wir mit einem 15 bis 40 Gramm schweren Schleppblei ins tiefe Blau.
Den Einzelhaken beködern wir mit einem Stückchen Tintenfisch. Wichtig: Die Spitze darf nicht vom Köder bedeckt sein, sonst gibt's Fehlbisse!
Mit einer kurzen Rute lässt es sich wunderbar vom driftenden Kajak aus fischen. Das langsam über Grund schleifende Blei überträgt hierbei jede Bodenunebenheit direkt auf die Rutenspitze.
Geschafft! Der erste Schermesserfisch zappelt am Haken. Beim Landen ist jedoch äußerste Vorsicht geboten! Der kleine Fisch kann sich blitzschnell um die eigene Achse drehen und mit seinen vorderen Zähnen fiese Wunden verursachen. Ein festes Tuch ist zum Greifen des agilen Gesellen ein hilfreiches Utensil.
Häufig gehen beim Angeln auf Sandflächen die ebenfalls sehr schmackhaften Petermännchen an den Haken. Achtung: Sie haben auf dem Rücken und an den Kiemendeckeln giftige Stacheln. Am besten nur mit einem dicken Handschuh oder festen Lappen anfassen!
Ein Traum in Goldgelb... Nur mit etwas schwarzem Pfeffer sowie Meersalz würzen, in Mehl wenden und anschließend in Olivenöl braten. So leicht lassen sich die schmackhaften Fischlein zubereiten.
Dazu passen prima Rosmarinkartoffeln aus dem Backofen. Leckerer kann ein Angeltag nicht zu Ende gehen!
Fotos: Bastian Gierth / Illustration: Bastian Gierth
