Wolfsbarsch angeln in Wexford

Wolfsbarsch-Paradies Wexford

Traumrevier im Südosten Irlands

Auch wenn für viele Irland-Urlauber der Westen der grünen Insel das Maß aller Dinge ist, wären sie erstaunt, was für grandios schöne Küstenabschnitte auch im Südosten Irlands auf sie warten. Einen Wolfsbarschangler muss man angesichts solcher Anblicke wie hier in der Carnivan Bay gar nicht erst überzeugen: Steilküsten, Steinriffs und Sandstrände formen hier ein geradezu ideales Jagdrevier für die grausilbernen Strandräuber.

Unser Plan: Die Küstenabschnitte auf beiden Seiten der langen Hook Halbinsel sowie die Ausläufe der Bannow Bay und die schmale Lagunenmündung westlich der Landzunge Ballyteige Burrow befischen. Der Plan des Wettergotts: Ich schick den Jungs mal mächtig Wind aus Südwest, damit sie sich nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen müssen, wo sie anfangen sollen. Heißt für uns: Auf die tollen Spots an der Westseite der Halbinsel verzichten und stattdessen fischbare Plätze auf der Ostseite zu finden.

Wir Du hier im Hafen von Fethard erkennen kannst, ist der Tidenhub der Region enorm − bis zu 4 Meter beträgt der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser. Bevor es an die Küste geht, folgt deswegen immer der  Blick in den Tidenkalender, da manche Plätze eher bei Niedrigwasser befischbar sind, manche bei Hochwasser und einige sogar über den gesamten Tidenzyklus.

Wir beschließen, unsere ersten Versuche an einem besonders markanten Platz zu starten: "The windy Gap" (die windige Lücke) heißt die Engstelle, an der die große Brackwasser-Lagune Bannow Bay in den Atlantik mündet. Hier drücken riesige Wassermassen bei Ebbe aus der Bucht und dann wieder bei Flut hinein.

Erst wenn bei ablaufendem Wasser die große, äußere Sandbank, die direkt an die tiefere Rinne grenzt, beginnt trocken zu fallen, startet der viertelstündige Fußmarsch vom Parkplatz ans Wasser.

Optimismus pur! Kein Wunder: Diese Stelle hatte schon auf früheren Trips beständig Fisch geliefert. Und glücklicherweise hält die Hook Halbinsel die großen Dünungswellen zurück, sodass wir recht gefahrlos auf die vorgelagerte Sandbank waten können.

Von der Sandbank aus gibt's zwei Optionen: Man wirft in die breite Rinne und versucht, seinen Köder in der starken Strömung nah am Grund spielen zu lassen. Oder man beackert die flacheren Wannen westlich der Sandbank.

Weiter draußen, wo der Strömungsdruck etwas schwächer ist, vermeldet Markus erste Fischkontakte auf Fliege − und drillt kurz danach den ersten Wolfsbarsch!

Nur wenige Minuten später vergreift sich auch ein silbergrauer Räuber an meinem hart am Grund geführten Seeker. Immerhin: Fisch ist da! Nur an der Größe müssen wir noch arbeiten ...

Das erledigt Timo dann mal eben! Seine schlanke Sandaal-Imitation, die er mit der Strömung über den Grund hüpfen lässt, liefert prompt: Der erste bessere Wolfsbarsch von über 50 Zentimeter erscheint für ein Porträtfoto!

Da ungewöhnlich viel Kraut mit der Strömung treibt, beschränken wir uns auf Gummifische mit im Körper versteckten Offsethaken, um überhaupt einige Driften ohne Gemüse im Gepäck hinzubekommen. Je näher der Niedrigwasserstand aber rückt, umso schwächer wird zum Glück die Strömung und damit der Krautgang.

Die nun ruhigeren Bedingungen nutze ich für einen Köderwechsel und fächere mit einem Durchlaufwobbler in Sandaalform die Kante von der Sandbank zur Rinne ab. Funktioniert hervorragend: Gleich mehrere Wolfsbarsche kann ich am Linethru Sandeel zum Landgang überreden!

Als die Flut weiter steigt, müssen wir die Sandbank verlassen: Hinter uns strömt bereits reichlich Wasser durch die uns vom Festland trennende Rinne. An solch exponierten Plätzen hat Sicherheit absoluten Vorrang: Das Wasser kommt erstaunlich schnell und die Strömung kann einen bei zu hohem Wasserstand problemlos von den Beinen reißen. Die anschließenden Würfe weiter landeinwärts bringen leider keinen Biss mehr. Nicht schlimm, denn wir hatten zum Start schonmal reichlich Fisch! Gibt's auch nicht immer.

Wolfsbarschangler in Irland
Unschwer zu erkennen: Echte Iren brauchen keine Wathose!

