Boilies kaufen

Hersteller
Wie die meisten Karpfenangler, nutze auch ich mittlerweile überwiegend Fertigboilies. Ich kaufe meine Murmeln gerne bei Anbietern, die ihren Schwerpunkt in der Köderproduktion haben und selber Boilies abrollen. Firmen, die alles mögliche anbieten, kaufen in der Regel von irgendeinem Großhersteller Boilies zu. Da steht die Qualität leider nicht immer im Vordergrund, sondern eher die Gewinnoptimierung. Schließlich wollen hier Hersteller, Großhändler und am Ende noch der Fachhandel verdienen. Hersteller, die ihr Geld in erster Linie mit Boilies machen, verkaufen ihre Produkte über Qualität und nicht über bunte, auffällige Kilo-Tüten im Fachgeschäft. Sie leben von ihrem guten Ruf und werden Dir schon aus eigenem Interesse keinen Mist andrehen.

Preis
Ein guter Boilie kann, aber muss nicht teuer sein. Auch aus günstigen, frischen (!) Zutaten lassen sich Köder herstellen, die nahrhaft sind und den Karpfen schmecken. Gespart wird hier meistens an hochpreisigen Zusätzen, die den Boilie attraktiver machen sollen. Von extrem billigen Boilies solltest Du dennoch die Finger lassen. Für 1,99 € pro Kilo kann man einfach keinen anständigen Köder produzieren. Wir treiben so viel Aufwand, um Karpfen zu fangen, verbraten wertvollen Sprit auf dem Weg zum Anfüttern, kaufen teures Angelzeug und sitzen tagelang am Wasser: Wer da an den Ködern spart, spart definitiv am falschen Ende! Füttere zur Not lieber weniger, aber wirklich gute Boilies oder ergänze die Futtergabe durch günstige Partikelköder und Pellets.
Geruch & Geschmack
Es ist trügerisch, was Dir da in die Nase steigt, wenn Du die Tüte mit den Boilies öffnest. Was so lecker nach Erdbeere duftet, können die Fische eventuell gar nicht wahrnehmen. Denn unter Wasser verbreitet sich Duft eben nicht durch die Luft. Karpfen riechen nicht wie Menschen, sondern schmecken im Wasser gelöste Stoffe. Trotzdem erkennt man einige bewährte Zutaten durchaus am Geruch: Buttersäure, Leberpulver, Fischmehl und verschiedene Gewürze zum Beispiel. Doch letztlich zählt der Geschmack. Wer selber probieren mag, sollte darauf achten, dass der Boilie nicht übermäßig bitter schmeckt oder säureartig auf der Zunge brennt. Scharf, süß, salzig – alles okay. Aber für Bitterstoffe, die häufig von ungeeigneten Konservierungsmitteln, künstlichen Aromen oder Süßstoffen stammen, haben Karpfen wenig übrig.

