Rotaugen angeln mit der Schwingspitze
Rotaugen angeln mit der Schwingspitze

Sensibler geht's nicht!

Angeln mit der Schwingspitze

Schwingspitzenruten sind mit einem Gewinde-Endring ausgestattet. Dort wird die „Schwinge" einfach eingeschraubt. Solche Rutenringe mit Gewinde gibt es im Handel auch einzeln zu kaufen. Du kannst durch einen Wechsel des Spitzenringes also im Grunde jede Rute zu einer Schwingspitzenrute umfunktionieren. Sehr gut dafür geeignet sind zum Beispiel weiche Spinnruten zwischen 2,70 und 3,00 Metern Länge mit 30 bis 40 Gramm Wurfgewicht.

Die Schwingspitze wiederum ist über ein Stückchen Schlauch flexibel mit dem Gewindestück verbunden und hängt – wenn die Schnur nicht gespannt ist – im 90-Grad-Winkel nach unten.

Das Auswerfen mit diesem „Geschlacker" an der Rutenspitze ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wichtig: Zieh die Rute beim Werfen schön gleichmäßig durch. Eine zu ruckartige Bewegung und abruptes Abbremsen führen schnell dazu, dass die Schwingspitze überschlägt und sich die Schnur um die Spitze legt. Aber keine Sorge: Nach ein paar Probewürfen hast Du den Dreh raus.

Nach dem Wurf legst Du die Rute ab und spannst die Schnur. Damit die Schwingspitze jeden Biss zuverlässig anzeigt, sollte sie ungefähr in einem Winkel von 60 Grad zur Rutenspitze stehen. Kommt der Fisch auf Dich zu, kann das „Pendel" dadurch zurückschwingen. Nimmt der Flossenträger Schnur, wird die Spitze steigen.

Deine Schwingspitzenrute kannst Du seitlich (wie eine Feederrute) zur Montage, aber auch direkt in einer Linie zur Schnur ausrichten. Auf die Bissanzeige hat das keinen Einfluss. Damit eignet sich die Schwingspitze auch prima für beengte Angelplätze, an denen es mit einer Feederrute schwer wäre, den nötigen Winkel zwischen Spitze und Schnur zu erreichen.

Schleienangeln mit Schwingspitze
Da die Schwingspitze so sensibel ist, neigt man dazu, zu früh anzuschlagen. Setze den Anhieb erst, wenn die Spitze deutlich nach oben wandert oder plötzlich fällt.

Die Schwingspitze hat einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber Feederspitzen: Der Fisch kann relativ viel Schnur nehmen, bevor er auf nennenswerten Widerstand trifft. Die „Schwinge" ist damit zum Beispiel perfekt, um auf vorsichtige Schleien zu angeln.

Brassen angeln mit der Schwingspitze
Da ich mit der Schwingspitze eher im Nahbereich fische, brauche ich keine dehnungsarme, geflochtene Schnur. Eine 0,16er bis 0,20er Mono passt in den meisten Fällen perfekt.

Grundsätzlich ist eine sensible Bissanzeige natürlich bei allen Fischen von Vorteil. Ich setze die Schwingspitze überall dort zum Angeln auf Brassen, Rotaugen, Schleien und auch kleine Karpfen ein, wo ich nicht allzu weit werfen muss. Denn, da muss man ehrlich sein, für größere Distanzen ist eine Feederrute dann doch besser geeignet.

Die Schwingspitze reagiert nicht nur auf Bisse sehr sensibel, sondern auch auf Wind. Um die Schnur auf Spannung zu halten und ein ständiges Aufsteigen der Spitze zu verhindern, kannst Du das „Pendel" mit etwas Bleidraht beschweren. Noch besser sind allerdings Schwingspitzen mit verschiebbarem Gewicht (gibt's zum Beispiel hier*). Je weiter vorne das Gewicht sitzt, desto stärker wirkt es auf die Schnur.

Die Schnurspannung lässt sich auch über die Wahl des Winkelgummis beeinflussen. Durch eine steifere Verbindung zwischen Rute und Spitze bringst Du mehr Spannung auf die Schnur. Damit ist es sogar möglich, die Schwingspitze bei leichter Strömung einzusetzen. Grundsätzlich ist die „Schwinge" aber eher ein Bissanzeiger für stehende Gewässer.

Schwingspitzen gibt's in verschiedenen Längen. Grundsätzlich gilt: Je tiefer das Wasser und je größer die Distanz, auf die wir fischen wollen, desto länger sollte die Spitze ausfallen. Eine längere „Schwinge" ist schwerer und hat eine größere Hebelwirkung, wodurch das Spannen der Schnur einfacher wird. Standard-Spitzen messen so etwa 25 Zentimeter und decken die meisten Situationen ab.

Schwingspitzenruten vertragen in der Regel Wurfgewichte bis etwa 30 oder 40 Gramm. Damit sind die leichten Gerten nix für Futterkörbe im Bierdosenformat. Kleine Körbchen und natürlich normale Bleie in entsprechenden Gewichten kannst Du mit ihnen aber prima werfen. Wie beim Feedern setze ich auch beim Angeln mit der Schwingspitze meistens die ganz normale Schlaufenmontage ein.

Der Drill eines guten Fisches macht an der leichten, recht kurzen Schwingspitzenrute natürlich richtig Laune – gar nicht zu vergleichen mit einer langen, verhältnismäßig klobigen Feederrute!

Nachtangeln mit Schwingspitze
Die handelsüblichen Knicklichthalter passen prima auf die Schwingspitzen. Und zur Not geht's auch mit Tesafilm.

Mit einem Knicklicht ausgestattet lässt sich die Schwingspitze übrigens prima beim Nachtangeln einsetzen. Ich fische so sehr gerne auf Aal, wenn das Gewässer einigermaßen frei von Hindernissen ist.

Wie bereits erwähnt, kannst Du praktisch jede Rute mit einem Gewinde-Endring nachrüsten, wenn Du nicht extra eine Schwingspitzenrute kaufen möchtest. Oder Du baust Deine Feederrute ein wenig um: Dazu musst Du allerdings eine der Wechselspitzen opfern und diese etwa zwei Zentimeter vor einem der Ringe durchsägen.

Entferne nun einfach das Gewindestück und verbinde die „Schwinge" direkt per Schlauch mit der eingekürzten Feederspitze. Sollte die Feederspitze zu dünn sein, so dass der Schlauch nicht vernünftig hält, säge einfach noch ein Stückchen ab oder verdicke sie mit etwas Schrumpfschlauch.

Ganz nach Belieben kannst Du Deine Feederrute nun mit den normalen Zitterspitzen oder der Schwingspitze einsetzen. Ich bin mir allerdings recht sicher, dass die „Schwinge" schnell zu Deinem Liebling werden wird...


Fotos: Tobias Norff (13), Arnulf Ehrchen (2), Annika Danisch (1), Florian Strauß (1) / Illustration: Bastian Gierth

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