Wolfsbarsch angeln im County Clare in Irland

Küstenfischen in Irlands wildem Westen

Auf Wolfsbarsch & Co im County Clare

Die berühmten Cliffs of Moher. Wenn Du das County Clare besuchst, ist ein Ausflug zu diesem Touristenmagnet entlang der irischen Küstenstraße Wild Atlantic Way absolute Pflicht. Die Aussicht ist schlichtweg grandios! Aber dass die aus dieser Perspektive so nett und malerisch aussehenden weißen Kämme auf den Wellen auf Augenhöhe eine ganz andere Wirkung entfalten, davon konnten wir uns die folgenden Tage selbst überzeugen.

Schauen wir uns den Schauplatz unserer kommenden Küstenabenteuer mal genauer an: Unsere Unterkunft liegt im malerischen Ort Doolin − bekannt für seine schicken Häuschen und Pubs sowie als Fährhafen zu den Aran Islands. Von dort können wir recht fix die bereits von Markus ausgekundschafteten Angelplätze in der Galway Bay und bei Lahinch erreichen. Auch die für ihre exzellenten Chancen auf Pollack und Makrele bekannte Landspitze Black Head ganz im Nordwesten wäre in nur einer halben Stunde mit dem Auto zu erreichen. 

Wenn schon Vorbereitung, dann richtig: Am Anreisetag machen wir noch einen Stopp im sehr gut sortierten Angelladen Fishing Tackle Ireland in Ennis. Inhaber Florian Peter, dessen Eltern vor Jahren nach Irland ausgewandert sind, spricht fließend Deutsch und kennt sich sowohl mit den Süß- als auch den Salzwasserrevieren im County Clare bestens aus. Mit neuen Tipps und Infos versorgt steigt der Optimismus trotz halbwegs gruseliger Windvorhersage noch mal deutlich!

Erster Angeltag! Nachdem die Wettervorhersage mit starken Westwinden eine deutliche Sprache spricht, verschwenden wir keinen Gedanken daran, an die guten Wolfsbarsch-Spots der Westküste zu fahren. Stattdessen starten wir an der halbwegs windgeschützten Südseite der Galway Bay unweit des Ortes Ballyvaughan.

Immer eine gute Idee: neue Plätze bei Niedrigwasser besuchen, um sich die Strukturen fürs spätere Fischen genauer anzuschauen. Rinnen, tiefere Wannen und Übergänge von steinigem zu sandigem oder kiesigem Grund sind immer einen Versuch wert. Abgesehen davon sind für Wolfsbarsche Plätze an der offenen Küste zumeist bei auflaufendem Wasser am erfolgversprechendsten.

Für den ersten kurzen Adrenalinstoß sorgt eine Makrele, die meinen Küstenwobbler wohl für einen passenden Mittags-Snack hielt. Zeitgleich hält der Wetterbericht sein Versprechen und der Himmel öffnet seine Schleusen.

Es regnet und regnet und regnet. Ohne Pause. Dazu noch starker Seitenwind und kein weiterer Biss. Das Wasser findet nach und nach auch seinen Weg durch die kleinste Lücke in unserer Watkleidung.

Nachdem wir die Außenseite einer rund zwei Kilometer langen Landzunge intensiv abgefischt haben, aber abgesehen von der Makrele keine weiteren Fischkontakte verbuchen konnten, lassen wir's fürs Erste gut sein. Einen Bilderbuchstart haben wir somit schon mal nicht hingelegt. Aber wir haben ja noch ein paar Tage.

Zum Abschluss des ins Wasser gefallenen Angeltags noch etwas Physikunterricht: klitschnasse Watkleidung und Papiertüten niemals direkt nebeneinander lagern! Egal: Unseren Humor hat das irische Wetter nicht klein gekriegt!

Da uns das Wetter keine andere Wahl lässt, kämpfen wir uns wieder die Landzunge vom Vortag entlang − natürlich bei Dauerregen und Starkwind! Während Timo und ich die Außenseite befischen, wagt sich Markus ganz bis ans Ende dieses langen Riffs vor − und fängt! Zwei kleinere Wolfsbarsche gehen ihm an die Fliege. Nachdem er zurückgekehrt ist, eine kurze Besprechungspause und der Entschluss: nochmal ran ans Kap! Immerhin gab's dort Fisch.