Zutaten
Der Blick auf die (hoffentlich) aufgedruckte Zutatenliste sagt dem Laien in der Regel nicht allzu viel. Neben verschiedenen Mehlen, die stets das Grundgerüst der Köder bilden, findest Du dort aber auch die Stoffe, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass der Karpfen die Murmeln über seinen Geschmackssinn wahrnehmen und aufspüren kann – wasserlösliche Attraktoren, die aus dem Boilie gewaschen werden und sich im Wasser verteilen. Häufig verarbeitet werden zum Beispiel: Süßstoffe (Sweetener), Bierhefe, Milchpulver, Lebermehl und Leberextrakt, Krustentiemehle, Fischmehl und Fischprotein, Buttersäure (N-Butyric Acid), Muschelextrakt wie Green Lipped Mussel Powder (GLM), Betain, fermentierte Mehle und verschiedene Gewürze.
Proteine oder Kohlenhydrate?
Karpfenangler können prima darüber streiten, ob Boilies eher reich an Proteinen oder Kohlenhydraten sein sollten. Kurz zusammengefasst: Besonders Proteinreiche Köder mit einem hohen Anteil von zum Beispiel Fisch- oder Fleischmehl (links im Bild) sind sehr nahrhaft, dafür aber schwerer zu verdauen. Kohlenhydratköder (etwa auf Basis von Getreide oder Mais) werden schneller verdaut und wieder ausgeschieden. Die Karpfen werden weniger stark gesättigt, erhalten dafür aber auch nicht so viele verwertbare Nährstoffe.
Beim Angeln möchte ich Karpfen fangen und nicht mästen. Mir ist es daher wichtiger, dass die Fische nach dem Besuch auf meinem Futterplatz schnell wieder Hunger haben. Das spricht eher für Kohlenhydratboilies. Ihre leichte Verdaulichkeit macht sie zudem ideal für die „schwierigen Zeiten”, wenn das Wasser im Frühling und Winter kalt oder der Sauerstoffgehalt im Sommer gering ist. Besonders nahrhafte, proteinreiche Boilies können hingegen bei längeren Futterkampagnen punkten. Die Fische merken mit der Zeit, ob die Murmeln ihnen die benötigten Nährstoffe liefern können. Fakt ist: In jedem Boilie ist alleine schon durch die Verarbeitung von Eiern ein gewisses Maß an Proteinen (also Eiweißen) enthalten. Reine Kohlenhydratköder gibt es also nicht.
Boiliegröße
Karpfen nehmen kleine Köder grundsätzlich besser an – vielleicht, weil sie eher der Größe ihrer natürlichen Nahrung entsprechen. Kleine Boilies haben aber noch einen Vorteil: Die einzelnen Kugeln sind pro Stück natürlich leichter. Wenn Du ein Kilo 15-Millimeter-Boilies fütterst, liegen am Grund viel mehr einzelne Köder, als wenn Du zum Beispiel 24er ins Wasser wirfst. Ich habe das mal abgezählt: rund 100 Gramm entsprechen 38 Boilies mit 15 Millimetern Durchmesser, bei 20 Millimetern sind es 21 und bei 24er Kugeln nur noch 12 Stück (siehe Foto). Viele kleinere Köder beschäftigen die Karpfen länger und sättigen sie nicht so schnell.
Also nur noch kleine Boilies? Nein, denn manchmal braucht es größere Kugeln, um unerwünschten Mitessern das Leben schwer zu machen. Größere Köder können außerdem im Fluss und Kanal sinnvoll sein, da sie durch ihr höheres Gewicht nicht so schnell von Sog und Strömung bewegt werden. Wenn es die Bedingungen erlauben, setze ich aber tatsächlich am liebsten Boilies mit 12, 15 oder maximal 20 Millimetern ein.
Konsistenz
Gilt es Beifänge zu vermeiden, ist die Konsistenz des Boilies mindestens so wichtig wie die Größe. An steinharten Kugeln haben Brassen & Co ordentlich zu knabbern. Das gilt übrigens auch für kleine Karpfen. Möchtest Du an einem Gewässer mit vielen Halbstarken gezielter die dicken Brummer fangen, kann Dir das über den Einsatz großer und harter Köder gelingen. Attraktiver sind allerdings die Softies, denn sie waschen schneller aus und geben ihre Inhaltsstoffe zügiger ans Wasser ab. Letztlich ist hier ein Kompromiss gefragt.
Ich kaufe meistens recht weiche Boilies und trockne diese bei Bedarf in Gitterkisten oder Karpfesäcken (Bild) nach. Harte Köder kommen bei mir zum Einsatz, wenn Krebse oder Weißfische nerven oder sehr viele kleine Karpfen im Gewässer vorkommen. Gerne mische ich auch harte und weiche Boilies. Die Softies sorgen dann für den schnellen Lockeffekt, die harten Brocken bleiben für die Karpfen liegen und geben ihre Inhaltsstoffe langsam, aber dafür über einen längeren Zeitraum frei. Auch für längere Futterkampagnen, bei denen zwischen den Futtergaben schon mal zwei, drei Tage liegen können, nehme ich harte Knödel, die eben nicht nach einer Nacht schon Brassenfutter sind.
Farbe
Die Farbe spielt bei den Hakenködern sicherlich eine größere Rolle als bei Boilies, mit denen wir anfüttern. Trotzdem finde ich es sinnvoll, wenn sich die Murmeln vom Untergrund abheben und für die Karpfen somit besser sichtbar sind. Fische ich auf dunklem Grund, greife ich gerne zu möglichst hellen Boilies. Mit schneeweißen Murmeln habe ich in der Vergangenheit schon echte Sternstunden erlebt. Leider gibt es mittlerweile keine mehr im Handel, da der dafür verwendete Farbstoff verboten wurde. Umgekehrt nutze ich dunkle Köder mit Vorliebe auf hellem Sandboden.
Form
Die Form ist dem Karpfen egal. Du würdest auch mit Boilies in Pyramidenform fangen. Aber Kugeln lassen sich halt am besten maschinell herstellen. Wenn Du mit dem Wurfrohr füttern möchtest, solltest Du darauf achten, dass die Köder auch wirklich schön rund sind. Beim Angeln in Kanälen und Flüssen oder an steilen Kanten unter Wasser kann es Sinn machen, kissenförmige Boilies zu verwenden, da diese nicht so schnell ins Rollen geraten. Angeboten werden diese aber nur von wenigen Herstellern. Alternativ kannst Du halbierte runde Boilies verwenden.

Frisch oder konserviert?
Konservierte Boilies hatten früher vollkommen zu Recht einen miesen Ruf und waren der Grund für viele Karpfenangler, ihre Köder selber herzustellen. Heute setzen die meisten Hersteller auf Konservierungsmittel in Lebensmittelqualität, die den Geschmack nicht negativ beeinflussen. Ich jedenfalls habe schon lange keine schlechten Erfahrungen mehr mit konservierten Boilies machen müssen. Wer dennoch darauf verzichten möchte, bekommt bei vielen Köderschmieden auch frische Boilies ohne Konservierer (Freezer Baits), die dann allerdings eingefroren werden müssen. Alternativ kannst Du nicht konservierte Boilies in reichlich Salz oder Zucker für eine längere Zeit lagern. Einige Hersteller bieten auch schon direkt gesalzene oder gezuckerte Köder an.
Die Suche nach dem ultimativen Wunderboilie kann einen verrückt machen – denn es gibt ihn schlicht nicht! Statt eine Sorte nach der nächsten zu testen, konzentriere Dich lieber auf einige wenige Produkte und fische damit ausgiebig. Nur so bekommst Du Vertrauen in den Köder und kannst Dir sicher sein, dass es nicht am Boilie liegt, wenn eine Tour mal nicht so rund läuft.
Fotos: Tobias Norff (15), Björn Buchholz (3) / Illustration: Bastian Gierth
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