Angeln mit Naturködern in Norwegen
Angeln mit Naturködern in Norwegen

Tiefseeangeln in Norwegen

So fängst Du Leng und Lumb mit Naturködermontagen

Der Leng ist sicherlich die begehrteste Beute eingefleischter Tiefseeangler. Er beißt zwar auch mal beim Pilken oder Gummifischangeln in flacheren Gefilden, doch wer gezielt Leng angeln will, sollte schon mindestens 80 oder besser noch mehr Meter unterm Boot haben. Die größeren Fische und erst recht die wirklich Kapitalen gehen in der Regel ab 100 Metern Tiefe abwärts an den Haken. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Der zweite Hauptzielfisch beim Tiefseeangeln: der Lumb. Er teilt sich häufig ein Revier mit dem Leng, kommt in vielen Gegenden aber deutlich häufiger vor als sein schlanker Verwandter. Lumbs beißen bevorzugt direkt am Grund, während der Leng auch gerne eine Etage höher jagt. Möchtest Du lieber Leng statt Lumb fangen, biete Deinen Köder deshalb ruhig mal fünf bis zehn Meter über Grund an.

Naturköderangeln in Norwegen
Rotbarsch ist übrigens ein prima Köder für Leng und Lumb, denn er passt perfekt ins Beuteschema der großen Tiefseeräuber.

Der Große Rotbarsch bewohnt ebenfalls die Tiefsee. Du wirst ihm beim Angeln auf Leng und Lumb sicherlich mal begegnen. Doch die gezielte Angelei auf den roten Stachelträger unterscheidet sich sehr vom „normalen" Naturköderangeln. Deshalb haben wir dem Rotbarsch einen eigenen Artikel gewidmet.

Angeln mit Köderfisch in Norwegen
Dornhaie sind in Norwegen seit 2011 geschützt und müssen schonend zurückgesetzt werden.

Vor Überraschungen bist Du beim Angeln mit Naturködern niemals sicher. Seeteufel, Heilbutt, diverse Haiarten, Rochen und Seehechte treiben ihr Unwesen auch in großen Tiefen. Hier hat ein rund 1,20 Meter langer Dornhai den Köderfisch genommen.

Doch zurück zu unseren eigentlichen Zielfischen Leng und Lumb. Wie erwähnt stehen unsere Chancen im Tiefen am besten. Doch tief alleine genügt nicht. Achte bei der Wahl der Angelstelle auch auf Strukturen am Grund: zum Beispiel steile Felskanten, Plateaus, flachere Nasen, die in tiefes Wasser ragen, oder Rinnen. Grundsätzlich ist weicher, schlammiger Grund nicht zu empfehlen. Wenn Du merkst, dass Dein Blei da unten regelrecht im Boden versinkt, probiere es lieber gleich an anderer Stelle. In diesem Artikel erklären wir, wie Du die Bodenbeschaffenheit auf der Seekarte erkennst.

Blei zum Tiefseeangeln in Norwegen
Wer umweltbewusst angeln möchte, nimmt bleifreie Gewichte wie die Non Toxic Sinker von WFT (auf dem Bild zu sehen).

Um den Köder in 100, 150 oder sogar über 200 Metern Tiefe anbieten zu können, sind schwere Bleie Pflicht. Normalerweise kommst Du mit 500 bis 800 Gramm gut klar. Treibt das Boot sehr schnell oder ist die Strömung extrem stark, kann aber auch schon mal ein Kilo-Blei nötig sein, damit die Montage nicht vom Grund aufsteigt.

Angelausrüstung für Norwegen
Tipp: Wähle die Rute zum Naturköderangeln nicht zu kurz! Mit einem längeren Hebel bekommst Du den Anhieb besser durch. Ideal sind 2,00 bis 2,40 Meter.

Die erforderlichen Bleigewichte lassen schon erahnen, dass es mit der leichten Pilkrute auf Leng und Lumb wohl eher nix wird... Ein echtes „Brett" muss her, um die Gewichte vernünftig halten und den Anhieb in der Tiefe durchbringen zu können. Die perfekte Naturköderrute sollte neben einem bärenstarken Rückgrat jedoch auch eine sensible, nicht zu harte Spitze aufweisen. Empfehlenswert ist zum Beispiel die abgebildete Electra Speed Jig von WFT mit 30 Pfund Testkurve.

