Großer Zander beim Bootsangeln gefangen

In 8 Minuten zum Zander

Erstaunliche Erkenntnisse, die Dich weiterbringen

Ein Klassiker: Zanderangeln vom Ufer eines großen Flusses. Wenn Du Stunde um Stunde Deinen Gummifisch über den Grund hüpfen lässt, kommt Dir bestimmt schon mal der Gedanke, ob überhaupt Zander am Platz sind, oder? Und plötzlich bekommst Du dann doch noch Deinen Biss an der längst tot geglaubten Stelle. Zander haben eben eine lange Leitung.

Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass der Zander – ganz anders als der Barsch – selten aggressiv Deinen Köder verfolgt oder immer wieder zustößt. Es entsteht eher der Eindruck, als müsse man dem Gesellen mit den Hundszähnen den Köder immer wieder maulgerecht präsentieren, damit er irgendwann zuschnappt. Und ganz falsch ist dieser Eindruck nicht, wie Experimente mit Zandern in einem Versuchsbecken gezeigt haben.

Aus der Studie geht nämlich Folgendes hervor: Nachdem der Zander die Beute erstmalig wahrgenommen hat, dauert es im Schnitt geschlagene vier Minuten, bis er beginnt, sich langsam anzupirschen. Dieses Anschleichen wiederum nimmt ebenfalls rund vier Minuten in Anspruch, bevor der Zander endlich seine Beute attackiert. Macht alles in allem unfassbare acht Minuten vom Erblicken Deines Köders bis zum Biss!

Da fragt man sich doch, weshalb wir überhaupt mit einem doch recht zügig am Zander vorbei geführten Gummifisch oder Wobbler fangen können. Zum einen ist diese Studie sicher nicht auf alle Gewässer und Bedingungen übertragbar und zum anderen handelt es sich um Durchschnittswerte. Aber trotzdem geben diese Beobachtungen Hinweise darauf, wie wir träge Zander doch noch verführen können.

Viele erfolgreiche Zanderangler harren sehr lange an einem Angelplatz aus. Und das ist definitv an vielen Tagen der richtige Weg. Da wir den Gummifisch beim Uferangeln nun mal nicht acht Minten am Stück vor dem Maul des Zanders präsentieren können, müssen wir halt mehrfach dieselben Wurfbahnen abfischen und den Köder immer wieder aufs Neue durch den Sichtbereich des Räubers führen – bis er sich endlich zu einer Attacke durchringt.

Mit der Studie im Hinterkopf, wird auch klar, warum das Vertikalangeln so verdammt gut auf Zander funktioniert: Hier halten wir den Köder fast bewegungslos auf einer Stelle und tanzen dem Räuber mit dem Gummifisch regelrecht vor der Nase rum. Das kommt dem Jagdverhalten des Zanders zweifellos sehr entgegen! Sicher auch nicht verkehrt, wenn der Zander mal wieder etwas länger braucht: Das Angeln mit totem Köderfisch oder Fischfetzen.

Jetzt wissen wir zumindest schon mal, dass Zander oftmals eine lange Leitung haben, wenn es ums Zupacken geht. Aber wie ist das mit der Wahl des Köders? Und vor allem: Welche Köderfarbe ist für Zander die richtige? Auch hier gibt uns die Studie einige gute Hinweise.

Eine der Lieblings-Mahlzeiten des Zanders: Rotaugen! Das Problem für den Räuber: Bei guten Sichtverhältnissen – klares Wasser, Tageslicht – sehen die Beutefische ihn oft schon von weitem. Rotaugen reagieren darauf mit Schwarmbildung, was das Ausmachen eines einzelnen Fisches für den Zander wiederum ungemein schwer macht. Bei schlechterer Sicht hingegen bemerken die Rotaugen den Angreifer oft erst sehr spät – gut für den Zander!

Helle Kunstköder sollten somit als Rotaugen-Imitat gerade bei solch schlechten Sichtverhältnissen zum Einsatz kommen.

Kommen wir zu einem anderen begehrten Beutefisch des Zanders: dem Barsch. Dieser verlässt sich als Verteidigungsstrategie dank seines Streifenmusters vor allem auf seine Tarnung. In den Untersuchungen zeigte sich sogar, dass der Barsch bei guten Sichtverhältnissen den Zander bis auf zehn Zentimeter heranlässt, ehe er die Flucht ergreift. Klappt nur meistens nicht, da der Zander den kleinen Barsch dann schon so gut wie sicher in seinen Fängen hat.

Keine Frage: Aufgrund der Studien dürften Köder im Barsch-Design die allererste Wahl tagsüber in klaren Gewässern sein! Vorausgesetzt natürlich, in dem Gewässer kommen Barsche als Beute überhaupt vor.

In dieser Infografik siehst Du die wesentlichen Ergebnisse zusammengefasst. Während der Zander in klarem Wasser tagsüber eindeutig den Barsch als Beute bevorzugt, kehrt sich das in trübem Wasser mit unter 25 Zentimetern Sichtweite fast komplett um: Nun hat der Räuber vorrangig Rotaugen auf dem Schirm. Nachts wiederum sind die Unterschiede bei den Beutevorlieben des Zanders nicht ganz so ausgeprägt. Trotzdem: Ich weiß ja nicht, wie es Dir geht, aber mit diesen Daten im Hinterkopf würde ich bei meiner nächsten Nachtsitzung auf Zander an einem trüben Gewässer doch eher auf Rotaugen als Köder setzen oder auf Kunstköder im entsprechenden Design.


Fotos: Florian Läufer / www.angelfoto-archiv.de (4), Tobias Norff (4) Kletr/Shutterstock (1), Trybex/Shutterstock (1), Kichigin/Shutterstock (1) / Illustrationen: Bastian Gierth

Quellen: Ranåker L., Persson J., Jönsson M., Nilsson PA., Brönmark C. (2014) Piscivore-Prey Fish Interactions: Mechanisms behind Diurnal Patterns in Prey Selectivity in Brown and Clear Water | Journal of Fish Biology (2004) 65, 363–375 doi:10.1111/j.1095-8649.2004.00455.x, H. Turesson and C. Brönmark, Department of Ecology, Limnology, Ecology Building, Lund University, SE-223 62 Lund, Sweden

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