Flugstunden am Teich

Die in den Forellenseen besetzten Salmoniden kannst Du mit unterschiedlichsten Taktiken und Fliegenarten fangen: Je nach Bedingungen bringen Dir sowohl Streamer und Nymphen als auch Trockenfliegen die Fische an den Haken.
Rute & Rolle
Eine Einhand-Fliegenrute der Klasse #5 oder #6 in einer Länge von 9 Fuß ist für die meisten Forellenseen optimal. Damit kannst Du größere Streamer werfen aber auch zierliche Nymphen anbieten. Eine für diese Rutenklassen passende Rolle komplettiert Deine Forellensee-Ausrüstung.
Schnur & Vorfach
Viele Forellenseen haben eine überschaubare Tiefe oder weisen zumindest flachere Zonen auf. Und oft genug ziehen die Fische in den oberen Wasserschichten oder sogar direkt unter der Oberfläche umher. Deswegen greif bei der Schnur am besten zur weit verbreiteten WF-Schwimmschnur in der zu Deiner Rute passenden Klasse.
Der Vorfachaufbau ist kein Hexenwerk: An die Fliegenschnur (1) montierst Du über eine Schlaufenverbindung (2) das konisch zulaufende 9-Fuß-Vorfach (3). Über einen Pitzenbauerring (4) knüpfst Du dann noch eine rund 80 bis 100 Zentimeter lange Spitze (5) an – fehlt nur noch die Fliege (6) Deiner Wahl und fertig ist Dein Setup fürs Fliegenfischen am Forellensee.


Je nachdem, ob Du mit Streamer, Nymphe oder Trockenfliege fischst, solltest Du Schnurstärke und Beschaffenheit der Spitze anpassen. Für Nymphen und Trockenfliegen kommst Du mit 0,18 Millimeter Fluorocarbon prima klar. Für Streamer darf's ruhig etwas kräftiger sein: Zum einen rollt sich so eine größere Fliege an dickerem und steiferem Vorfach besser ab. Zum anderen hast Du es bei so einem Happen oft mit größeren Fischen zu tun. Mit einer Schnurstärke ab 0,23 Millimeter bis Du meistens auf der sicheren Seite.
Strategie
Und nun auf an den See! Wichtigste Regel: Halte Ausschau nach umherziehenden oder sogar aktiv an der Oberfläche fressenden Fischen. Ist das betreffende Ufer nicht besetzt, dann hin da! Auch wenn Forellen auf Sicht angeworfen oft sehr wählerisch reagieren, bei der richtigen Fliege verlieren sie immer wieder jede Scheu!
Sollten im See die recht gut auszumachenden Goldforellen besetzt sein, dann halte die Augen nach ihnen auf: Oft befinden sie sich in Gesellschaft eines Schwarms normal gefärbter Forellen, die auf den ersten Blick nicht immer zu sehen sind.


Goldrichtig serviert und überlistet: Fische auf Sicht zu befischen, ist auch am Forellensee eine große Stärke des Fliegenfischens. Bleibt nur noch die Frage, welche Fliege die richtige Wahl für Deine Würfe ist.