Vom Vortag noch leicht euphorisiert beschließen wir, die offensichtlich idealen Bedingungen fürs Windy Gap erneut zu nutzen und machen uns auf den Weg zur Sandbank. Am Parkplatz treffen wir einen sehr netten Nordiren, der regelmäßig von Belfast zum Wolfsbarsch fischen nach Wexford fährt und den seine Vaterschaftspflichten absolut nicht vom Angeln abhalten: Seinen Sprößling nimmt er im Tragegurt kurzerhand mit ans Wasser. Wenn einem Kind ein Hobby in die Wiege gelegt wurde, dann sicher diesem!

Und wieder liefert "The windy Gap": Bereits nach wenigen Würfen hält Timo den ersten Wolfsbarsch in die Kamera. Auch Steven, unser nordirischer Begleiter, kann mit Sohnemann im Gepäck seine ersten Fische des Tages landen − und das quasi trockenen Fußes von der Uferkante aus.

Die folgenden Stunden sind ebenso kurzweilig wie unser Trip am Vortag. Nur dieses Mal wollen wir nicht so lange bleiben, auch wenn es verdammt schwer fällt, diesen produktiven Spot zu verlassen: Wir haben noch einen komplett andersartigen Küstenabschnitt im Visier, der ideal bei auflaufendem Wasser zu befischen ist.

Knapp eine Viertelstunde Autofahrt weiter südlich die Hook Halbinsel entlang und schon befinden wir uns in einem klassischem Wolfsbarsch-Revier: Steinige Strände werden unterbrochen von Felsvorsprüngen und Riffs mit vereinzelten Blasentangfeldern.

So herrlich bequem das Fischen am Sandstrand ist, so herausfordernd kann die Kraxelei an dieser rauen Küste sein: Um an die vorderen Felsnasen und Steinplateaus zu gelangen, müssen einzelne Rinnen durchwatet und auch die ein oder andere Klettereinlage absolviert werden. Auch hier extrem wichtig: Immer das auflaufende Wasser im Blick behalten, damit einem nicht der Rückweg abgeschnitten wird!

Vor einem Blasentangfeld schnappt sich dann der erste und einzige Wolfsbarsch an diesem Spot meinen Gravity Stick − einen Gummiwurm am beschwerten Offsethaken, der an solchen hängerträchtigen Revieren immer einen prima Job macht!

Dritter Tag: Markus zaubert sein kleines Schlauchboot mit Außenborder aus dem Kofferraum: Zwei "Fährüberfahrten" später (es passen immer nur 2 Leute auf einmal ins Boot) stehen wir auf einer schmalen Landzunge namens Ballyteige Burrow. An ihrem westlichen Ende entwässert eine große, langgestreckte Brackwasserlagune ins Meer. Zwar lässt sich diese eher wie ein Fluss anmutende Bucht auch von der Nordseite befischen, aber von der Landzunge aus ist das Ufer deutlich einfacher zu begehen − und zusätzlich haben wir diesen Platz ganz für uns allein.

Sieht nicht aus wie ein klassisches Wolfsbarschrevier, aber hat es in sich: In diesen schmalen Meeresarm ziehen Wolfsbarsche auf Nahrungssuche regelmäßig recht weit hinauf. Und außerdem wartet im Mündungsbereich wieder so ein markanter Spot, wo die Fische zwangsläufig vorbei müssen − da wollen wir hin!

Mitten im stark strömenden Mündungsbereich lässt Timo seinen Gummiköder über den Grund holpern, als ein hammerharter Einschlag kommt: In der Strömung macht der Fisch mächtig Druck, aber schlussendlich bekommen wir den Wolfsbarsch prima gelandet. Dieser herrlich massive Fisch ziert übrigens auch das Aufmacherbild dieses Artikels!

Weil direkt in der Mündung trotz guter Bedingungen nichts weiter läuft, marschiere ich zu einem der flachen Steinriffe weiter östlich. Nachdem die Flut über die flachen Felsinseln strömt, kann ich zumindest einen kleineren Wolfsbarsch auf Fliege verhaften. Dann frischt der Wind stark auf und ich mache mich auf den Weg zurück zur Lagune, wo die Düne etwas Windschutz bietet.

Die Tide ist gekippt und das Wasser läuft wieder auf. Klar, dass wir hier auch noch ein paar Würfe riskieren wollen! Im träge landeinwärts strömenden Brackwasser sehen wir immer wieder Fischaktivität an der Oberfläche. Die könnte natürlich von den zahlreichen Meeräschen oder den ebenso hier vorkommenden Meerforellen stammen.

Ich beschließe, der Sache auf den Grund − oder eher das Gegenteil − zu gehen und lasse einige Topwater-Köder über das Wasser tanzen. Als ich zwei gute Attacken auf einen schlanken Gummiwurm direkt an der Oberfläche bekomme, klinkt Timo einen Popper ein und wirft quer zur Strömung aus.

Also doch keine Meeräschen! Nach einigen Würfen knallt dieser tolle Wolfsbarsch auf seinen Oberflächenköder. Was für ein genialer Abschluss dieses Tages!