Auf halbem Weg kommt uns ein Trupp anderer Wolfsbarschangler entgegen: Vier Italiener waren für Videoaufnahmen auch bis zur Spitze marschiert − doch leider gab's keinen Fisch für'n Film. Die Motivation, noch weiter zu marschieren und die letzte Etappe bis zum Kap zu durchwaten, bekommt einen kleinen Knick. Aber immerhin: Der Regen hat aufgehört!

Das Ende der Landzunge: eine felsige Mini-Insel, die direkt an eine tiefe Rinne grenzt. Hier rauscht bei Tidenwechsel das Wasser der Bucht durch, deren Außenseite unsere Landzunge bildet. Auf einer Seite dieses Felshaufens fischen bereits zwei irische Angler, die ebenfalls der Wind an diesen Fleck getrieben hat.

Und dann beginnt es: Als das erste Mal mein Gummifisch seinen Weg durch vorbeitreibende Krautinseln bis zum Grund findet, folgt umgehend ein Einschlag. Dumpfe Schläge in der Rutenspitze kündigen den ersten Wolfsbarsch an. Endlich!!!

Nun geht es eine Stunde Schlag auf Schlag: Sobald ein Köder ohne Kraut einzusammeln tief genug runter kommt, folgen Attacken der dort anscheinend in großer Zahl lauernden Wolfsbarsche. Mir gehen mehrere Fische bis Mitte 50 an den Haken, Markus fängt die Wölfe auf Fliege und Timo schraubt sogar seine persönliche Bestmarke auf über 60 Zentimeter hoch.

Mein Erfolgsköder an diesem Platz ist ein Fiiish Black Minnow, der dank seines im Gummi versteckten Offset-Hakens die wenigsten Probleme mit dem treibenden Kraut verursacht. Zum Ende der Beißorgie hat er wegen der Attacken der Wolfsbarsche und des ständiges Kontakts mit den Steinen doch ziemlich Federn lassen müssen. Egal − die tollen Fische wiegen solche Verluste mehr als auf!

Nächster Tag: Starker Wind peitscht nach wie vor die Wellen auf und macht viele Plätze an der Westküste unbefischbar. Immerhin liegt die Bucht am White Strand nordwestlich des Küstenorts Doonbeg halbwegs windgeschützt. Also rein in die Watklamotten und ran ans Wasser!

Bei Niedrigwasser klettern wir über Felsen, Steinplateaus und weit hinaus ragende Riffe. Sieht auf jeden Fall schon mal wie ein astreines Wolfsbarschrevier aus! Und unseren Infos zufolge wurden hier in den letzten Wochen einige schöne Fische gefangen.

Was das Wolfsbarschfischen immer wieder ungemein spannend und so variantenreich macht: Jeder Spot und jede Tide erfordern ein Umdenken bei der Köderwahl. Um die am White Strand langsam volllaufenden Rinnen zu befischen, setzen Timo und ich auf flach laufende Köder.

Auch reine Oberflächenköder wie dieser Xorus Patchinko in Größen zwischen 10 und 13 Zentimeter sind für solche Plätze meistens eine gute Wahl.

Aber egal, was wir an diesem schicken Spot einklinken − die Wölfe sind heute nicht in Beißlaune. Dann greifen wir eben auf unseren Alternativplan zurück: Florian vom Angelshop hatte versprochen, uns heute zu einem absolut sicheren Platz für eine ganz andere Fischart zu begleiten ...

Auf dem Weg dorthin stoppen wir kurz, um bei Niedrigwasser ein paar Steine am trockengefallenen Strand umzudrehen. Die Beute: kleine Krabben, die wir als Köder benutzen wollen. Die stehen nämlich bei unserem nächsten Zielfisch ganz oben auf der Speisekarte!

Das Menü ist angerichtet: Am Seafield Pier unweit des Küstenortes Quilty schicken wir die zangenbewehrten Krabbler an einer simplen Seitenarm-Montage Richtung Grund. Florian hat zur Sicherheit auch noch ein paar weitere Köder aus seinem Shop mit am Start: Wattwürmer und Rotwürmer. 

Die ersten Bisse kommen schnell: Erst sind es noch kleinere Exemplare des Gefleckten Lippfischs (englisch Ballan Wrasse), die sich unsere Naturköder hinter die Kiemen schieben.

Und kurze Zeit später ziehen mehrpfündige Exemplare dieser ausgesprochen hübschen und kampfstarken Fische unsere Ruten krumm. Top-Köder sind tatsächlich die kurz vorher gesuchten Krabben. Speziell die größeren Lippfische scheinen es vorrangig auf die knackigen Kneifer abgesehen zu haben.

