Bronzebomber und bunte Beisser
Kerrys atemberaubende Klippen und schroffe Felsküsten bieten über Wasser begehrte Fotomotive. Unter Wasser sind diese urtümlichen Gebilde aus Kalkstein und Schiefer die Heimat zweier faszinierender Fischarten: Pollack und Lippfisch! Zwischen Tangwäldern und über Muschelbänken gehen Pollacks, die bronzefarbenen Jäger mit den großen Augen, auf Jagd nach Beute. Diese herrlichen Fische haben schon so manchem Spinnfischer seine Grenzen gezeigt – denn einen losdampfenden Pollack über 10 Pfund zu halten, erfordert schon eine Menge Geschick und Glück! Fast schon friedlich wirken dagegen die Lippfische, die sich vor allem auf Muscheln und Krebse spezialisiert haben. Ihr ganzes Temperament zeigen sie allerdings direkt nach dem Anhieb: Mit unerwartet viel Kraft geben die bunten Fische Gas Richtung Grund und zeigen auch an Land gerne Zähne. Begleite uns auf eine Kletterpartie an Kerrys Küste – auf der Spur von Pollack und Lippfisch.
Gut für die Fische: Viele dieser steilen Küsten werden niemals von einem Angler befischt werden – zu steil und viel zu gefährlich! Gut für uns: Guide John Quinlan von der Thatch Cottage Fishing Lodge ist auch begeisterter Wanderer und hat bei seinen Kletterpartien entlang der Küste – ganz im Vorbeigehen – schon viele Hot Spots zum Fischen entdeckt!


Unsere Fangplätze befinden sich zwischen der Ballinskelligs Bay im Südosten und der Insel Valentia Island im Nordwesten. An dieser Stelle bitten wir um Verständnis, dass wir keine von unserem Guide John gezeigten Stellen veröffentlichen (Angelguides leben schließlich von ihrem Wissen!). Aber es gibt auch einige allgemein bekannte und ebenfalls gute Pollack- und Lippfisch-Plätze, die wir Dir gerne in diesem Artikel verraten.
Unser erster Versuch ohne Guide führt uns auf die Klippen südlich des Hafens von Ballinskelligs: Zwischen den scharfkantigen Felsen des Festlands und der vorgelagerten Insel Horse Island ist das Wasser tief und es herrscht fast immer eine gute Strömung. Hier konnte ich bei einem früheren Trip bereits tolle Pollacks verhaften!
Werfen wir einen Blick aufs Gerät: Beim Pollackangeln vom Ufer musst Du auf Tiefe kommen und oft schwerere Köder als beim Wolfsbarschfischen einsetzen. Eine Spinnrute mit bis zu 80 Gramm Wurfgewicht und einer Länge von 2,70 bis 3 Metern ist dafür ideal. Eine salzwassertaugliche Stationärrolle der 3000er Größe, bespult mit 0,16er Geflecht, rundet die Ausrüstung ab.
Als Köder kommen vor allem Gummfische wie diese Sandaal-Imitation zum Zug. Je nach Strömung und Tiefe kommen Bleiköpfe mit Gewichten von bis zu 60 Gramm zum Einsatz. Aber – weiß der irische Himmel warum – heute locken wir keinen einzigen Pollack hinterm Felsen hervor.
Zum Glück hat John am Folgetag einen seiner „erwanderten” Geheim-Plätze parat: Ein längerer Fußmarsch führt uns vorbei an Ruinen aus keltischer Vorzeit ...
... und einer Küste mit grandiosem Blick auf die vorgelagerten Skellig Islands, auf denen übrigens ein Teil der siebten Star Wars-Episode „Das Erwachen der Macht” gedreht wurde. Wollen wir mal hoffen, dass wir heute keine Sturmtruppen-, sondern eine Pollack-Invasion erleben!
Und Bingo! Nachdem wir nach einer kleineren Kletterpartie kurz nach Niedrigwasser vorgelagerte Felsen erreicht haben, hämmert bereits beim zweiten Wurf der erste Fisch auf meinen Gummiköder!
Mein erster Pollack der Tour ist gelandet! Zwar kein Riese, aber die zahlreichen Attacken vorm Biss machen das Pollackangeln einfach ungemein spannend.
Meine Montage besteht aus einem langen Gummiwurm mit vorgeschaltetem Durchlaufblei am Offset-Haken. Diese Kombination ist abolut perfekt für das Fischen knapp oberhalb der ausgedehnten Tangwälder. Wie diese Montage genau aufgebaut ist, zeige ich Dir in folgendem Artikel: Pollack angeln auf die irische Art.
Mitanglerin Chrissi hat währenddessen weiter im Innenbereich der Bucht ihren zweiten Pollack am tief geführten Streamer überlisten können.