Nee, doch noch kein Schluss: Da wir am Abend Bratreis mit Huhn auf dem Speiseplan haben, wird noch auf dem Weg zum Boot fix eine standesgemäße Zutat geerntet: Mit knackigem und salzig-aromatischem Queller verfeinern wir unser asiatisches Essen auf irische Art. War richtig lecker!

Neuer Tag, neue Herausforderungen: Richtiges Mistwetter ist vorhergesagt! Damit uns wenigstens warm wird, schlägt Markus vor, einmal die andere Seite vom Windy Gap zu befischen: Vom Parkplatz am Bannow Island Beach dauert's fast eine halbe Stunde zu Fuß bis zu den Ausläufern der Sandbänke. Und fast wären Timo und ich gar nicht angekommen, da uns die Spielzeugkiste in ihren Bann gezogen hatte. Aber nur fast!

Wolfsbarsch angeln in der Seabass Alley
Stand 2024 gilt für Wolfsbarsch in Irland vom 1.2. bis 31.3. ein Entnahmeverbot (Catch & Release aber erlaubt). Während des restlichen Jahres ist die Entnahme von 2 Fischen pro Tag und Angler gestattet. Das Mindestmaß beträgt 42 cm.

Direkt an der Nordwestküste der Halbinsel Bannow Island verläuft eine tiefere Gezeitenrinne. Der englische Wolfsbarschangler Henry Gilbey hatte ihr einst den treffenden Namen "Seabass Alley" verpasst. Und obwohl die Rinne an ihrem Nordende mittlerweile stark versandet ist, ziehen immer noch genügend Fische diese "Straße" entlang. Timos erster Fang des Tages wollte dies wahrscheinlich ausdrücklich bestätigen!

Dann öffnet der Himmel dauerhaft seine Schleusen. Und als das Wasser nach Niedrigstand wieder aufzulaufen beginnt, folgen die Wolfsbarsche: Biss auf Biss bekommen wir direkt am Rand der tieferen Hauptrinne der Bannow Bay. Ich weiß tatsächlich nicht mehr, wie viele Fische wir am Band hatten − irgendwann haben wir aufgehört zu zählen! Leider ließ der Dauerregen nur begrenzt Fotos mit der kleinen wasserdichten Reserve-Kamera zu. Aber besser als nix!

Aber wenn's am schönsten ist, ... kommt die Flut: Damit uns der Rückweg nicht abgeschnitten wird, treten wir wohl oder übel den Heimweg an. Aufgeweichte Hände wie nach einem mehrstündigen Vollbad zeugen noch eine Zeit lang von dieser denkwürdigen Wasserschlacht.

Letzter Angeltag: Der Wind bläst noch stärker aus Südwest. Bevor wir uns wieder eine geschützte Bucht auf der Ostseite der Hook Halbinsel suchen, wollen wir aber noch ein paar Würfe an unserer top Stelle, der Westseite des Windy Gap machen: Und wieder sind die Wölfe da! Nach einigen Drills bei zunehmend ungemütlichen Bedingungen machen wir uns auf den Weg an die Felsküste weiter südlich.

Während weiter draußen auf dem Meer weiße Schaumkronen auf den Wellen thronen, haben wir halbwegs im Windschatten noch gut fischbare Bedingungen. Und auch Markus lässt sich mit seiner Fliegenrute trotz fieser Böen nicht kleinkriegen!

Er ist es auch, der nach einigen kleineren Wolfsbarschen Kontakt mit einem richtig großen meldet. Leider kommt der auf rund 70 Zentimeter geschätzte Fisch kurz vor der Landung ab. Das wäre jetzt die absolute Krönung gewesen.

Bei mir an der Spinnrute rappelt's auch gleich mehrmals: Direkt vor mir im schäumenden Wasser attackieren Wolfsbarsche meinen grundnah geführten Gummifisch am Jigkopf − einen Fiiish Black Minnow. Was für eine geniale Fischerei! Und auch wenn uns die ganz großen Brocken nicht an den Haken gingen, beeindruckte uns dieses Revier wieder mal auf Neue. Bemerkenswert: Wir konnten in diesen paar Tagen an absolut jedem der von uns befischten und höchst unterschiedlichen Spots Wolfsbarsche fangen!

Vor lauter Fischbegeisterung könnte man fast vergessen, auch mal den Blick links und rechts der Wege schweifen zu lassen. Aber das lohnt sich auch an der Südküste Wexfords definitiv! Am Abreisetag sammeln wir noch ein paar feine Fotomotive von dieser wunderschönen Region: Vom Hook Leuchtturm über das Loftus House (in dem es angeblich spukt!) bis zu schicken Küsten-Motiven wandern irische Impressionen auf den Kamera-Chip. Fazit dieser Tour: Der nächste Trip ins Wolfsbarsch-Paradies Wexford ist bereits eingetütet!


Fotos: Holger Bente (58), Timo Keibel (14), Markus Müller (6) / Ilustrationen: Bastian Gierth

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