Die folgenden Stunden sind Angelspaß pur: Wir fangen zahlreiche Lippfische in allen Größen und Markus obendrein sogar seinen ersten auf Fliege. Junge Iren lassen sich vom alles andere als kuscheligen Wetter nicht abschrecken und ziehen ihre Schwimmbahnen vorbei an unseren Fangplätzen. Zwischendurch bekommen wir Besuch von einer bei jedem Fang begeistert applaudierenden Touristen-Familie aus Frankreich − und das alles unter den wachsamen Augen einer irischen Hundebande im windgeschützten Auto. Was man eben so in irischen Häfen erlebt ...

Genug Entertainment, jetzt wird's wieder anspruchsvoller: Da die aktuelle Wetterlage nach wie vor sinnvolles Fischen an der Westküste verhindert, nehmen wir die über einstündige Fahrt zur Shannon-Mündung an der Südküste von Clare auf uns.

Wo Irlands größter Fluss sich mit dem Atlantik vereint, waten wir am Cammoge Beach ein paar Meter den Wolfsbarschen entgegen und befischen den weitläufigen Auslauf der Poulnasherry Bay, einer großen für ihre Austernzuchten bekannten Lagune.

In diesem flachen Revier ohne größere Strukturen sind kompakte Küstenwobbler wie dieser Spöket immer eine gute Wahl: Sie lassen sich richtig weit hinaus feuern, laufen oberflächennah und decken dank ihrer Reichweite ein großes Gebiet ab.

Nadel im Heuhaufen gefunden − der Spöket hat geliefert. Nicht groß, aber Fisch! Vielleicht kommen ja seine Eltern noch auf einen Snack vorbei.

Nee, die hatten wohl Besseres zu tun. Stunden später treten wir entlang ausgedehnter Austernzuchten ohne weitere Fischkontakte den Rückweg an. Bereits jetzt sind wir drei uns einig, wo wir am Folgetag unbedingt wieder hin wollen. Dürfte nicht schwer zu erraten sein!

Uns zieht es erneut an unseren Erfolgsplatz in der Galway Bay. Der Weg führt uns vorbei an einem der nächsten Wahrzeichen des County Clare: dem Burren. Diese einzigartige Karstlandschaft ist vor allem bei Wanderern beliebt und eigentlich einen ganzen Tagesausflug wert. Wir allerdings haben diesmal nichts dringender auf dem Plan, als endlich am nördlichen Rand des Burren anzukommen − wo hoffentlich wieder unsere ganz persönlichen Highlights der Region warten: Wolfsbarsche!

Kurz nach Höchststand der Tide angekommen, können wir es kaum erwarten, die wellenüberspülten Rinnen zwischen den trockenfallenden Erhebungen der Landzunge bei Ballyvaughan zu durchqueren. Und dieses mal lässt sich sogar die Sonne öfter blicken!

Da der Wind weiter auf die Nordseite der Landzunge peitscht, befischen wir die Innenseite, an der ufernah eine tiefere Rinne fast direkt vor unseren Füßen verläuft.

Und Timo hatte den richtigen Riecher: Direkt an einer der noch überfluteten Senken erwischt er diesen hübschen Wolfsbarsch mit seinem flach laufenden Wobbler.

Kaum ist die letzte Rinne gefahrlos passierbar, zieht es mich auch schon an den Hotspot: die äußerste Spitze der Landzunge. Gleich beim dritten Wurf rummst es wieder in meiner Rute und ein guter Wolfsbarsch verlässt für einen kurzen Fototermin sein Element. Zum Glück ist ein Angler aus Dublin in meiner Nähe, der schnell ein paar Erinnerungsfotos für mich schießt. Er verrät uns, dass er regelmäßig quer über die Insel fährt, um an diesem Platz zu fischen. Können wir durchaus nachvollziehen!

Erst am Abreisetag schaffen wir es, endlich mal dem hübschen Örtchen Doolin einen Besuch abzustatten. Ein bisschen ärgern wir uns schon, dass wir es versäumt haben, einen Pub-Abend einzuschieben, traditionelle Musik zu genießen und die Erlebnisse des Tages bei einem Guinness zu verarbeiten. Aber die Suche nach fischbaren Plätzen zwischen der Galway Bay und der Shannon-Mündung hatte echt ihren Tribut gefordert. Und so haben wir noch einen Grund mehr, in diese landschaftlich reizvolle und für Angler super spannende Region Irlands zurückzukehren.


Fotos: Holger Bente (48), Timo Keibel (14) / Illustration: Bastian Gierth

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