Meeresangeln in Dingle
Meeresangeln in Dingle

Wolfsjagd im Windschatten

Meeresangeln in Dingle

Auf Dingle und bei Dingle: Unser Ferienhaus liegt strategisch günstig nah am Hauptort der Halbinsel, dem hübschen Küstenort Dingle. Von hier aus sind die windabgelegenen Plätze auf der Südseite recht fix zu erreichen.

Wie ein felsiger Finger ragt die Halbinsel Dingle im Südwesten Irlands in den Atlantik. Während die Küstenabschnitte im Westen und Nordwesten überwiegend aus teilweise steilen Felsen bestehen, lockern im Norden und Süden größere und kleinere Buchten mit Sand- oder Kiesstränden die Küstenline auf.

Unser erster Versuch führt uns an die malerische Doonsheen Bucht. Hier verbindet ein Wasserlauf die flache Lagune im Landesinneren mit der offenen See der Dingle Bay. 

Wolfsbarschmontage mit Beifänger
Da wir zeitweise stärkeren Krautgang haben, fische ich mit Einzelhaken am Blinker. So sammelt man weniger Grünzeug ein.

Meine "Bewaffnung" für solche Sandstrände: Über 30 Gramm schwere, längliche Blinker wie der Surf Seeker von Savage Gear. Zum einen imitieren diese schlanken Eisen Sandaale, die an Stränden wie diesem häufig vorkommen. Zum anderen kann man sie bis zum Horizont pfeffern und zügig richtig viel Fläche absuchen. Als Zusatzreiz garniert ein kleiner Gummikrabbler am Seitenarm die Montage. 

Als eingefleischter Fliegenfischer setzt Markus natürlich auf seine bewährten Wolfsbarsch-Streamer. Mit Wind im Rücken sind sogar noch ein paar Meter Wurfweite mehr drin.

Um die hier vermutlich vokommenden Sandaale zu imitieren, hat er auf jeden Fall reichlich passende Muster in seiner Box. An mangelnder Köderauswahl wird's also sicher nicht scheitern! Weitere Tipps zum Fliegenfischen auf Wolfsbarsch findest Du übrigens in unserem Artikel Rendezvous mit dem Wolf.

Stellungswechsel: Markus quert den Auslauf der Lagune, um auf die dahinter liegende Steinformation zu gelangen. Dort ragt ein Felsvorsprung etwas weiter ins Meer und könnte ihm ein paar zusätzliche Meter Reichweite bringen.

Und dann gibt's gleich zweimal Adrenalinschübe: Einen, als Markus den ersten Wolfsbarsch am Band hat und erfolgreich landet. Den nächsten, als ich für eine bessere Foto-Position mal fix den knöcheltief scheinenden Bachlauf durchquere – und plötzlich ins Nichts trete! Ich gehe tatsächlich in einem Loch ohne Boden komplett auf Tauchstation, kann mich an der Kante zum Flachen jedoch festhalten und wieder aufrappeln. Insofern sorry für dieses nicht optimale Fisch-Foto, das Angelkumpel Timo aus größerer Entferung quasi aus der Hüfte geschossen hat. 

"Na, wieder trocken?" Da es keine größeren Verletzungen gab und die Fische anscheinend vor Ort sind, trockne ich einen Teil meiner Klamotten auf dem Kamerastativ und wir fischen weiter.

Da weitere Fischkontakte ausbleiben, wechseln wir den Spot: Trotz der nördlichen Winde wollen wir schauen, ob die Bucht Ferriters Cove im Nordwesten von Dingle befischbar ist. Glück gehabt: Weiter draußen brechen die Wellen an den steilen Klippen, aber die Innenseite der Bucht liegt windgeschützt und ruhig.

Das auflaufende Wasser umspült bereits einige Felsnasen, die in dieser sandig-kiesigen Bucht absolut fischverdächtig aussehen. Nix wie hin da!