Als Ergänzung zur Rute kommt eigentlich nur eine robuste Multirolle mit hoher Schnurfassung infrage. 300 bis 400 Meter 0,25er Geflochtene sollte die Rolle schon aufnehmen. Viele Angler greifen mittlerweile zu elektrischen Modellen (links im Bild). Wer ohne Motorhilfe angeln möchte, sollte beim Kauf auf einen hohen Schnureinzug pro Kurbelumdrehung achten. Sonst wird's noch mühsamer, die Montage aus großer Tiefe einzuholen.

Multirolle für Norwegen
Ein Akku mit 9 Ah, wie er auch für Echolote eingesetzt wird, spendet der E-Multi in der Regel ausreichend Saft für einen langen Angeltag.

Auch wenn einige Angler elektrische Multirollen als „unsportlich" ansehen – die Dinger sind einfach eine riesen Hilfe! Dabei geht es nicht um den Drill der Fische, sondern vor allem um das Einholen der Montage, wenn wir den Platz wechseln oder die Köder kontrollieren wollen. Nachdem Du Deine Naturködermontage mit 800 Gramm Blei zum zwanzigsten Mal aus 180 Metern Tiefe per Muskelkraft hochgedreht hast, wirst Du Dir bestimmt auch eine E-Multi wünschen. Betrieben werden die Rollen übrigens mit handelsüblichen 12-Volt-Akkus.

Das Einholen mit der E-Multi ist nicht nur kraftsparend, sondern geht auch viel schneller. Ebenfalls praktisch: der eingebaute Schnurzähler. So weißt Du immer, in welcher Tiefe Deine Montage hängt und wie viele Meter Schnur Dich im Drill noch von Deinem Traumfisch trennen.

Auch der Rest Deiner Ausrüstung sollte robust ausfallen: stabile Haken der Größen 6/0 bis 10/0 und abriebfestes Vorfachmaterial mit 0,80 bis 1,20 Millimetern Durchmesser sind nicht übertrieben. Als Hauptschnur kommt nur eine dehnungsarme Geflochtene in Betracht. Hier gilt es einen Kompromis zu finden, denn je dicker die Schnur, desto mehr Wasserwiderstand bietet sie. Das heißt: Du brauchst auch mehr Bleigewicht, um die Montage am Grund zu halten. Ich benutze Schnüre mit 0,22 bis 0,25 Millimeter Durchmesser – und zwar die KG Strong Exact von WFT, denn die gibt es in Lauflängen, die genau zu meiner E-Multi passen. Sehr praktisch!

Naturködermontage zum Angeln in Norwegen
Zwei Köder bedeuten auch mehr Wasserwiderstand. Bei sehr starker Drift ist es daher manchmal angebracht, den obereren Seitenarm wegzulassen.

Bei der Naturködermontage kommt es vor allem auf zwei Dinge an: Das System muss robust sein und darf sich auf seinem langen Weg Richtung Grund nicht verwickeln. Die meisten Angler verwenden Montagen mit zwei Haken. Vorteil: Zwei Köder verbreiten mehr Duft und Du kannst Dir auch nach einem Fehlbiss recht sicher sein, dass zumindest ein Leckerbissen noch dran ist.

Naturködermontage selber bauen
Kurze Mundschnüre sind weniger anfällig für Verwicklungen – und vor allem darauf kommt es beim Tiefseeangeln an!

Hier meine Naturködermontage im Detail: Das Stück zwischen Schlaufe (1) und dem oberen Seitenarm misst etwa 40 Zentimeter. Über einen speziellen Dreiwegewirbel (2) befestige ich die etwa 30 Zentimeter lange Mundschnur (3). Das folgende Vorfachstück (4) ist verkürzt dargestellt. Ich wähle es so lang, dass sich die Haken beider Mundschnüre nicht erreichen können – in diesem Fall rund 80 Zentimeter. Das minimiert die Verwicklungsgefahr. Es folgt ein Sea Boom oder Abstandshalter (5), in den das Blei eingehängt wird. Daran knote ich die zweite, ebenfalls rund 30 Zentimeter lange Mundschnur (6).

Als Befestigung für den oberen Seitenarm haben sich bei mir solche Dreiwegewirbel bewährt. Die kannst Du fertig kaufen oder einfach selber aus einem robusten Sprengring und drei Tönnchenwirbeln bauen (links im Bild). Achte allgemein auf stabile, hochwertige Bauteile. Denn jederzeit kann da unten der 50-Pfund-Leng Deinen Fischfetzen inhalieren.