Fängige Fliegenmuster auf Pollack sind schlanke, beschwerte Streamer, die farblich den Beutefischen wie Sandaalen oder Sprotten nachempfunden sind. Wenn Du auch mal Lust hast, die furiosen Kämpfer mit der Fliegenrute zu überlisten, dann findest Du wertvolle Tipps in unserem Praxis-Artikel Pollack angeln mit der Fliege.
Obwohl die Pollacks weiter in Beißlaune sind, mahnt John zum Aufbruch: Die schnell auflaufende Flut droht uns sonst den Rückweg abzuschneiden.
Überhaupt: die richtige Tide! Neben dem passenden Spot ist fürs erfolgreiche Angeln auf Pollack vor allem auflaufendes Wasser wichtig. Mittels eines Tidenkalenders (engl. „tide table”), den es in gedruckter Form oft in örtlichen Angelshops gibt, kannst Du perfekt planen: Beginne bei Niedrigwasser und fische (wenn es der Platz zulässt) bis Höchststand. Spätestens dann hören die Pollackbisse meistens auf.
Szenenwechsel: Für einen kurzen Abstecher besuchen Angelkumpel Fin und ich den Felsvorsprung Culloo Rock an der Nordküste der Insel Valentia Island, einen der spektakulärsten Angelplätze Irlands – spektakulär und gefährlich! Warum, das erkennt Ihr schnell auf den folgenden Bildern ...
Irre, oder!? Wer schwindelfrei ist, kann an diesen Felsen so ziemlich alles fangen, was in Küstennähe unterwegs ist: Makrelen, Pollacks, Conger und sogar Dorsche! Wir sind allerdings hier, weil Fin endlich seinen ersten Lippfisch fangen möchte.
Bereits nach wenigen Minuten heißt es: Mission erfüllt! An seiner kräftigen Spinnrute kurbelt Fin den ersten dicken Lippfisch die Klippen hoch.
Die Angelmethode an sich ist super simpel: An einem Seitenarm über einem Endblei bietest Du Naturköder (z.B. Seeringelwurm oder Krabbe) an, wirfst in tiefe Löcher und wartest auf den Biss. Eine tolle Köder-Alternative – vor allem auf Reisen – sind Naturköder-Imitate wie die GULP!-Seeringelwürmer. Eine ausführliche Vorstellung dieser Köder findest Du im Artikel Notköder oder Fangmaschine?
Hübsch und harmlos wirkt er, doch das Gebiss des Lippfisches schindet Eindruck! Kein Wunder, wenn man sich auf die „harte Tour” ernährt: Vorwiegend aus Krebsen und Muscheln besteht die Diät des Küstenbewohners.
Zurück zu den Pollacks: Auf unserem Weg zum nächsten Spot im Süden der Ballinskelligs Bay machen wir noch einen kleinen Zwischenstopp in Waterville. Mitten im Ort: Ein Schild mit praktischen Infos zu den Küstenangelplätzen der Region. Der folgende Platz allerdings ist nicht auf der Karte zu finden und stellt sich als ganz heißer Abschluss-Tipp von John heraus ...
Nachdem wir uns bei Niedrigwasser und im strömenden Regen auf eine seepocken-übersäte Felsformation vorgekämpft haben, sind nach den ersten Würfen bereits die Ruten krumm! Immer wieder beeindruckend, wie schnell man mit den Ortskenntnissen von Guides zum Erfolg kommt! An diesem Felsen wären wir nämlich ohne mit der Wimper zu zucken einfach vorbeigefahren.
Klasse Küsten-Pollack an der Fliegenrute für Chrissi! Da vergisst man glatt für einen Moment den Dauerregen.
Kurz darauf hält Fin einen Pollack von ähnlicher Größe vor die Kameralinse – diesmal knallte der Kämpfer auf einen bräunlichen Gummifisch.
Das Abschluss-Highlight der Tour: Für Fins 12-pfündigen Pollack legt sogar der Regen kurz eine Pause ein! Aber nur ganz kurz ...
Küstenangeln mit Kumpels: Wen schert das bisschen Regen, wenn man quasi hinter jeder Ecke dieser einmaligen Region auf neue Angelabenteuer stößt? Wer Spaß hat, in grandioser Natur zu fischen und sich nicht scheut, die eine oder andere körperliche Herausforderung zu meistern, der ist in der Grafschaft Kerry bestens aufgehoben!
Lust auf mehr? Hier gelangt Ihr direkt zu Teil I unseres Kerry-Trips.
Fotos: Holger Bente (22), John Quinlan (2), Christin Breuker (1) / Illustration: Bastian Gierth
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