Kurze Zeit später habe ich eine Attacke auf einen Gummifisch und beim nächsten Wurf bereits den ersten Wolfsbarsch am Haken! Zum Landgang kann ich den Fisch leider nicht überreden – ein paar energische Kopfstöße lassen den Haken ausklinken und meine Schnur erschlafft.

Während ich noch meinen Köder kontrolliere, ist Timos Rute krumm – der nächste Wolf!

Und diesmal geht alles glatt: Keine Stolperfalle zwischen mir und dem glücklichen Fänger und sogar die Sonne taucht den Hintergrund in freundliches Licht!

So fix, wie die ersten Bisse kamen, so schnell ist's auch wieder vorbei mir dem Appeitit der Wolfsbarsche. Nachdem das Wasser in Ferriter's Cove aufgelaufen ist, wollen wir noch einen heißen Spot antesten: die Engstelle der Meeresbucht Dingle Harbour nahe der hier im Hintergrund zu sehenden Ruine Hussy's Folly.

Bereits bei den ersten Würfen sind einige Attacken auf meinen Gummifisch zu spüren. Hmmm, das fühlt sich aber nicht nach Wolfsbarsch an ... Ein schneller Wechsel zu einem kleinen Pilker bringt Gewissheit: Über dem tiefen Wasser sind Makrelen auf der Jagd!

Der Optimismus wächst: Wo Makrelen auf Beutezug gehen, sind Wolfsbarsche oft nicht weit.

Hornhecht angeln in Irland
Zwischendurch sehen wir immer wieder Hornhechte, die auf der Flucht vor Robben in ganzer Länge aus dem Wasser springen.

Der nächste Fisch, aber wieder kein Wolfsbarsch: Ein Hornhecht hatte Lust auf den federleichten Snack an Markus Fliegenrute. Da die schlanken Räuber an irischen Küsten tatsächlich recht selten vorkommen, durchaus ein kleines Highlight. Wolfsbarsche lassen sich an diesem ausgesprochen hübschen Angelplatz leider nicht blicken. Aber immerhin verspricht der Wind für den Folgetag eine kleine Ruhepause einzulegen.

Connor Pass auf Dingle
Mit dem Auto von Dingle in die Brandon Bay sind's übrigens keine halbe Stunde – herrlich wenig Aufwand für einen Spot-Wechsel!

Die Sturmpause wollen wir unbedingt ausnutzen und der für ihre großartigen Wolfsbarschfänge bekannten Brandon Bay einen Besuch abstatten. Über den schmalen Connor Pass geht's auf die Nordseite von Dingle. Von diesem beliebten Aussichtspunkt erblicken wir bereits unser für heute ausgesuchtes Revier. Sieht doch von weitem schon mal echt schick aus, oder?

Angeln in der Brandon Bay
Die Brandon Bay steht übrigens auch bei Brandungsanglern hoch im Kurs: Hier gingen schon Wolfsbarsche über 10 Pfund an die Naturköder!

Timing ist wichtig: Da solche Sandstrände bei auflaufendem Wasser häufig am besten laufen, starten wir pünktlich bei Niedrigwasser, um die folgende heiße Phase voll auskosten zu können.

Nebenbei drehen wir am Ufersaum noch fix ein paar Steine auf die Seite, um zu schauen, was hier so als Wolfsbarsch-Imbiss dienen könnte. Und siehe da: Grundeln haben dem Sturm der letzten Tage schon mal standgehalten.

Die nächsten Stunden beharken wir gefühlt jeden Quadratmeter unserer Buchtseite mit Gummifisch, Wobbler und Fliege. Und immerhin bekommt Timo schon gleich zu Anfang einen deutlichen Biss! Da muss doch noch was gehen ...

Da ich hier zumindest ein paar umherziehende Sandaale ausmachen kann, klinke ich auch einige passende Gummi-Imitate in den Snap. Die fliegen zwar nicht annähernd so weit wie ein Blinker, aber sehen dem Original doch deutlich ähnlicher.