Tipps zum Tiefseeangeln in Norwegen
Leuchtende Bleie üben ebenfalls eine Lockwirkung auf Lumb und Leng aus.

Das Blei kannst Du über eine Schnurschlaufe aus 0,35er oder 0,40er Mono in den Sea Boom einhängen. Die Schlaufe dient bei einem Hänger als Sollbruchstelle – so verlierst Du nicht gleich die ganze Montage, wenn sich das Blei zwischen Steinen verkantet hat.

Wer seine Naturködermontagen selber bastelt, spart nicht nur Geld, sondern hat an Sturmtagen auch was zu tun in der Ferienwohnung.

Naturködermontage für Norwegen selber bauen
Beim Vorfachschmuck ist weniger oft mehr, denn jedes zusätzliche Bauteil erhöht den Wasserwiderstand der Montage.

Köderschmuck: unnötiger Schnickschnack oder wirklich sinnvoll? Ich jedenfalls mag auf Perlen, Schläuche & Co nicht verzichten. Vor allem nachleuchtende Bauteile finden sich immer an meinen Naturködermontagen, denn die fallen dort unten in der dunklen Tiefe am meisten auf. Gerne verbaue ich auch Spinnerblätter oder Spin-O-Glows (Auftriebskörper mit Flügeln), da sich diese im Wasser drehen und für Fische gut wahrnehmbare Druckwellen erzeugen.

Fehlt nur noch der passende Köder! Und da steht Fisch ganz klar an erster Stelle, wenn es auf Leng und Lumb geht. Hier findest Du die besten Anköderungsvarianten.

Naturköderfischen in Norwegen
Beliebter Fehler beim Naturköderangeln: Das Blei wird einfach über den Grund geschleift. Dabei gibt es jedoch viele Hänger und wir erkennen die Bisse nur sehr schwer.

Das Angeln mit Naturködern erfordert Konzentration. Zunächst lässt Du die Montage bis zum Grund ab. Anschließend holst Du ein, zwei Meter Schnur ein und hältst die Montage dort. Dabei versuchen wir immer, dem Grundverlauf zu folgen. Wird es tiefer, lassen wir also weiter ab, treibt das Boot in flachere Gefilde, wird Schnur eingeholt. Ganz wichtig dabei: Das Blei muss schwer genug sein! Ist es zu leicht (1), treibt die Montage auf und wir müssen ständig Schnur geben, um am Grund zu bleiben. Irgendwann verlieren wir den direkten Kontakt zur Montage, erkennen Bisse nicht mehr und können auf Tiefenschwankungen kaum noch rechtzeitig reagieren. Im besten Fall führt die Schnur nahezu senkrecht von der Rutenspitze in die Tiefe (2).

Ruhe bewahren! Wenn es an der Rutenspitze ruckt und ruckelt, nicht gleich anschlagen. Warte mit dem Anhieb, bis der Fisch den Köder richtig festhält und ein gleichmäßiger Zug auf die Rute ausgeübt wird. Und wenn der Anschlag doch mal daneben geht, einfach wieder ablassen. Leng und Lumb packen auch ein zweites oder drittes Mal zu.

Leng angeln in Norwegen
Selbst der kräftigste Anhieb verpufft, wenn die Rollenbremse zu weich eingestellt ist. Deshalb: Schön dicht machen die Bremse und – wenn nötig – erst nach dem Anhieb etwas lockern.

Zack, der hängt! Nur mit einem richtig kräftigen Anhieb gelingt es, den Haken ins Maul von Leng und Lumb zu treiben. Denn bei Tiefen über 100 Meter „schluckt" selbst die dehnungsarme Geflochtene einiges an Wucht. Um den Haken wirklich sicher fassen zu lassen, solltest Du nach dem Anhieb zusätzlich ordentlich Druck auf den Fisch ausüben.

Leng an Bord – zwar kein Riese, aber schon bei der nächsten Drift steigt vielleicht einer ein, der länger ist als der Fänger. Alles ist möglich beim Tiefseeangeln in Norwegen!


Fotos: Tobias Norff (20), Holger Bente (3) / Illustration: Bastian Gierth

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