Die meisten Fliegenfischer schwören am Forellensee auf Streamer: Von dezent naturfarbenen Mustern bis zu poppigen Kreation in Reizfarben ist alles dabei – und fängt!
Sind die Forellen richtig aktiv, dann serviere ihnen ruhig knallige Muster und führe diese aggressiv mit kurzen, harten Rucken. Beißt nix? Dann teste weiter unterschiedliche Muster und Führungsweisen. Viele Streamer arbeiten auch bei geringstem Zug dank ihrer weichen Materialien richtig aufreizend. Lass Deine Fliege ruhig mal verharren und hauche ihr dann wieder Leben ein – oft kommt der Biss genau dann, wenn der Streamer wieder Fahrt aufnimmt.
Fängige Fliege alleine reicht aber nicht: Versuche auch rauszufinden, in welcher Tiefe die Fische gerade ziehen. Hierfür kannst Du entweder unterschiedlich stark beschwerte Fliegen testen oder Dein Vorfach gegen ein schneller sinkendes austauschen.
Wo wir schon vom Sinkvorfach reden: Wenn Du schwimmende Streamer wie die hier abgebildeten Booby Fly mit ihren auftreibenden Schaumstoffaugen in Deiner Box hast, dann serviere diese properen Gesellen mal hinterm sinkenden Vorfach. Was daran so pfiffig und fängig ist, erfährst Du in der folgenden Zeichnung.
Die schwimmende Fliegenschnur (1) wird vom Sinkvorfach (2) nach unten gezogen. An der monofilen Spitze (2) folgt die auftreibende Fliege. Ziehst Du nun ruckartig an der Schnur, schießt die Fliege Richtung Grund. Genau so verhalten sich auch viele Beutetiere auf der Suche nach einem Versteck!


Speziell in der wärmeren Jahreshälfte hilft für die richtige Fliegenwahl auch ein Blick ins Wasser. Finde heraus, was sich dort alles tummelt und suche nach einer passenden Imitation: Sind Kaulquappen unterwegs? Dann greif zu einer schwarzen Fliege in ähnlicher Größe.


Fischbrut zieht umher? Eine Kleinfisch-Imitation könnte jetzt punkten!


Libellen schwirren über der Wasseroberfläche? Dann knüpfe Muster in Olivtönen mit ausgeprägten Augen an die Schnur – damit imitierst Du perfekt deren räuberische Larven.


Wo wir schon bei Insektenlarven sind: Richtig gut kannst Du die kleinen Leckerbissen mit Nymphen imitieren! Für so ziemlich alles, was in so einem Teich krabbelt und schwimmt, gibt es passende Muster.
Großer Unterschied im Vergleich zum Fischen mit Streamer: Die zierlichen Nymphen solltest Du extrem langsam führen! Denn weder Larven noch anderes Krabbelgetier düsen mit Vollspeed durch den Teich!
Ein Trick, um die richtige Geschwindigkeit zu treffen: Senke nach dem Auswerfen die Rutenspitze bis rund 20 Zentimeter übers Wasser. Nun ziehst Du langsam soweit Schnur ein, dass sich das Schnurende außerhalb der Rutenspitze streckt. Jetzt warte, bis allein durch das Gewicht dieses kurzen Schnurstücks der Rest der Schnur zu Dir herangezogen wird. Dann starte von Neuem.



So langsam die Führungsweise ist, umso vehementer sind oft die Bisse, die Du auf Nymphe bekommst! So ein kleiner Snack wird oft im Vorbeischwimmen inhaliert. Fehlbisse sind beim Nymphenfischen im Vergleich zum Fischen mit den deutlich größeren Streamern deswegen auch recht selten.
Noch ein Pluspunkt speziell beim Nymphenfischen: Vielfach erwischst Du damit auch wählerische Forellen, die schon länger im See sind und sich auf natürliche Nahrung eingestellt haben. Hier war es eine hübsche Tigerforelle, die der winzigen Nymphe nicht widerstehen konnte.
Richtig spannend wird’s am Forellensee, wenn die Fische aktiv Nahrung von der Wasseroberfläche nehmen: Jetzt schlägt die Zeit der Trockenfliege! Auch hier gilt: Schau genau hin, was sich die Fische gerade von der Oberfläche nehmen. Dann knote ein in Größe und Form ähnliches Muster an die Schnur. Eine exakte Nachbildung der gerade herumtreibenden Insekten brauchst Du am Forellensee in der Regel nicht.