Fliege hin, Gummi her: Als das auflaufende Wasser immer höhere Wellen an unseren Watjacken hochkrabbeln lässt, treten wir schweren Herzens den Rückzug an. Gerade in diesen Spot hatten wir eine Menge Hoffnung gesetzt – auch weil der Wetterbereicht für den Folgetag Dauerregen bei Windstärke 8 vorhergesagt hat. 

Auch absolutes Katastrophenwetter kriegt uns nicht klein! Schließlich haben wir noch Brandungsruten im Gepäck. Die waren zwar eigentlich für eine Naturköder-Session auf Wolfsbarsch gedacht, aber da die Küste aktuell unbefischbar ist, verkrümeln wir uns in den Windschatten der Hafenmeisterei auf der Mole in Dingle. 

Ein paar Makrelen schneiden wir in ordentliche Happen, beködern damit unsere Grundmontagen und lassen sie direkt an der Kaimauer hinunter. Vielleicht ist dieses Weltuntergangswetter ja perfekt für Conger?

Ich bekomme tatsächlich einen energischen Biss auf den Makrelenkopf. Leider überlegt es sich der Interessent am Fuß der Spundwand doch wieder anders und zieht sich zurück. Um überhaupt noch einen Flossenträger ans Band zu bekommen, lege ich zusätzlich noch eine leichtere Naturködermontage aus. Und was beißt auf den Makrelenfetzen? Makrelen! Am Grund! Hab ich so auch noch nicht erlebt. 

Das Wetter schränkt unseren Aktionsradius leider weiter ein: Nur wenige geschützte Buchten an der Südseite der Halbinsel können noch befischt werden. Ein Stopp in der malerischen Bucht vor der Burgruine Minard Castle bringt zwar hübsche Fotomotive, aber das stark angetrübte Wasser liefert uns keinerlei Fischkontakt.

Angeln bei Annascaul auf Dingle
Gewusst wie: Ein Surfer paddelte während unserer Angelsession an uns vorbei und fing von seinem Board aus mal eben ein paar Makrelen fürs Abendessen.

In einer größeren Bucht südlich von Annascaul sorgen zumindest Makrelen-Attacken ab und an für Adrenalinschübe. Direkt am Ufer können wir zudem große Schwärme an Meeräschen ausmachen, die genüsslich Tangmaden von der Wasseroberfläche schlürften. Ärgerlicherweise haben wir absolut kein passendes Tackle für die heiklen Grazien am Start. Wie Du solche Fische effektiv befischen kannst, haben wir übrigens in diesem Artikel geschildert.

Ein weiterer Versuch in der Dingle Bay bringt ebenfalls nicht den Zielfisch – aber immerhin sorgen die hier zahlreich vorkommenden Hornhechte erneut für krumme Ruten.

Die einsetzende Flut treibt uns irgendwann von den letzten, fischbaren Spots und läutet das Tourende ein. Keine Frage: Die Küstenabschnitte, die wir während der vergangenen Tage befischten, sind nachweislich tolle Wolfsbarsch-Spots – bei guten Bedingungen! Starker Wind macht es schwierig: Futterfische wie zum Beispiel kleine Sprotten, die im Spätsommer eine Hauptnahrung für Wolfsbarsche darstellen, bringen sich unter solchen Bedingungen gerne weiter entfernt vom Ufer in Sicherheit. Viele Wolfsbarsche folgen und sind damit außerhalb der Reichweite der Uferangler.

Das Gute beim Angeln in Irland: In diesem tollen Land sorgt das "Rundumpaket", das die grüne Insel bietet, auch nach sturmumtosten Tagen für aufhellende Stimmung! Grandiose Natur, herzliche Menschen, einladende Pubs, kühle Getränke und in Form von Fish & Chips auch kulinarischer Kontakt zu den begehrten Flossenträgern lassen die Strapazen des Tages vergessen und die Vorfreude auf den nächsten Irland-Trip wieder steigen!


Fotos: Holger Bente (25), Timo Keibel (10)

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