Ein ganz besonderer Leckerbissen katapultiert sich im Hochsommer regelrecht auf die Speisekarte der Forellen: Grashüpfer landen nun regelmäßig nach missglücktem Sprung auf der Wasseroberfläche. Forellen lassen sich solche Happen selten entgehen! Mit einer passenden Imitation kannst Du jetzt richtig punkten − und mega spannend ist's obendrein!
Mit der Trockenfliege kannst Du entweder gezielt aktiv fressende Fische anwerfen, indem Du Deine Fliege ein oder zwei Meter vor deren angenommener Schwimmbahn präsentierst. Oder Du lässt das Muster Deines Vertrauens in dem Abschnitt des Sees treiben, wo öfter Fischaktivität zu sehen ist. Lassen die Forellen Deine Trockenfliege links liegen, aber nehmen trotzdem andere Nahrung von der Oberfläche, dann greif in die Trickkiste: Versuch ein Muster, das nicht auf der Wasseroberfläche thront, sondern eines, das etwas einsinkt oder sogar knapp unter der Oberfläche treibt.
Oft hilft auch etwas Bewegung den Fischen auf die Sprünge: Zupfe ruhig mal vorsichtig an der Schnur, um dem vermeintlich wehrlosen Insekt etwas Leben einzuhauchen. Ein anderes Mal sind die Forellen richtig in Laune und attackieren ein unnatürlich aussehendes Schaumstoffgebilde, wie dieses Muster namens Chernobyl Ant, das ruckartig über die Wasseroberfläche schlittert.
Du siehst: Fliegenfischen am Forellensee ist extrem vielfältig und gerade für Einsteiger eine großartige Möglichkeit, die Wurfkünste zu verfeinern, unterschiedliche Fliegenmuster zu fischen und sich im Drillen an der Fliegenrute zu üben! Falls Du noch ein paar Inspirationen zu fängigen Fliegenmustern suchst, dann schau Dir unbedingt auch unseren Artikel Forellensee-Fliegen − unsere Top 10 an.
Abschluss-Tipp: Bevor es an den Forellensee Deiner Wahl geht, checke, ob er speziell für Dich als Fliegenfischer wichtige Voraussetzungen erfüllt. Wäre nämlich schade, wenn Du gezwungen bist, den ganzen Tag in einer Ecke des Sees zu verbringen, wo Du kaum Freiraum für ausreichend weite Würfe hast und sich obendrein keine Flosse blicken lässt.
freie Uferwahl | Wähle ein Gewässer, an dem es erlaubt ist, am Ufer langzuwandern. Da Du nicht über den halben See werfen kannst, solltest Du die Möglichkeit haben, die Fische aktiv zu suchen. |
reichlich Rückraum | Schau Dir im Satellitenbild – besser aber noch vor Ort – an, ob es genügend Plätze mit ausreichend Rückraum für Deine Würfe gibt. |
kleinere Gewässer | Suche Dir einen kleineren oder mittelgroßen See. Selbst, wenn die Fische weiter vom Ufer entfernt stehen, hast Du hier größere Chancen, sie doch noch mit der Fliege zu erreichen. |
wenig Publikum | Bevorzuge Seen, die nicht allzu stark frequentiert werden. Denn gerade als Fliegenfischer kannst Du nicht nur hinter, sondern auch neben Dir etwas mehr Freiraum gebrauchen. |
Fotos: Holger Bente (33), Tobias Norff (4), Daniel Frank (1) / Illustration: Bastian Gierth
Du willst richtig eintauchen in die Welt des Fliegenfischens? Du hast bereits Deine ersten Versuche mit der Fliegenrute hinter Dir, aber Dein Kopf ist voller Fragen? Dann können wir Dir bestimmt helfen: In unserem Buch FLIEGENFISCHEN - so legst Du los! erklären wir alles Wissenswerte für den Einstieg und darüber hinaus - von der Gerätezusammenstellung übers Werfen bis zu konkreten Praxis-Anleitungen am Wasser. Weitere Infos findest Du in unserem Dr. Catch-Shop.